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Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renegald Gruwe
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Werke und Bücher des Kunstliebhabers und Fabrikbesitzers aus dessen Sammlung. Schließlich brachte ihn sein Talent ein von der Familie Defries privat gefördertes Stipendium zu verschiedenen Lehrmeistern ein, und er schaffte es an die Kunstakademie Brüssel. Bald schon wurde Gustave unter den argwöhnischen Augen des eigenen Vaters als ein angeschlossenes Mitglied der Familie seines Freundes Eduard angesehen. Fast täglich ging er im Hause seines Gönners ein und aus und führte dabei lange Gespräche mit Herrn Defries und seinem Freund Eduard über die Kunst, im Besonderen über die der Moderne.
    Durch die Abtretung der Gebiete um Eupen an Belgien im Jahr 1920 nach dem verlorenen Krieg 1918, hatten sich auch die Lebensumstände der beiden Freunde geändert. Gustaves Vater und die Familie war in Eupen geblieben. Die Familie Defries war in ein neues Haus nach Aachen gezogen. Die alte Villa und der Teil der Fabrik, der in Belgien lag, waren verkauft worden.
    »Damals dachte ich, wir würden uns nie wiedersehen.«
    »Wir haben uns ja auch lange nicht gesehen. Du warst in Brüssel und in Holland. Ich studierte in Bremen und machte dort meinen Doktor.«
    »Ich habe dich einmal besucht, das war vor deiner Einberufung Anfang 1918. Da habe ich deinen ersten Freund kennengelernt.«
    Eduard schüttelte bei der Erinnerung an die Begegnung den Kopf und musste dann schallend lachen. Gustave stimmte mit ein.
    »Dein Gesicht werde ich nie vergessen, wie dir Heinrich versehentlich ein Glas Rotwein über die Hose gekippt hat und dann versuchte, den Fleck herauszureiben.«
    »Immerhin hatte ich die Hose noch an«, frotzelte Gustave.
    »Du warst schon den ganzen Abend unsicher, hast steif wie eine Holzpuppe auf dem Kanapee gesessen, und als Heinrich anfing, mit dem Tuch deine Hose zu bearbeiten, dachte ich, du fällst gleich in Ohnmacht.«
    »Er zeigte den Eifer einer Hausfrau.«
    »Er war eine Hausfrau! Und dieses Malheur mit dem Rotwein wäre nun mal jeder Hausfrau peinlich gewesen. Aber eigentlich war er ein Holzkopf.« Eduard schüttelte den Kopf über seinen ehemaligen Studienkollegen, als konnte er nicht glauben, dass er in diesen Menschen einmal verliebt gewesen war.
    »Nach außen gab er die Hausfrau, innerlich aber war er ein erzreaktionärer Schweinehund. Wäre er nicht 24 bei einem Unfall mit dem Motorrad ums Leben gekommen, ich glaube, er säße heute an leitender Stelle und frönte seinen sadistischen Neigungen. Von seinem Tod habe ich in der Zeitung gelesen. Ich hatte ihn seit unserer Trennung nach dem Krieg nicht wiedergesehen. Als ich aus dem Lazarett entlassen wurde, war er nicht mehr da. Er war mit Sack und Pack verschwunden. Leider auch mit einigen meiner Sachen. Aber das ist lange her.« Eduard wischte mit einer Handbewegung seine erste Liebe aus seinen Gedanken, nahm sein Glas und prostete dem Freund zu. »Wenn ich ehrlich bin, war ich genauso nervös wie du, als du das erste Mal von meiner Liebe zu einem Mann erfahren hast. Ich wusste nicht, wie du reagierst. Ich hatte nach all der Zeit immer noch ein wenig Angst, du könntest mich verurteilen und ablehnen.«
    »Es war schon ein Schock, als ich dich besuchte und du mir Heinrich als deinen Lebenspartner vorgestellt hast. Wir hatten bis dahin nie über solche Dinge gesprochen. Und dass du keine Frauen magst, darauf konnte ich nach Ursula nicht kommen.«
    »Du hast mich mit Ursula verkuppelt, erinnere dich.«
    »Eduard, du warst mein Freund und zwei Jahre älter. Und außerdem noch Jungfrau, ich hielt es für meine heilige Pflicht.«
    »Abgesehen davon, dass ich Frauen mag, vielleicht nicht so wie du, da gebe ich dir recht, trug das erste Erlebnis mit Ursula nicht gerade dazu bei, meine Neugierde auf das andere Geschlecht zu steigern. Details erspare ich dir lieber.«
    Das leidende Gesicht seines Freundes wirkte, als habe Eduard soeben beherzt in eine Zitrone gebissen, und veranlasste Gustave zu einem aufmunternden Trinkspruch. Er hob sein Glas, das nun fast leer war und erst nachdem Eduard ihnen beiden nachgeschenkt hatte, hob er an: »Auf das, was wir lieben und frei nach eurem alten Fritz: Jeder soll mit dem Geschlecht glücklich werden, das ihn erotisiert. Prost, mein Lieber!«
    »Hört, hört. Prost! Allerdings hast du den König sehr frei zitiert. Na, ihn wird’s nicht weiter stören.«
    Sie tranken, und Eduard entkorkte eine zweite Flasche. Bis spät in die Nacht saßen sie auf dem Balkon und tauschten Erinnerungen aus. Ursula hatte geheiratet und das

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