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Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renegald Gruwe
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ist ein Luftikus. Er macht sich keine großen Gedanken. In seinen Kreisen toleriert man manches.«
    »Hauptsache, du bist glücklich.«
    »Ja, nur, es gibt da …«
    »Es gibt da was?«, fragte Gustave in die Pause hinein.
    »Ach, es ist nichts. Genug von meinen Wehwehchen! Es ist unser erster Abend. Erzähl lieber von dir, wie ist es dir in den letzten Jahren ergangen?«
    Gustave berichtete von Venedig, seiner unerfreulichen Reise durch Oberitalien und von Fräulein Leville. Wie erwartet reagierte der Freund ungehalten auf die getroffene Verabredung.
    »Gleich am ersten Wochenende? Gustave, bitte! Ich hatte schon eine Havelrundfahrt für uns geplant. Als Hommage an unser letztes Treffen in Neapel. Gustave, bitte!«
    Doch alles Flehen und Bitten half nichts, auch weil der Maler keine Adresse des Fräuleins besaß, um abzusagen. Es würde nur einige Stunden dauern und dann könnten sie ja immer noch in See stechen.
    »Wenn sich auch der Wannsee nicht mit der Bucht von Neapel messen lässt«, dämpfte Eduard die Erwartungen seines Freundes. In den breiten Korbstühlen sitzend, genossen sie die laue Sommernacht. Der Kerzenschein erhellte ihre Gesichter. Hier oben, im vierten Stock, war der hektische Autoverkehr auf dem Kaiserdamm, der seit Neustem zur ›Via Triumphalis‹ gehörte, erträglich und die Aussicht auf die Sterne und die Gegenwart seines Freundes ließ Eduard ein wenig erschauern.
    »Ist dir kalt?«, fragte Gustave und schickte sich an, eine Wolldecke zu holen.
    »Nein, es ist nur die schiere Wiedersehensfreude, die mir eine Gänsehaut über den Rücken jagt.«
    Die Freunde betrachteten stumm den Abendhimmel. Nach einigen Minuten erinnerte sich Eduard: »Es gab schon einmal solch einen Moment, auf deinem Balkon in Neapel.«
    Das Gesicht Gustaves erhellte sich. »Aber der Balkon war wesentlich kleiner als dieser hier.«
    »Ja, und heute fänden wir beide wohl nicht mehr Platz darauf, ich habe einiges zugelegt«, gestand Eduard und strich über seinen Bauchansatz. Gustave war das zusätzliche Gewicht nicht verborgen geblieben, doch kannte er die Leidenschaft seines Freundes für gutes Essen.
    »Es gibt einen, der jetzt wohl sehr traurig über deine Fülle wäre.«
    Eduard sah Gustave fragend an.
    »Laurenzo Albertini!«
    »Ach, herrje, der neapolitanische Figaro«, schlug sich Eduard amüsiert auf die Schenkel.
    »Er war ja so verliebt in dich, er hätte dich vom Fleck weg geheiratet, wenn es denn gegangen wäre.«
    »Und wenn er nicht schon verheiratet gewesen wäre. Und zugegeben hätte, dass er Männer liebt.«
    »Mama Albertini. Sie war so dick, kein Wunder, dass der arme Friseur ein Faible für dich hatte. Deine Figur hat halt nicht nur die junge Damenwelt in Verzückung gebracht.«
    »Ach was, der gute Laurenzo hat ja noch nicht einmal geahnt, dass ich etwas anders bin. Wer weiß, wie es gegangen wäre, wenn ich seine unbeholfenen Annährungen erwidert hätte?«
    »Ja, vielleicht hätte er dir beim morgendlichen Rasieren die Kehle durchgeschnitten?«
    »Immerhin möglich«, lachte Eduard, »die Neapolitaner sind ja zu allem fähig.«
    »Mich hast du nie berührt, auch nicht, als wir noch Kinder waren. Ich erinnere mich, dass ich mir damals gewünscht hatte, dass du mich einmal in den Arm nimmst. Wie Brüder es eben tun. Du warst immer so korrekt und unnahbar. Das bist du heute noch«, überließ sich Gustave seinen Gedanken an die gemeinsamen Kindertage.
    »Ich hatte Angst, du könntest es falsch verstehen. Ich habe gelernt, mich zu beherrschen. Bis auf einmal, da habe ich dich sehr wohl berührt, sogar im Arm gehalten. Es muss im Sommer 1912 oder 13 gewesen sein. Wir waren unterwegs zum Jahrmarkt in diesem kleinen Dorf, ich habe den Namen vergessen, und urplötzlich kam ein Gewitter auf. Erinnerst du dich?«
    Gustave nickte schwach und zog fragend die Augenbrauen zusammen.
    »Jedenfalls fanden wir Schutz in einer Scheune und dort, im trocknen, warmen Heu, haben wir den Sturm abgewartet. Du bist eingeschlafen und hast in meinem Arm gelegen.«
    »Wusstest du damals schon, dass du Männer liebst?«
    »Nicht bewusst. Es war mehr ein Ahnen und Sehnen. Eine schwere Zeit der Entdeckungen.«
    »Meine Entdeckungen waren da nicht so schwer.«
    »Ja, du warst schon immer ein Liebling der Mädchen und Frauen.«
    »Wie konnte ich es nicht bemerken?«, schüttelte Gustave den Kopf. »War ich so taub und blind gegen deine Gefühle?«
    »Ach wo, du warst einfach ein Kind, und außerdem wusste ich mich geschickt zu

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