Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Verbindung von Wilderer zu Niewarth war dann auch schnell gezogen. Schon bei seinem Besuch in Pötzow wusste er alles.
Dass der Kriminalist nicht viel gegen Löhner und vor allem nicht gegen Otto Niewarth an Beweisen in der Hand hatte, konnte sich Garoche denken. So erklärte Malek auch in einem fast freundschaftlichen Ton: »Wenn Sie, Garoche, auch nur den kleinsten Hinweis haben, dass Heinrich Löhner den Mord begangen hat, kann ich ihn damit vielleicht bewegen, seinen Kopf unter dem Fallbeil hervorzuziehen, in dem er seinen Arbeitgeber belastet und dann wegen dem Mord an Wilderer mit Zuchthaus davonkommt. Dass er Niewarth geholfen hat, liegt auf der Hand. Der Kunsthändler ist viel zu schwach, selbst so eine zarte Person wie Greta Schöne aus seiner Kunsthandlung fortzubringen. Es würde schon reichen, wenn Löhner zugibt, dass er die Tote, im Auftrag seines Arbeitgebers weggeschafft hat. Einen Hinweis, dass Frau Schöne in der Kunsthandlung oder bei Niewarth zu Hause war, haben wir nicht.«
»Greta hat mir erzählt, dass sie zu Niewarth wollte, um nach Geld zu fragen. Wenn er nicht bereit wäre zu zahlen, wollte sie ihm die Geschichte mit Löhner erzählen. Dass er ihn erschlagen hat.«
»Eine Erpressung. Das häufigste Motiv für einen Mord. Nach der Liebe. – Haben Sie etwas Schriftliches?«
»Es existiert ein Brief von Fräulein Schöne, in dem sie sich von mir und Katuschke verabschiedet. Darin schreibt sie, dass sie zu Niewarth wollte und was sie vorhatte.«
Erich Malek richtete sich kerzengerade auf. »Wo ist dieser Brief?«
»Er müsste bei meinen Unterlagen sein. Wenn ihn die SA oder die Polizei nicht gefunden hat. Im Haus, in einem Versteck.«
Gustave zögerte.
»Was ist denn da noch drin, in diesem Versteck?« Der Kriminalist erkannte Garoches Reaktion von vielen Vernehmungen. Die Beschuldigten schwankten zwischen Mitarbeit mit der Polizei und ihren eigenen Interessen. So auch Garoche. »Ich will einen Mörder dingfest machen und keinen Fälscher«, baute Malek dem Maler eine Brücke. »Sagen wir, ich nehme den Brief an mich und das andere, was ich dort eventuell finde, übergebe ich Ihrem Rechtsanwalt.«
Garoche musste auf das Wort des Polizisten vertrauen. Wollte er Deutschland nicht ohne sein restliches Geld verlassen, musste er dem Beamten das Versteck nennen. Garoche schmunzelte. Sonst könnten irgendwann die Eheleute Jürgen und Ada Löffel das Geld finden, wenn sie Renovierungsarbeiten an dem Haus vornehmen würden. Eine hübsche Summe als Hochzeitsgeschenk.
»Muss ich eine Aussage machen?«
Malek schüttelte den Kopf.
»Vor Gericht würde Ihre Aussage sowieso nicht viel Bestand haben. Der Rechtsbeistand von Otto Niewarth würde an Ihnen, als Fälscher und als Ausländer noch dazu, kein gutes Haar lassen. Der Brief wäre natürlich ein großer Schritt weiter. Ich werde gleich heute Nachmittag persönlich nach Pötzow hinausfahren und nachsehen.«
Der Kriminalist nahm den Telefonhörer auf, um sich einen Dienstwagen für die Fahrt nach Pötzow zu bestellen. Dann telefonierte er mit der Wache, dass ein Beamter den Gefangenen zurück in seine Zelle bringen sollte.
Nach den Telefonaten blickte Malek den Künstler lange an, mit einem leisen Seufzer sagte er: »Ihr größter Fehler war, dass Sie die, die zurzeit die Macht in Deutschland inne haben, grob unterschätzten. Sie hätten sich bei Ihrem Freund, dem Rechtsanwalt, besser informieren sollen.«
Diesen Fehler gemacht zu haben, hatte Gustave bereits sehr zu bereuen gelernt.
Malek setzte noch nach. Er blätterte wie wahllos in seinen Akten, um dann ebenso zufällig eine Notiz zu finden. »Da ist zum Beispiel ein gewisser Tucher, Fritz. Kunstmaler. Sie haben ihn besucht.«
Jetzt spürte Garoche wie sich sein Kiefer buchstäblich von allein öffnete und herunterklappte.
Malek sah erneut in den Aktenordner vor sich. »Sie haben den Herrn noch ein zweites Mal besucht. – Laut Aussage von Lehmann, Lotte, stand derselbe, hochgewachsene Mann, mit kurzen Haaren und einem sehr prägnanten Gesicht, der schon am 10. November mit dem Künstler zusammengetroffen war, auch am 22. desselben Monats vor dessen Tür. Drei Tage nach Tuchers Verhaftung.«
»Er hat gegen das Malverbot verstoßen, hat mir diese Dame erzählt.« Garoche hatte überlegt, ob er diese Betitelung für die spitzelnde Nachbarin überhaupt benutzen sollte.
»Diese Dame war schlecht informiert oder sagen wir, sie war dahingehend über Tucher informiert, dass sie für die
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