Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
vorstellen, wie der plumpe Löhner von seinem Arbeitgeber mit eiskalter Raffinesse ans Messer geliefert wird. Falls es überhaupt zu einer Verhandlung kommt«, verriet der Kriminalbeamte seine Befürchtung. »Es ist ja kein Geheimnis, dass der Kunsthändler beste Beziehungen unterhält.« Der Kriminalist drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus und sagte mit einem fast freundschaftlichen Ton: »Ich befürchte, neben Löhner werden Sie es sein, der die Suppe für Otto Niewarth auslöffeln muss.«
Er will mich gegen ihn aufbringen, will, dass ich ihn belaste, dachte Garoche und begriff in diesem Augenblick die Redseligkeit Detmers. Sie hatten nichts gegen ihn in der Hand, und er sollte ihnen den Beweis liefern.
»Wenn Sie uns natürlich alles erzählen, was Sie wissen, wird es sich für Sie auszahlen, und Sie könnten mit einem blauen Auge davonkommen«, schlug der Kommissar vor, als habe er abermals die Gedanken des Malers gelesen. »Entschuldigen Sie bitte, das mit dem blauen Auge ist selbstverständlich nur bildhaft gemeint …«
Hinter Garoches Rücken öffnete sich die Tür. Das Gesicht des Kommissars vor ihm erhellte sich. Ein leichtes Lächeln umspielte die Mundwinkel Detmers, während er sich erhob, um die eingetretene Person zu begrüßen. Seine Unterlagen ließ er offen liegen.
»Guten Tag Malek, ich hoffe die Unordnung stört Sie nicht?«
Nur mit Mühe konnte sich Garoche umwenden, um den Besucher zu sehen. Durch sein geschwollenes Auge musste er seinen Oberkörper weiter herumdrehen als normal.
»Bemühen Sie sich nicht, Herr Garoche. Ich setze mich sowieso Ihnen gegenüber. Es spricht sich leichter. – Detmer«, gab er dem Kollegen die Hand, »habe gehört Sie sind Vater geworden? – Herzlichen Glückwunsch.«
»Vielen Dank, es ist ein strammer Junge. Ganz wie der Herr Papa«, lachte der Kriminalist stolz.
Die Männer schüttelten sich die Hände. Dann nahm Kommissar Detmer seinen Mantel vom Kleiderständer. »Ich überlasse Ihnen unseren Kunstmaler, Malek. Er ist allerdings nicht sehr gesprächig.«
»Na, wir zwei kennen uns doch. Wir werden uns schon gut verstehen. – Tschüss Detmer, grüßen Sie Ihre Frau von mir und Ihren Sohn.« Erich Malek legte seine Aktentasche auf den Schreibtisch, hängte seinen Mantel und den Hut auf den Kleiderständer und nahm Garoche gegenüber Platz. Einen Augenblick kramte er in seiner Tasche, um dann einige Papiere vor sich abzulegen. Nach einem kurzen Blick über die Zettel und Zeichnungen, die auf dem Tisch verteilt waren, nickte Malek Gustave zu. »Da sind Sie ja dann doch noch richtig reingetreten in die Schei…benkleister, wollte ich sagen. Das ist schade, dass Sie nicht auf meinen Rat gehört haben. Vielleicht hätte ich deutlicher werden sollen. Aber ich hatte gedacht, Sie sind ein intelligenter Mann. Da habe ich mich wohl getäuscht.« Der Kriminalbeamte nahm eine der oberen Zeichnungen zur Hand. Der Sohlenabdruck eines Stiefels verlief quer über das Blatt. »Eine ganz spezielle Signatur unserer heldenhaften SA. Wie ich Ihnen schon damals sagte, von Kunst verstehe ich nichts. Die allerdings auch nicht.« Malek legte das Blatt Papier wieder vorsichtig auf den Schreibtisch. »Mein Fachgebiet ist Mord und Totschlag. Da kenne ich mich besser aus. Und dazu gehören die zwei Mordfälle Hans Wilderer und Greta Schöne.« Malek konnte die Frage, die sich in Garoches Gedanken gerade formte, voraussagen. »Sie denken an Katuschke. Nein, das ist der Fall vom Kollegen Detmer. Heinrich Löhner hat ihren Kollegen nicht umgebracht. Jedenfalls nicht nach gerichtsverwertbaren Beweisen. Dass er Katuschke geholfen hat, steht auf einem anderen Blatt. Nein, das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Ich will den Löhner auf jeden Fall wegen Mord drankriegen. Für den Mord an Hans Wilderer. Und wenn ich ihn so weit habe, dass das Fallbeil vor seinem geistigen Auge auftaucht und er mit sich ins Reine kommen will, kriege ich ihn auch noch dazu, den Kunsthändler Otto Niewarth zu belasten.« Malek hatte ausgesprochen, um was es ihm wirklich ging. Otto Niewarth. Er wollte den smarten Kunsthändler wegen Mordes an Greta Schöne überführen.
Die Frage wie Malek auf Otto Niewarth kam, konnte sich Garoche sparen und er merkte jetzt, wie naiv er gedacht hatte. Natürlich war dem Kriminalkommissar nicht entgangen, wer der Besitzer des Hauses war, in dem Garoche gearbeitet hatte. Er war schnell darauf gekommen, dass der Kunstmaler Katuschke nicht der Eigentümer war. Die
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