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Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer

Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer

Titel: Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scotty
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erschöpft von der ganzen Situation schüttelte ich den Kopf. »Ich kann das jetzt nicht, Mark.«
    Seine Kinnmuskeln strafften sich und während ich ihn anstarrte, wurde mir mit mehr als nur einem kleinen Schrecken klar, dass er keine Ruhe geben würde. Nicht jetzt. Nicht dieses Mal.
    »Es ist nie der richtige Zeitpunkt, Tempest. Genau das ist unser Problem.« Er ballte die Fäuste. »Du vertröstest mich permanent, erzählst mir ständig, wir würden später darüber reden, aber das tun wir nie.«
    »Mark.« Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Es ist komp-«
    Er schüttelte meine Hand ab. »Erzähl mir nicht, dass es kompliziert ist. Ich bin kein Idiot. Und hör auf, mich einfach zu ignorieren, wie du es sonst immer tust.« Er blickte über die Schulter zum Ozean und zum ersten Mal, seit ich mich erinnern konnte, sah er richtig wütend aus. »Glaubst du wirklich, ich bin so blöd und bekomme nicht mit, dass dort draußen irgendwas Merkwürdiges passiert ist? Irgendwas Durchgeknalltes?«
    Mir zog sich der Magen zusammen. »Ich weiß nicht, was du meinst. Die Welle -«
    »Ja, richtig. Die Welle.« Er schob die Hände in die Taschen seiner Boardshorts und sah mir so tief in die Augen, dass mir fast das Herz aus der Brust sprang. »An dem Tag, an dem dich eine Welle wie die hier umhaut, fress ich mein verdammtes Surfbrett. Ich bin doch kein Idiot, Tempest.«
    »Das habe ich auch nie gesagt.«
    »Natürlich nicht. Du behandelst mich bloß wie einen.«
    »Ich will wirklich nicht darüber reden.« Ich presste die Worte förmlich aus meiner immer noch zugeschnürten Kehle.
    »Aber ich.« Er knirschte fast mit den Zähnen und seine Augen waren wie schwere geschmolzene Schokolade. »Du erzählst allen, wir wären ein Paar. Und mir erzählst du, dass du verrückt nach mir bist. Aber du hast nicht das kleinste bisschen Vertrauen zu mir.«
    »Das stimmt nicht«, widersprach ich mit mehr Bestimmtheit, als ich empfand.
    »Ach, nein?«, erwiderte er. »Dann beweise es.« Er zog die Hände aus den Taschen, packte mich an den Oberarmen und schüttelte mich leicht. »Sag mir, was dort draußen passiert ist. Sag mir, warum du nicht mit mir reden willst. Sag mir einmal, was mit dir los ist. Oder muss ich dich anflehen?«
    Er war nicht brutal, trotzdem schoss mir der Schmerz durch die Arme, sobald seine Finger zudrückten. Mir blieb die Luft weg und ich rang zum zweiten Mal an diesem Tag um Atem.
    »Nichts ist mit mir los«, wiederholte ich, auch wenn ich die Lüge kaum herausbrachte. Ich war empört - über mich, über ihn, über die ganze verrückte Situation. Und es machte mich sauer, dass er mich zwingen wollte, über etwas zu reden, was ich selbst nicht verstand.
    Ich gab mir alle Mühe, nicht wütend zu klingen, als ich über seine Schulter zum Ozean sah, der gerade angefangen hatte zu brüllen und zu tosen. Stürme waren an diesem Küstenabschnitt selten, selbst im Winter. Aber wenn der Pazifik beschloss, eine Show abzuziehen, dann machte er es im großen Stil. »Außerdem haben wir dafür jetzt keine Zeit. Wenn du es vor dem Regen nicht nach Hause schaffst, hast du ein Problem. Der Verkehr -«
    Er ließ meine Arme los, als hätte er sich verbrannt, und wich mit ungläubigem Blick zurück. »Das war’s? Im Ernst? Geh nach Hause, Mark. Es fängt gleich an zu regnen?«
    »Ich weiß nicht, was du von mir willst!« Vor lauter Frust brannten mir Tränen in den Augen.
    »Quatsch. Du weißt genau, was ich von dir will. Du willst es mir nur nicht geben.« Er bückte sich, hob sein Brett auf und marschierte los.
    Scham durchflutete mich. Egal, wie sauer ich auf ihn war, ich wollte nicht, dass er ging - nicht so. Nicht, wenn er dermaßen wütend auf mich war. Mark war das Beste, das Normalste, was ich hatte im Leben, und die Vorstellung, ihn zu verlieren ...
    »Mark, bitte.« Ich rannte das kurze Stück hinter ihm her, schlang die Arme um ihn und hielt ihn fest. Wieder durchfuhr mich ein Schreck, als ich merkte, dass er noch heftiger zitterte als ich.
    Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen zarten, versöhnlichen Kuss. Doch ihm war nicht nach Trost und auch nicht nach Zärtlichkeit. Wieder ließ er sein Surfboard auf den Asphalt fallen, packte mich an den Schultern und zog mich mit einer Heftigkeit an sich, die ich noch nie gespürt hatte. In diesem Moment wurde aus dem Kuss, mit dem ich ihn hatte beruhigen wollen, viel, viel mehr.
    Als seine Lippen mich berührten, spürte ich seine Sorge und seine Verzweiflung.

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