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Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer

Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer

Titel: Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scotty
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»Die schaffe ich mit links.«
    »Hast du geübt?«, fragte mein Vater ungläubig, was ich ihm nicht verübeln konnte. Rio interessierte sich ungefähr so sehr für die Schule wie ich für Quantenphysik.
    »Ist das so schwer zu glauben?«
    »Ja«, sagten Dad und ich wie aus einem Mund, doch dann fiel mir das hübsche blonde Mädchen wieder ein, mit dem er zusammengesessen hatte, als ich ihn am Vortag von der Schule abgeholt hatte. Sie hatte jede Menge Bücher auf dem Arm gehabt. Vielleicht versuchte er bei einem der cleveren Mädchen Eindruck zu schinden. Das wäre eine schöne Abwechslung.
    »Auch egal.« Mit einem Achselzucken nahm Rio seine Flegelpose wieder ein.
    »Was ist mit dir, Tempest?«
    »Nicht vor nächster Woche.«
    »Was macht die College-Suche?«
    »Gar nichts.« Meine Stimme klang ausdruckslos und zornig, aber das ließ sich nicht ändern. So schnell, wie sich die Dinge entwickelten, würde ich nie die Chance habe, die Kunsthochschule zu besuchen. Und nie in Paris malen.
    Ich schob das Selbstmitleid beiseite, ehe mir davon schlecht wurde. Jammerlappen kann wirklich niemand gebrauchen.
    »Also gut.« Dad gab es auf.
    Im Flur ließ die Standuhr meiner Mutter, die sie unbedingt hatte haben wollen und die mein Vater nur für den Fall aufhob, dass sie zurückkam, sieben Schläge hören und brachte uns auf Trab.
    »Tempest, ich bringe Mo zur Schule, wenn du Rio übernimmst. Ich habe eine Morgensitzung einberufen.«
    »Hast du gehört, Krabbe?« Ich benutzte absichtlich den Spitznamen, den Rio hasste. »Ich bin in zehn Minuten fertig, also schwing die Hufe.« Auf dem Weg aus der Küche steckte ich Mokus Pausenbrot in seinen Rucksack und verwuschelte ihm zärtlich das Haar. »Ich hole dich nach der Schule ab.«
    »Und dann gibt’s Pfannkuchen?«, fragte er begierig.
    Ich lachte. »Dann gibt’s Pfannkuchen.«
    Sobald ich auf der Treppe war und in mein Zimmer lief, verschwand mein Lächeln. Ich hatte Angst. Angst um mich selbst und um meine Familie. Was würde passieren, wenn ich der Verwandlung nicht widerstehen konnte?
    Sicher, mein Verstand wählte ein Leben als Mensch, wie er es immer getan hatte. Aber meine Seele, meine treulose, verräterische Seele, sehnte sich nach der grenzenlosen Freiheit des Pazifiks. Für jemanden wie mich, die immer stolz auf ihre Sterblichkeit gewesen war, war dieser Verrat wie ein Messerstich.
    Und meine Malerei? Wenn ich zu lange ohne Pinsel und Leinwand auskommen musste, war es, als würde ein Teil von mir fehlen. Bei der Vorstellung, unter den Wellen zu verschwinden und niemals wieder etwas erschaffen zu können, bekam ich Zustände.
    Da ich weder die Vergangenheit, noch, wie zu befürchten war, die Zukunft beeinflussen konnte, versuchte ich alles zu verdrängen und mich stattdessen auf die Gegenwart zu konzentrieren.
    Wenn ich mich nicht ranhielt, würde ich zu spät zur Schule kommen. Doch selbst als ich meine liebste verwaschene Jeans hochzerrte, konnte ich es mir nicht verkneifen, noch einmal auf den sturmgepeitschten Ozean hinauszusehen und mich zu fragen, wo ich wohl nächstes Jahr sein würde.
    Nächsten Monat.
    Nächste Woche.
    Die Tatsache, dass ich es - zum ersten Mal in meinem sechzehnjährigen Leben - nicht wusste, ängstigte mich zu Tode.
    Als ich Rio in der Junior Highschool abgeliefert hatte und in meiner Schule ankam, blieb mir gerade noch genug Zeit, um einen Parkplatz zu suchen und knapp vor dem zweiten Klingeln in meinen Klassenraum zu flitzen. In der ersten Stunde hatten wir Chemie bei Mr Hein, der es in Sachen Pünktlichkeit sogar noch genauer nahm als die anderen Lehrer.
    Wenn man auch nur eine Sekunde zu spät kam, verdonnerte er einen auf der Stelle zum Nachsitzen, ganz egal, welche Entschuldigung man vorbrachte. Mit unerwarteten weiblichen Notfällen kam man bei ihm etwa genauso weit wie mit Reifenpannen. Ich musste es wissen: Brianne hatte in diesem Jahr schon beides ausprobiert, neben einem ganzen Haufen fantasievollerer Ausreden, die ebenfalls eine nach der anderen abgeschossen wurden.
    Deshalb war ich völlig außer Puste und bis auf die Haut durchnässt von dem unerwarteten Wintersturm, der in dem Moment zugeschlagen hatte, als ich auf den Parkplatz fuhr und ich eine Sekunde vor dem Klingeln durch die offene Tür in Mr Heins Chemielabor stürmte. Ich war froh, dass ich es bei Lip Gloss und Pferdeschwanz belassen hatte, alle anderen Bemühungen hätte der Regen ohnehin abgewaschen.
    »Guten Morgen, Tempest. Schön, dass Sie uns heute Gesellschaft

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