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Deep Secrets - Berührung

Deep Secrets - Berührung

Titel: Deep Secrets - Berührung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Renee Jones
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einfach geholfen, mein wahres Ich zu enthüllen. Ich weiß nicht einmal mehr, was das wahre Ich ist.
    »Er – wer?«, flüstere ich dem Text zu.
    Die Orte, die ich jetzt erreiche, sowohl emotional als auch körperlich, sind dunkel und gefährlich. Ich weiß es, doch wohin er mich führt – wohin sie mich führen –, folge ich.
    Ich runzle die Stirn und denke an den Tagebucheintrag, in dem jemand den Raum betreten hat, während Rebecca eine Augenbinde trug und dann ans Bett gefesselt wurde.
    Wie kann Furcht erregend sein? Wie kann Furcht bewirken, dass ich begehre und entflammt bin? Und doch will ich, ersehne ich, wage ich Dinge, von denen ich nie geglaubt habe, dass ich dazu in der Lage wäre. Ist dies das wahre Ich? Diese Vorstellung macht mir Angst bis ins Mark. Dies kann nicht ich sein. Das bin nicht ich. Aber noch mehr als diese Furcht, dass ich eben doch jemand bin, den ich nicht kenne, fürchte ich die Vorstellung, nicht diese Person zu sein. Die Vorstellung, in die Vergangenheit zurückzugehen. Wieder das brave Mädchen mit einem langweiligen Leben zu sein, das in einem Null-acht-fünfzehn-Job Papier über einen Schreibtisch schiebt. Niemals glücklich, niemals zufrieden. Zumindest fühle ich jetzt etwas. Der Rausch von Angst ist viel besser als die Niedergeschlagenheit der Langeweile. Das Hochgefühl, nicht zu wissen, was als Nächstes kommt, ist so viel besser als das Wissen, dass ein Tag so sein wird wie der vorangegangene. Niemals Erwartung, niemals irgendein Gefühl. Nein. Ich kann nicht zurück. Also, warum habe ich solche Angst, nach vorn zu gehen?
    Donner grollt und reißt mich vorübergehend aus meiner Versunkenheit. Ich schaue zum Fenster, wo Regen auf die Scheibe klatscht, und rolle mich geistesabwesend in der Ecke des Sofas zusammen, ganz in Gedanken verloren. Ich bin so anders als diese Frau, die diese Worte geschrieben hat, und doch verspüre ich eine seltsame Verbundenheit mit ihr. Ich liebe die Kinder, die ich unterrichte, aber ich spüre den Schmerz, wenn ich sie ermutige, ihren Träumen zu folgen, und weiß, dass ich es selbst nicht getan habe. Weiß, dass meine Worte scheinheilig sind. Ich verstehe, wie es ist, jeden Tag verstreichen zu sehen in der Gewissheit, dass ich meinen Träumen nicht nähergekommen bin. Jobs in der Kunstwelt sind so selten, und sie werfen so wenig ab, dass ich meine Leidenschaft nicht zu meinem Beruf machen kann.
    Ein Seufzer entringt sich mir, und mein Blick kehrt zu der Seite zurück. Ich bin verloren in einer Welt, die nicht meine ist und niemals meine sein kann, aber irgendwie ist sie es in diesem Moment doch.
    Drei Stunden später ist von dem Regen nur noch ein Nieseln übrig, und ich lümmle nicht mehr auf dem Sofa herum. Irgendwie hat meine Suche dazu geführt, dass ich alle drei Tagebücher gelesen habe, die erst erotisch und erregend waren, dann aber geradezu beängstigend wurden. Ich sitze jetzt aufrecht da, und meine Augen hängen an den Worten des letzten Eintrags.
    Ich will raus. Das ist nicht mehr berauschend. Es ist nicht mehr aufregend. Aber er wird mich nicht rauslassen. Er wird mich nicht gehen lassen. Und ich weiß nicht, wie ich ihm entfliehen soll. Er war bei der Show heute Abend, hat mich beobachtet, mich gestalkt. Ich wollte wegrennen. Ich wollte mich verstecken. Aber ich habe es nicht getan. Ich konnte es nicht. In der einen Minute habe ich mit einem Kunden geredet, in der nächsten war ich in einer dunklen Ecke, mit ihm, tief in mich eingedrungen. Als es vorüber war, strich er mir übers Haar und versprach mir, sich später mit mir zu treffen. Heute Nacht. Sobald ich allein war, eilte ich in den Kameraraum, um an das Band zu kommen, um ihn daran zu hindern, es sich zu nehmen, und mit ihm mich. Aber es war fort. Er hatte es geholt, bevor ich es retten konnte. Und jetzt …
    Das war es. Mehr nicht. Als sei sie von irgendetwas oder irgendjemand gestört worden und hätte aufgehört zu schreiben. Ich starre auf die leere Seite, und das Herz hämmert in meiner Brust. Sind diese Tagebücher vor oder nach dem geschrieben worden, was ich am Abend zuvor gelesen habe, frage ich mich erneut. Denn wenn sie sie vorher geschrieben hat, wüsste ich, dass Rebecca okay ist. Ich wähle Ellas Nummer und werde erneut von der automatischen Ansage begrüßt, die ich nicht hören will.
    Frustriert springe ich auf und gehe auf und ab, fahre mit den Fingern durch mein bereits zerzaustes Haar. Rebecca Mason musste die Stadt verlassen haben – das war der

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