Deep Secrets - Berührung
Rebecca vorher erreichen kann, aber das Risiko gehe ich ein. Ich kann ein Lächeln nicht unterdrücken. Es ist nicht gerade eine Strafe, Ricco Alvarez kennenlernen zu müssen. Jetzt, da ich einen Plan habe, fühle ich mich besser. Wenn ich nur noch Ella erreiche und höre, dass es ihr gutgeht, kann ich heute Nacht vielleicht sogar schlafen.
Der Mittwochabend kommt, Rebecca ist immer noch »nicht im Haus«, und ich mache mich auf den Weg zu der Alvarez-Vernissage. Aber meine Vorfreude ist von dem Gefühl gedämpft, dass irgendetwas wirklich nicht stimmt. Die ganze Situation macht mich ängstlich, und obwohl ich etwas Gesellschaft und moralische Unterstützung für die Ausstellung heute Abend vorgezogen hätte, habe ich die Idee, mir eine Begleitung zu suchen, wieder fallen lassen. Wie sollte ich jemandem erklären, warum ich auf der Suche nach Rebecca Mason bin, die ich nicht kenne und von der ich befürchte, dass sie ein vorzeitiges … irgendetwas ereilt hat. Ich werde mir nicht einmal gestatten, darüber länger nachzudenken. Und es wird meine Sorge nicht mindern, wenn ich jemand anderes an Rebeccas privaten Aufzeichnungen teilhaben lasse.
Ich steuere einen Parkplatz mehrere Häuserblocks von der Galerie entfernt an. Als ich die Autotür öffne, weht mir der kühle Abendwind vom nahen Meer ein paar lose Haarsträhnen ins Gesicht. Gänsehaut überzieht meine Arme, und ich werfe mir einen Schal über mein schlichtes, aber elegantes knielanges Etuikleid. Okay, in Wirklichkeit sind es Ellas Kleid und ihr Schal, beide cremefarben, aber wir leihen uns immer Klamotten. Der Form halber hätte ich sie gern gefragt, ob es ihr etwas ausmacht, aber sie ist immer noch nicht erreichbar. Ich schließe den Wagen ab und lasse meine Schlüssel in die zierliche, cremefarbene Umhängetasche gleiten, die ich im letzten Sommer auf dem Pier gekauft habe.
Ich atme tief ein, heiße die Geräusche und Bilder willkommen, den quirligen SoMa Art District, wo es von Leuten wimmelt, die die Läden, Museen und Kunstgalerien lieben. Ich komme nicht oft hierher. Ich kann einfach nicht. Es erinnert mich zu sehr an meine Träume, denen ich nicht gefolgt bin. Dennoch ist es zu lange her, nämlich fast ein Jahr, seit ich die Straßenszene mit den vielen Geschäften genossen habe. Die Architektur, die von neuen, glänzenden Glasbauten bis hin zu alten Lagerhäusern reicht, die zu Wohn- und Arbeitsräumen umgebaut wurden, ist ebenso sehr Kunst wie die Skulpturen und Zeichnungen auf den Betonwänden mancher Gebäude. Hier spüre ich etwas Besonderes. Hier fühle ich mich lebendig. Weniger gut fühle ich mich, wenn ich mich von diesem Viertel wieder losreißen muss.
Als die Galerie in Sicht kommt, halte ich inne und beobachte, wie ein Grüppchen elegant gekleideter Besucher die mit schimmerndem Silber eingefassten, gläsernen Doppeltüren passiert – ein passender Rahmen für die Abendgarderobe. Kunstvoll verschlungene rote Lettern, die über dem Eingang leuchten, fügen sich zu dem Wort ALLURE zusammen.
Mein Magen flattert vor Nervosität, obwohl ich nicht sagen kann, warum. Ich liebe die zeitgenössische Kunst, auf die
Allure
spezialisiert ist, liebe ihre Mischung aus einheimischen jungen Künstlern, die man neu entdecken kann, und etablierten Namen, deren Werke ich bereits zu schätzen weiß. Meine Nervosität ist lächerlich. Ich fühle mich unbehaglich, aber dies ist schließlich auch nicht meine Welt. Es ist Rebeccas Welt, und Rebecca ist der wahre Grund, warum ich hier bin.
Ein Blick auf meine handgearbeitete goldene Armbanduhr, ebenfalls auf dem Pier gekauft, bestätigt, dass ich noch reichlich Zeit habe. Es ist Viertel vor acht – noch fünfzehn Minuten, bis Alvarez sein neues Gemälde enthüllt, das während der anonymen Auktion bis zum Ende der Woche in der Galerie ausgestellt bleiben wird. Oh, wie gern ich einen echten Alvarez hätte – aber sie sind unerschwinglich. Trotzdem, ein Mädchen darf träumen.
Als ich den Eingang erreiche, mischt sich Aufregung in mein Unbehagen. Eine junge Brünette in einem schlichten schwarzen Kleid hält mir die Tür auf und schenkt mir ein Lächeln. »Willkommen.«
Ich erwidere das Lächeln, betrete die Galerie und spüre, wie das Mädchen, das in den Zwanzigern ist, Unsicherheit ausstrahlt, während ich vorbeigehe. Eine Verunsicherung, die zu schreien scheint: »Ich bin neu und habe keine Ahnung, was ich tun soll.« Dies ist nicht Rebecca, von der ich weiß, dass sie verwegen und selbstbewusst
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