Deep Secrets - Berührung
genau habe ich das in so kurzer Zeit fertiggebracht?« Meine Stimme ist nicht mehr ganz so fest, und er muss es bemerken. Er ist zu scharfsinnig, um es nicht zu registrieren.
»Wie Sie sicher wissen, gibt es in den meisten Galerien Kameras, so auch in dieser. Ich habe Sie beobachtet, als Sie das Paar, das in Merits Ausstellungsraum beim Aussuchen war, mit Ihrer Leidenschaft für Kunst verzaubert haben. Ohne Ihre Anleitung wären sie vielleicht nach Hause gegangen, um über den Kauf nachzudenken.«
Nicht einmal die Vorstellung, dass er mich über einen Monitor beobachtet hat, so beunruhigend das auch ist, verhindert die Wärme, die sich bei dem Kompliment in mir ausbreitet. Er ist alles, was Amanda von ihm gesagt hat, aber er ist noch mehr. Er ist erfolgreich, und er gehört in eine Welt, in der ich nur Gast bin, die ich aber sehnsüchtig zu der meinen machen möchte. Oh ja. Ich will seine Anerkennung so sehr, und ich hasse mich dafür, dass ich sie brauche. Hass. Es ist ein starkes Wort, aber ich habe eine Vergangenheit, die es in diesem Augenblick so verdammt wichtig macht.
»Wissen und Kompetenz sind weitaus leichter zu finden als wahre Leidenschaft«, fügt er hinzu, und jedes Wort zieht mich tiefer in seinen Bann. »Ich glaube, Sie haben sie, was der Grund ist, warum ich Sie nicht recht durchschauen kann.«
»Nicht durchschauen?«, wiederhole ich und richte mich unbehaglich ein wenig auf. Das Ganze könnte sich auf meine Behauptung beziehen, Rebecca zu kennen. Auf die Schwester, die ich nicht habe und für die ich mir noch keine Geschichte überlegt habe.
Er lehnt sich auf seinem Stuhl zurück und mustert mich eindringlich, die Ellbogen auf den Armlehnen, die Finger zusammengelegt. »Warum unterrichtet jemand, der diese Welt so eindeutig faszinierend findet, in einer Schule?«
»Was ist daran auszusetzen?«, frage ich, wie ich es getan habe, als Chris Merit mir denselben Ball zugespielt hat.
»Nichts.«
Ich warte darauf, dass er weiterspricht, aber er schweigt. Er sieht mich nur scharf an, was in mir den Wunsch weckt, auf meinem Stuhl herumzurutschen.
»Ich unterrichte gern«, erkläre ich.
Er zieht skeptisch eine Augenbraue hoch.
»Das tue ich wirklich«, beharre ich, doch dann füge ich schnell und widerstrebend hinzu: »Aber – nein, es ist nicht meine wahre Leidenschaft.«
Seine Antwort kommt nicht sofort. Er überlässt es mir, mich unter seiner Musterung zu winden. »Also frage ich Sie noch einmal«, wiederholt er schließlich. »Warum unterrichten Sie in einer Schule?«
Für einen Moment erwäge ich eine lockere Antwort, weiß aber, dass er sie nicht durchgehen lassen wird. Meine Brust ist wie zugeschnürt, während ich mir etwas eingestehe, das ich verdrängt hatte, damit ich mich nicht damit beschäftigen muss. Etwas, was ich niemandem erzählt habe, das ich aber gleich ihm sagen werde. Vielleicht ist es befreiend. Vielleicht muss ich es ein und für alle Mal laut aussprechen. Ich fühle mich so verdammt schuldig dafür, dass mich das Unterrichten nicht erfüllt, denn das sollte es doch. »Weil«, sage ich mit einer Stimme, die zu meinem Entsetzen leicht brüchig klingt, »meine Liebe zur Kunst keine Rechnungen bezahlt.«
Wenn er mein Unbehagen bemerkt, zeigt er es nicht. Wieder ist seine Miene leidenschaftslos, undeutbar. »Was mich zurück zu der Frage bringt, die wir bereits abgehakt hatten. Warum haben Sie nicht gefragt, welchen Lohn man Ihnen zahlen wird?«
»Ich habe eine hinreichende Vorstellung von der gegenwärtigen Honorierung, um zu wissen, warum dies ein Sommerjob sein muss, den ich nicht auf Vollzeitbasis machen kann.« Ich spüre einen Anflug von Verärgerung und habe das Bedürfnis, mich zu verteidigen. »Und Sie sind gegangen, bevor ich die Gelegenheit nutzen konnte.«
Er lacht, und das überrascht mich mehr als irgendetwas sonst. »So war es wohl.« Er wird schnell wieder ernst und betrachtet mich so lange und eindringlich, dass ich das Gefühl habe, den Verstand zu verlieren. Was denkt er? Was wird er gleich sagen? Ich werde taxiert und weiß es. Ich sage mir, dass ich ihn nicht gut genug kenne, um seine Meinung so wichtig zu nehmen, aber genauso wichtig wie seine Anerkennung ist mir, was er von mir denkt. Er gehört zu der Welt, nach der ich mich so sehr sehne.
»Vielleicht«, meint er, »wollte ich Ihnen keine Chance geben abzulehnen.«
»Ich kann Sie mir auch besser als einen Mann vorstellen, der es vorzieht, selbst abzulehnen«, sage ich, bevor ich die Antwort
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