Deep Secrets - Berührung
herunterschlucken kann.
Er lacht abermals, richtet sich auf und reibt sich sein glatt rasiertes Kinn. »Sie haben etwas für einen guten Schlagabtausch übrig, nicht wahr?«
Ich schüttle den Kopf. »Nicht heute.«
Sein Lächeln wird breiter, und es ist ein zauberhaftes Lächeln, das Schokolade schmelzen lassen könnte. »Lassen Sie uns feststellen, wie wahr das ist. Die drei italienischen Künstler, die Sie am meisten schätzen – sind welche?«
Ich richte mich höher auf, auf der Stelle wachsam, mein Puls schlägt schneller. Meine Antwort kommt sofort. »Gegenwart: Der Maler und Bildhauer Marco Perego. Pino Daeni für seine weichen, romantischen Charaktere. Zeitgenössischer Meister: Francesco Clemente, heute europaweit einer der berühmtesten Künstler der Avantgarde.«
Er zieht eine Augenbraue hoch. »Kein da Vinci?«
»Er ist eine Klasse für sich und eine vorhersehbare Antwort, die Ihnen nichts über meine persönlichen Vorlieben sagen würde.«
Seine Augen leuchten auf; er scheint mit meiner Antwort zufrieden zu sein. »Damien Hirst?«, fragt er.
Ich bin in meinem Element. »Er ist in den Vierzigern und bereits der anerkannteste zeitgenössische Künstler, der noch lebt. Er ist eine geschätzte Milliarde Dollar wert. 2008 verkaufte er über das Auktionshaus Riptide – das im Besitz Ihrer Familie ist – sämtliche zweihundertdreiundzwanzig Werke der Ausstellung Beautiful Inside My Head Forever für hundertachtundneunzig Millionen Dollar, was den Einnahmenrekord für eine Auktion von Werken eines einzelnen Künstlers gebrochen hat.«
Ein Lächeln umspielt seinen Mund, denselben Mund, den ich mit lächerlicher Besessenheit betrachte, und diesmal bin ich sicher, dass ich ein anerkennendes Leuchten in seinen Augen sehe. Mir ist wieder besser, ich bin energiegeladen. Ich fühle mich plötzlich wohl neben diesem Mann.
»Beeindruckend, Ms McMillan.«
Ich lächle und versuche nicht, meinen Stolz über seine Worte zu unterdrücken. »Ich bin bemüht, Sie zufriedenzustellen.«
»Ich muss sagen, ich kann diese Herangehensweise nachvollziehen, und sie gefällt mir.« Jetzt ist seine Stimme leise und seidenweich. »Sie gefällt mir ungemein.«
Ohne Vorwarnung liegt eine knisternde Spannung in der Luft, die mir den Atem raubt. Seine Augen haben sich mit etwas verdunkelt, das einem raubtierhaften Schimmer ähnelt. Mein Körper reagiert ohne meine Genehmigung und kribbelt in einer Art, die ich nicht spüren will, aber doch spüre. Ich bin frustriert über mich selbst, weil ein Mann, mit dem ich es nicht wagen werde, eine Grenze zu überschreiten, eine solche Wirkung auf mich hat. Ein Mann, der für mich gefährlich ist und der auch für Rebecca gefährlich gewesen sein könnte.
»Entschuldigen Sie, Mr Compton«, sagt Amanda von der Tür aus, »aber Sie haben einen Anruf.«
»Notieren Sie eine Nachricht«, erwidert er, ohne mich aus den Augen zu lassen. Und trotz meines Schwurs bin ich wie gebannt von ihrer Farbe, von der Intensität seines Blicks.
Amanda räuspert sich taktvoll. »Es ist Mrs Compton wegen der Auktion, die in Riptide in einer Stunde beginnen wird.«
Mrs Compton? Der Bann ist gebrochen, und ich reiße die Augen auf. Ich kann es mir nicht verkneifen.
Er seufzt und wirft Amanda einen Blick zu. »Ich werde sie in fünf Minuten zurückrufen.«
»Sie hat ziemlich klar ausgedrückt, dass sie Sie jetzt sprechen will.«
Sein Ton wird schärfer. »Ich werde sie zurückrufen.«
»Ja«, antwortet Amanda nervös. »Ich werde es ausrichten.«
Als Amanda verschwindet, richtet mein neuer Chef seine Aufmerksamkeit wieder auf mich. »Mrs Compton ist übrigens meine Mutter«, erklärt er, und in seinen Augen schimmert jetzt definitiv Erheiterung. »Und nur, um das klarzustellen, die einzige Frau, von der ich mich herumkommandieren lasse. Bedauerlicherweise ist sie als Managerin von Riptide eine Meisterin darin.«
»Oh«, sage ich überrascht, und plötzlich ist er nicht mehr annähernd so Furcht einflößend wie zuvor. »Ihre Mutter.« Ich lächle schon wieder. Er ist ein Kontrollfreak. Ich weiß das, aber vielleicht ist er nicht so schlimm, wie ich befürchtet habe. Mir ist der Anflug von Zuneigung in seinem Tonfall nicht entgangen – er liebt seine Mutter. Ich dachte immer, dass das etwas über einen Mann aussagt. »Ihre Fähigkeit, Sie herumzukommandieren, hat natürlich nichts mit diesem mütterlichen Band zu tun?«, necke ich ihn. Ich kann mich einfach nicht bremsen.
»Vielleicht ein ganz
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