Deep Secrets - Berührung
ich mich über meine Tests her, und obwohl die Fragen anspruchsvoll sind, bin ich erfreut über die Mühelosigkeit, mit der ich die ersten Prüfungen erledige. Ich beende gerade eine vierte, recke mich und finde, dass ein Koffeinschub nicht schaden könnte – diesmal einer, der kalt sein sollte –, als es an der Tür klopft.
»Herein«, rufe ich, nicht sicher, warum mein Magen vor Erwartung flattert, aber das Gefühl ist nicht unwillkommen. Es ist lange her, seit mir ein Tag wie ein einziges großes Abenteuer vorgekommen ist.
Ein Asiate, etwa Ende zwanzig, erscheint in meiner Tür. »Ich bin Ralph, der Typ von der Buchhaltung.«
»Ralph«, sage ich mit einem Nicken und kann mir kaum ein Lächeln verkneifen wegen seiner kernigen Vorstellung, seiner roten Fliege und dem frisch gebügelten weißen Hemd. Dieser Mann hat etwas Freundliches an sich, das mir vom ersten Augenblick an gefällt.
»Ja, ja, ich weiß«, erwidert er und interpretiert mein Lächeln richtig. »Ich sehe nicht aus wie ein Ralph. Meine Leute wollten, dass ich nach Amerika passe, aber sie waren nicht amerikanisch genug, um zu wissen, dass Ralph kein richtig cooler Name ist. Aber mir gefällt, dass er ungewöhnlich ist. Das entwaffnet die Leute gleich und entlockt ihnen, wie in Ihrem Fall, ein Lächeln.«
»Das gefällt mir«, antworte ich und lächle jetzt noch breiter. »Sie sollten im Verkauf tätig sein. Sie könnten das für sich nutzen.«
Er schnaubt. »Und mich mit all den arroganten, reichen Leuten abgeben, die hierherkommen? Nein, danke.« Er gibt seiner Stimme einen weicheren Klang. »Mark ist alles, was ich verkraften kann.«
Ich muss unwillkürlich lachen. »Für diese kleine Unverschämtheit werden Sie mir ein paar Geheimnisse verraten müssen.«
»Ich werde Ihnen einen Kaffee spendieren und Ihnen all seine Geheimnisse verraten.«
»Ich nehme Sie beim Wort.«
Er winkt und verschwindet und zieht die Tür hinter sich zu, und ich kehre zu meinen Tests zurück. Eine Stunde später ist das Material Ehrfurcht gebietend geworden, und meine Stimmung ist nicht mehr energiegeladen, sondern erschöpft. Ich kann verstehen, warum ich mit willkürlichen Sammlerstücken getestet werde, wenn ich für Riptide arbeiten soll, aber Wein, Oper und klassische Musik? Ich weiß absolut nichts über diese Themen, und ich beschließe, dass dies ein guter Zeitpunkt wäre, um herauszufinden, wie man es hier mit der Mittagspause hält.
Ich gehe in den Empfangsraum und finde Amanda hinter ihrem Schreibtisch, zusammen mit einem hochgewachsenen afroamerikanischen Mädchen ungefähr in ihrem Alter. »Hallo Sara«, begrüßt mich das neue Gesicht. »Ich bin Lynn und mache in diesem Sommer hier ein Praktikum.«
Lynn trägt ein cremefarbenes Kostüm, und ihr Haar und Make-up sind untadelig, aber ihr Naturell ist lässig und warm. Ich plaudere mit ihr, und Tesse, die gestern Abend am Empfangstresen war, gesellt sich zu uns. Ich freue mich darüber, dass ich mich mit diesen Leuten wohlfühle, wie mit allen, denen ich bisher begegnet bin. Unglücklicherweise ist Mary, eine hübsche und ziemlich stämmige blonde Verkäuferin, die mir im Alter näher ist, so beschäftigt, dass sie mir nur einen schnellen Gruß zuwinkt.
»Also, Amanda«, sage ich, als ich endlich mit dem Mädchen allein bin. »Ist es üblich, dass man Tests über Wein und Musik machen muss, um hier zu arbeiten?«
Sie nickt. »Wir haben so viele Veranstaltungen, dass Mark die Tests nutzt, um festzustellen, womit wir der Klientel am besten dienen können. Beispielsweise haben wir nächsten Freitagabend eine Weinverkostung.«
Mein Magen krampft sich zusammen. Könnte Wein wirklich mein Untergang sein?
»Entschuldigung«, sagt eine Frau mit einer dunkel umrandeten Brille und tritt an den Schreibtisch. »Kann mir jemand bitte bei einer Arbeit von Chris Merit helfen?«
Das Bild von Chris, der vor mir steht und mir seine Jacke um die Schultern legt, lässt meinen Magen flattern. »Ja natürlich, gern«, biete ich mich an, plötzlich ganz erpicht darauf, seinen Ausstellungsraum wieder zu betreten.
Amanda wirkt entsetzt, also ist es mir vermutlich noch nicht erlaubt, öffentlich aufzutreten. Ich tue so, als merke ich es nicht, und gehe zu dem Ausstellungsraum.
Eine Stunde später ist die Frau mit einem sechsstelligen Kauf gegangen, der mich vor Aufregung strahlen lässt – und von dem Rausch, einen Verkauf abgeschlossen zu haben.
Ralph zwinkert mir zu, als ich an seinem Büro vorbeigehe, das, wie
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