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Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Titel: Deer Lake 02 - Engel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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sein soll.«
    »Und trotzdem zögern Sie nicht, in Ihren Büchern Partei zu ergreifen.« Sie ließ sich nicht mit einer ausweichenden Antwort und einem berühmten Lächeln abspeisen. »Ihre Kritiker – darunter prominente Strafverteidiger – sagen, Sie hätten ein unfehlbares Auge für das Gesetz und Ihre Prozeßanalysen seien so scharf wie ein Laserskalpell.«
    Im vorderen Teil des Gerichtssaals schwang die Tür des Richterzimmers auf, und sofort konzentrierte sich die Aufmerksamkeit aller Anwesenden nach vorn. Ellen kam als erste heraus, sie sah wütend aus. Jay sah, daß sie Mühe hatte, sich nichts anmerken zu lassen, aber ihr Körper war gespannt wie eine geballte Faust, und ihre Augen versprühten das gleiche Feuer, das sie schon ein- oder zweimal gegen ihn gerichtet hatte.
    Hinter ihr schlenderte Costello heraus, entspannt, zuversichtlich. Er sah den Leuten von der Presse direkt in die Augen. Der siegreiche Held. Der Ritter, der sich für einfache Menschen schlug – vorausgesetzt, die einfachen Menschen konnten genügend Geld auftreiben.
    Der Richter, der ehrenwerte Gorman Grabko, nahm auf seinem hohen Stuhl Platz. Spießig war das erste Adjektiv, das einem bei seinem Anblick in den Sinn kam. Er sah aus wie einer jener Männer, die Schuhspanner benutzten und ihre Glatzen polierten. Gerüchten zufolge war er auf Wahrung der Formen erpicht und tendierte dazu, die Verteidigung zu favorisieren, weil er bei der Anklage höhere Maßstäbe anlegte. Wie es aussah, hatte Ellen diesen Maßstäben nicht entsprochen.
    Eine Seitentür öffnete sich, und Garrett Wright wurde von zwei Deputies hereingeführt und an den Tisch der Verteidiger gesetzt.
    In wenigen Minuten war alles vorbei. Das Scharmützel war, wie in fast allen Fällen, im Richterzimmer ausgetragen worden. Die Show wurde fürs Protokoll und für die Zuschauer veranstaltet, die sich versammelt hatten, um zu sehen, wie sich das Drama entwickelte.
    Costello gab seine Forderung förmlich zu Protokoll. Ellen argumentierte dagegen. Grabko hatte sich bereits entschieden.
    »Die Kaution wird auf hunderttausend Dollar in bar oder als Bürgschaft festgesetzt«, verkündete der Richter.
    »Das ist empörend!« schrie Paul Kirkwood und sprang von seinem Stuhl auf. Sein Gesicht nahm die Farbe getrockneten Bluts an, eine Ader an seinem Hals schwoll. »Diese Bestie hat meinen Sohn entführt, und Sie lassen ihn raus!«
    Ein massiger Deputy rannte den Gang entlang und packte ihn. Paul stieß seine Schulter gegen ihn und warf ihn ein Stück zurück auf die Verteidigungsseite des Raums.
    »Sie haben unser Leben ruiniert!« schrie er und hob wütend die Faust in Wrights Richtung.
    Grabko schlug mit dem Hammer auf den Tisch. Er hatte sich erhoben und rief nach mehr Deputys. Der Gerichtssaal dröhnte von Schreien und Kreischen und den Geräuschen körperlicher Auseinandersetzung. Weitere Deputys stürmten herein, drei von ihnen packten Paul Kirkwood und trieben ihn zum nächsten Ausgang.
    Es gelang ihm, sich noch einmal umzudrehen, während sie ihn hinausschleiften. »Ich will Gerechtigkeit! Ich will Gerechtigkeit!«
    Die Reporter stürmten in einer Horde hinter ihm her. Die übrigen Deputys drängten Wright und Costello zu einer Seitentür hinaus. Grabko schüttelte den Kopf, schwang seinen Hammer und verkündete, daß das Gericht sich bis morgen früh vertage. Der Raum leerte sich in wenigen Sekunden, alle rannten hinaus, um die Fortsetzung von Pauls Show zu erleben; alle außer Ellen.
    Sie saß am Tisch, einen Arm fest um die Taille gelegt, auf den anderen hatte sie ihr Kinn gestützt. Sie starrte auf den leeren Richtertisch, als versuche sie, durch ihren Willen Justitia die Augenbinde herunterzureißen. Jay hielt sich im Hintergrund, ließ Ellen nicht aus den Augen. Eigentlich hätte er draußen in der Halle sein müssen. Paul Kirkwoods Hang zum Theatralischen faszinierte ihn. Irgend etwas an diesen Vorstellungen war faul, da war etwas Kalkuliertes, Unaufrichtiges. Aber er brachte es nicht fertig, sich abzuwenden und zu gehen.
    Statt dessen öffnete er die Schranke und ging zu Ellen – um ihre Meinung über den Lauf der Dinge zu hören, wie er sich einredete. Aus keinem anderen Grund. Nicht, weil sie so klein und verloren aussah, wie sie da so allein saß. Nicht, weil es ihn rührte, daß sie diese Niederlage so schwer nahm.
    »Es war doch nur die Kaution«, sagte er.
    »Erzählen Sie das Paul Kirkwood«, murmelte Ellen. »Fahren Sie raus nach Lakeside, und bringen Sie

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