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Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Titel: Deer Lake 02 - Engel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Geschmack von Selbstverachtung mit sich. Die Wut machte ihn grausam.
    »Sind Sie deshalb fort, Ellen? Weil Sie diese Art von Kampf nicht mehr kämpfen wollten? Sind Sie davor davongelaufen?«
    Sie wirbelte herum, und er packte ihre Arme, bevor sie ihn ohrfeigen konnte.
    »Ich bin vor gar nichts davongelaufen.«
    »Sie gehörten zu den wenigen außergewöhnlichen Erfolgsmenschen von Minneapolis«, sagte er, um sie zu reizen. »Und dann fallen Sie plötzlich über Trunkenbolde und andere Verlierer in der Provinz her.«
    »Ich bin weggegangen. Ich wollte ein gesünderes Leben. Ich habe meine Wahl getroffen, und vor Ihnen brauche ich mich dafür ganz bestimmt nicht zu rechtfertigen.«
    »Das, was hier im Augenblick läuft, ist ganz bestimmt nicht gesund«, knurrte er.
    Ellen wußte nicht, ob er den Fall meinte oder die Hitze, die sich in diesem Augenblick zwischen ihnen staute. Er war zu nahe, seine Hände packten ihre Oberarme zu fest, sein Mund war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt.
    »Lassen Sie mich los«, befahl sie und entwand sich seinem Griff.
    Die Tür zum Korridor ging auf, und Henry Forster, ein langjähriger Reporter der Minneapolis Star Tribune, trat ein. Sein Blick traf Ellen mit voller Wucht durch die permanent verschmierten Gläser seiner dicken Brille.
    »Ellen, kriegen wir jetzt einen Kommentar von Ihnen?« bellte er. »Oder sollen wir einfach unsere eigenen Schlüsse ziehen?«
    »Ich bin schon auf dem Weg«, sagte sie.
    Ohne Jay eines Blickes zu würdigen, packte sie ihre Aktentasche und verließ den Raum.
    Er folgte ihr in einigem Abstand, bis sie die ganze Aufmerksamkeit der Reporter auf sich gezogen hatte, bevor er unauffällig die Halle betrat. Er hatte einen Moment Zeit, die Gedanken in seinem Kopf zu ordnen. Verdammt, diesmal steckte er richtig tief drin.
    Geschah ihm recht, was mußte er auch in einem so frischen Fall herumschnüffeln. Für gewöhnlich war er vernünftig genug, etwas später aufzutauchen, nachdem die stärksten unmittelbaren Emotionen verblaßt waren und die beteiligten Parteien eine sachlichere Perspektive auf das Verbrechen, das ihr Leben berührt hatte, gewonnen hatten. Hier gab es keine Perspektive. Der Fall war heißer als ein Kabel unter Strom . . . und genauso gefährlich.
    Gerüchten zufolge würde die Leiche von Dennis Enberg zur Untersuchung durch einen Gerichtsmediziner gebracht werden. Ellen hatte praktisch gesagt, ihrer Meinung nach sei der Anwalt ermordet worden, obwohl die meisten Gerüchte von Selbstmord sprachen.
    Jay hatte die Anrufe im Polizeifunk gehört, hatte den Weg zum Southtown Shopping Center gefunden und in der relativen Wärme seines Wagens abgewartet, bis die Reporter das Interesse am Tatort verloren und sich auf der Suche nach zitierbaren Quellen getrennt hatten. Ein einzelner uniformierter Cop war als Wache vor dem Gebäude zurückgelassen worden.
    Jay war auf ihn zugeschlendert, hatte eine Zigarette geschnorrt und eine Weile mit ihm geplaudert, als hätte er nichts Besseres zu tun. Der Polizist war jung und an den Anblick grausamen Todes noch nicht gewöhnt, und schließlich hatte er Details über den Tatort preisgegeben. Seine Hände zitterten so heftig, daß er Schwierigkeiten hatte, die Zigarette zwischen die Lippen zu stecken.
    »Mann, ich meine, solche Sachen sieht man im Film, aber das war echt «, murmelte der junge Mann. Drüben auf der anderen Seite der Straße parkte ein halbes Dutzend Autos vor Snyder's Drugstore. Leute kamen, um Grippemittel und Kopfschmerztabletten zu kaufen, ohne zu ahnen, daß kaum hundert Meter von ihnen ein Mann sein Gehirn über die gesamte Wand seines Büros verspritzt hatte.
    »Wirklich hart, so was zu verdauen«, sagte Jay. »Um ehrlich zu sein, ich habe schon viele harte Männer gesehen, denen bei so was das Essen aus dem Gesicht gefallen ist. Und es ist keine Schande, wenn Sie mich fragen. Bei so einem Anblick sollte jedem anständigen Menschen schlecht werden.«
    »Also . . . mir ist schlecht geworden«, gab der Junge zu. Er warf Jay einen Blick aus dem Augenwinkel zu. »Sie haben wohl schon einiges gesehen. Ich habe Twist of Fate gelesen. Das war grausig.«
    »Kann man wohl sagen. Erstaunt mich immer wieder, wie gewalttätig Menschen gegeneinander sein können.«
    »Ja . . .« Er saugte seine Winston bis zum Filter aus, die Asche glühte rot, als er die Kippe wegwarf. Sein Blick war ganz nach innen gerichtet, dorthin, wo Menschen ihre finstersten Ängste aufbewahren, derer sie sich nur ganz selten

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