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Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Titel: Deer Lake 02 - Engel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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profilieren. Die Verbrechen hier waren meist geringfügig, die Prozesse einfach, die Anwälte langweilig. Die Chance, einen Fall wie Der Staat gegen Dr. Garrett Wright zu bekommen, war äußerst gering. Gorman Grabko hatte sich entsprechend vorbereitet.
    Wie ein gütiger Monarch saß er hinter seinem makellosen Schreibtisch und lächelte Anthony Costello herzlich zu.
    »Mister Costello, es ist mir eine Freude und eine Ehre«, sagte er. »Es passiert nicht jeden Tag, daß wir einen Anwalt von Ihrem Ruf im Gerichtsgebäude von Park County sehen – nicht wahr, Ellen?«
    Ellens Mund machte eine kleine Bewegung. Niemand hätte sie als Lächeln bezeichnen können. Sie wollte Grabko sagen, daß er dankbar sein sollte – aber das wollte er sicher nicht hören. Seine Frage war ohnehin rhetorisch. Der Richter fuhr fort, ohne auf ihre Antwort zu warten, und schloß sie aus dem kleinen Ritual männlicher Verständnisinnigkeit aus. Vielleicht war es auch eher die Eintracht zweier lokaler Berühmtheiten. Sie hätte die Sache besser in den Griff bekommen, wenn Cameron dagewesen wäre, aber er hatte an diesem Morgen eine Anhörung in Richter Witts Gerichtssaal, also war sie auf sich allein gestellt.
    »Sie sind ein Purdue-Absolvent, wie ich höre«, sagte Grabko.
    Costello grinste. »Ich hoffe, das machen Sie mir als Absolvent der Northwestern nicht zum Vorwurf.«
    Grabko strahlte, offensichtlich sehr geschmeichelt, daß Costello überhaupt etwas über ihn wußte. »Beides gute Big-Ten Schulen. Sie haben Ihrer auf jeden Fall alle Ehre gemacht. Sie haben sich einen guten Namen gemacht. Ich halte mich auf dem laufenden, was die Vorgänge an den Gerichten in der Stadt angeht«, sagte Grabko mit wichtiger Miene, als hätte ihn eine höhere Macht dazu berufen und als wäre sein Motiv ein ehrenhafteres als schlichter Neid.
    »Ich bleibe am Ball.«
    Ellen hatte alle Mühe, nicht an Costellos falscher Bescheidenheit zu würgen. »Dr. Wright hatte Glück, daß Sie ihn zwischen die Mordprozesse schieben konnten.«
    »Ja, in den Cities wird es gelegentlich etwas hektisch.« Costello warf ihr einen Blick zu. »Aber das haben Sie ja früher auch sehr gut gekannt, nicht wahr, Ellen? Es ist verständlich, daß es manchen Leuten einfach zuviel wird.«
    Er stellte sie so hin, als sei sie unter dem Druck zusammengebrochen und aufs Land abgeschoben worden, wo sie unauffällig und beschämt leben konnte. Grabko neigte seinen Kopf leicht zur Seite und musterte sie etwas mißtrauisch. Ellen sah Costello mit zusammengekniffenen Augen an.
    »Ich würde sagen, daß es mich angewidert hat. Manchen Leuten scheint es ja nichts auszumachen, im Dreck zu waten. Aber wir sollten Richter Grabkos Zeit nicht mit unseren Erinnerungen verschwenden«, sagte sie mit einem zuckersüßen Lächeln. »Er hat einen sehr vollen Terminkalender.«
    »Ich mache mir Sorgen über den Zeitplan, weil Sie gerade erst mit dem Fall betraut wurden, Mister Costello«, sagte Grabko. »Kann ich davon ausgehen, daß Sie die Anhörung vertagt haben wollen?«
    »Nein, Euer Ehren. Die Verteidigung ist jederzeit bereit zu verhandeln. Begierig darauf zu verhandeln, um ehrlich zu sein. Jeder Tag, an dem diese Anschuldigungen über Dr. Wrights Kopf schweben, ist ein weiterer Tag, an dem sein Ansehen unnötigerweise Schaden nimmt.«
    Costello ließ Grabko voll in sein Spielergesicht blicken. »Euer Ehren, meine oberste Pflicht gegenüber meinem Klienten ist, das Unrecht zu korrigieren, das ihm zu Beginn dieser Woche geschah, als Richter Franken die Kaution weit über seinen Möglichkeiten festsetzte.«
    »Der Mann wurde gefaßt, als er vom Schauplatz eines Verbrechens fliehen wollte«, warf Ellen ein.
    »Mutmaßlich.«
    »Er hat einen Agenten des BCA brutal zusammengeschlagen . . .«
    »Mutmaßlich.«
    »Und alles getan, um zu fliehen. Bei ihm besteht ganz offensichtlich Fluchtgefahr.«
    Costello erhob sich abrupt, Grabkos Blick begleitete ihn auf dem Weg zum Fenster, wo milchiges Licht durch die Rolläden sickerte.
    »Dr. Wright hat ein Recht darauf, als unschuldig betrachtet zu werden«, sagte er. »Er ist, de facto, ein unschuldiger Mann. Nach den Gesetzen dieses Staates hat er Anrecht auf die Festsetzung einer angemessenen Kaution. Eine halbe Million Dollar in bar ist wohl kaum angemessen.«
    Grabko strich über seinen Bart.
    »Die Entführung eines achtjährigen Jungen oder das Foltern einer Frau ist wohl ebensowenig angemessen . . .«
    Costello wirbelte herum. »Ach, kommen Sie, Ellen. Sie

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