Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
Risiko aussetzen würde. Die HAMAS hatte ein ganz anderes Ziel vor Augen, und das lag nördlich in den Black Hills. Denn auch dort waren vier Präsidenten versammelt. Zwar nicht in Fleisch und Blut, oder wie Abraham Lincoln in Marmor, aber immerhin in hartem Granit. Die HAMAS hatte es auf ein symbolträchtiges Nationaldenkmal abgesehen, und das war Mount Rushmore in South Dakota.
Mit einem bangen Blick auf die Uhr hoffte Spacy, Präsident George T. Gilles würde sofort Maßnahmen einleiten, um zumindest unschuldige Zivilisten zu retten. Die Zeit rannte davon.
KAPITEL 44
20.03., 16.13 Uhr
Washington D.C., FBI-Hauptquartier
F ünf Minuten, nachdem Paul Cunnigham von der Critical Incident Response Group, kurz CIRG, seine Order vom Direktor des FBIs erhalten hatte, griffen alle Rädchen bei der zentralen Kriseninterventions-Abteilung ineinander. Cunningham, ein altgedienter FBI-Agent, der das Geschäft der Bewältigung von Gefahrensituationen aus dem Effeff beherrschte, telefonierte gleichzeitig auf mehreren Leitungen, kümmerte sich aber in erster Linie darum, ein sogenanntes Hostage Rescue Team auf der Marine Corps Base im Bundesstaat Virginia zusammenstellen, um eventuell gefangen gehaltene Geiseln am Mount Rushmore zu befreien. Parallel unterhielt er sich mit der FBI-Zentrale in South Dakota, um die besten verfügbaren Beamten zum Nationaldenkmal der vier ehemaligen Präsidenten zu delegieren.
»Das HRT-Team kann in spätestens vier Stunden vor Ort sein, obwohl es dann schon zu spät sein könnte. Wir wollen lediglich auf eine große Schweinerei vorbereitet sein, Randolph«, antwortet Cunningham auf die Nachfrage der Polizeileitstelle in Virginia, was denn nun genau eigentlich los sei. »Wahrscheinlich steht uns dort oben ein Terroranschlag unmittelbar bevor, es gab eine Krisensitzung im Weißen Haus, der FBI-Direktor wurde vor wenigen Augenblicken informiert und hat mich dann persönlich angerufen. Seht zu, dass ihr Mann und Maus zum Nationaldenkmal Mount Rushmore hinbewegt und dort Bomben findet. Viel Glück!«
Cunningham, ein stark übergewichtiger Mann Anfang fünfzig, löste seine Krawatte und biss in einen Muffin, um sich mit neuer Nervennahrung zu versorgen. Er verzog das Gesicht, als er den letzten Rest kalten Kaffee herunter schluckte und die Situation überdachte.
»Igitt!«
Er griff erneut zum Telefon und rief FBI-Direktor Floyd B. Adams an, der eine Etage über ihm im J. Edgar Hoover Building an der Pennsylvania Avenue saß, und informierte ihn über die angelaufene Operation. Dann schaltete er die eigene Presseabteilung ein, um das FBI auf den Ansturm der Medien vorzubereiten.
Cunningham ahnte instinktiv, dass er sich den Besuch des Footballspiels der Washington Redskins am heutigen Abend abschminken konnte. Er rief einen Freund an und sagte ihm, dass es heute nicht klappen würde. Danach telefonierte er mit seiner Frau.
»Es wird heute später, Schatz.«
»Ach ja?«
»Ja. Anscheinend wollen irgendwelche Irren Mount Rushmore in die Luft jagen.«
KAPITEL 45
20.03., 17.55 Uhr
Washington D.C., Restaurant Normandie
D as Normandie zählte zu den teuersten und besten Restaurants in Washington und bot dem verwöhnten und geschulten Gaumen kulinarische Genüsse, welche die Oberen Zehntausend sowie Gourmets aus der ganzen Welt, die beruflich in der Stadt verweilten, zu schätzen wussten. Sein Inhaber, Michael Richards, ließ es sich nicht nehmen, der Tochter des Präsidenten persönlich eine Weinempfehlung auszusprechen. Er war gerade dabei, seinen Sommelier mit der entsprechenden Darreichung des edlen Tropfens zu betrauen.
»Zu einer solch hübschen wie gleichermaßen energiegeladenen Frau passt der kraftvolle 1961er Château Latour aus dem französischen Paulliac ganz hervorragend. Diesen Bordeaux finden Sie nur noch äußerst selten.«
»Wie viele Punkte?«, wollte Tracy wissen.
»Nach der Parker-Methode wurden ihm einhundert von maximal einhundert erreichbaren Punkten zuteil. Ein wirklich formidabler Tropfen«, schwärmte der graubärtige, schwergewichtige und gutmütige Restaurant- und Weindepotbesitzer, während er mild lächelte und mit seinen kleinen und wachen Augen hinter der Brille Spacy zuzwinkerte.
Der Sommelier dekantierte den edlen Tropfen langsam über die Kante des Flaschenhalses in eine Karaffe, damit sich das im Laufe der Jahre gebildete Depot in der Flasche ablagern konnte. Dann schenkte er mit einer eleganten wie gekonnten Handbewegung den Rotwein zur besseren Degustation in
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