Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
ein entsprechendes Glas.
Tracy, die den Wert und den erlesenen Charakter des Weines zu schätzen wusste, schloss die Augen und ließ die Aromen in ihrem Mund deren Wirkung entfalten. Mehr als zufrieden mit der Qualität des teuren Getränks, nickte sie und signalisierte somit ihre Zustimmung, dass der gewählte Jahrgang perfekt sei.
»Ich weiß zwar nicht, welche Ehre mir heute zu Teil wird, aber dieser Wein ist so phantastisch, dass ich ihn meinem Begleiter eigentlich ausreden möchte. Für ihn wäre das Perlen vor die Säue geworfen, wenn ich das so salopp formulieren darf.«
Die drei Herren am Tisch lachten und Richards, der Spacy an die fleischgewordene Figur des Coca Cola Weihnachtsmanns erinnerte, wusste die Offenheit seiner Gäste zu schätzen.
»Der Herr zahlt, die Dame genießt. So ist das nun mal. Ich gehe bestimmt recht in der Annahme, dass ich Sie zu Ihrem Delmonico Steak mit einem gezapften Bud glücklich mache?«, wollte Richards wissen und traf damit voll ins Schwarze. Spacy nickte und wirkte seltsam wortkarg, als sich der Inhaber des Sterne-Restaurants vom Tisch entfernte.
»Was ist los, Mark? Wir sehen uns wochenlang nicht, du lädst mich in diesen Gourmettempel ein, bestellst zur Feier des Tages einen sündhaft teuren Wein und ziehst ein Gesicht, als ob dir eine Laus über die Leber gelaufen ist.«
»In gewisser Weise ist das auch so. Irgendwie schaffen wir es immer wieder, die denkbar ungünstigsten Momente abzupassen, wenn wir uns sehen«, entgegnete Spacy und sah zum wiederholten Mal auf seine Armbanduhr.
Tracy kannte ihren Lebensgefährten zu gut, als jetzt beleidigt oder verärgert zu sein. Wenn Mark etwas bedrückte, musste es schon etwas verdammt Schwerwiegendes sein. Sie ergriff seine Hand und stellte ihn zur Rede.
»Raus damit, wo brennt es?«
»Ich will uns nicht diesen Abend verderben. Aber ich befürchte, dass noch heute Mount Rushmore in die Luft fliegt.«
»Wie bitte? Wie kommst du denn auf die Idee?«
Spacy erzählte, was sich heute im Weißen Haus zugetragen und wie er mehr oder weniger eine Eingebung hatte, als er die Statue von Abraham Lincoln gesehen hatte.
»Und das sagst du mir erst jetzt? Du weißt doch ganz genau, dass du mich mit solchen Dingen jederzeit behelligen kannst. Dass dich mein Vater rausgeworfen hat, sieht ihm eigentlich gar nicht ähnlich. Aber wahrscheinlich hast du in der Wortwahl Minister McNab wirklich auf den Schlips getreten. Ich kann den Typ übrigens auch nicht ausstehen.«
»Ich habe ihn Arschloch genannt«, gestand Spacy und war dankbar, dass ihm in diesem Augenblick das Bier gebracht wurde.
Tracy musste unwillkürlich lachen, beherrschte sich aber schnell, als der Sommelier sich um ihren Wein kümmerte und das Glas auffüllte.
»Das sieht dir ähnlich. Einfach mal lospoltern und nicht nachdenken, welche Konsequenzen das haben könnte. Vielleicht ist der Admiral nicht der beste Umgang für dich.«
»Er ist der beste Umgang, den ich je hatte. Einen besseren Boss kann man sich gar nicht wünschen. Er und General Grant wissen, dass McNab Informationen zurückhält. Wir wissen nur nicht, warum er dies tut. Ich musste ihm heute eine Falle stellen. Auch auf die Gefahr hin, ein Bauernopfer zu werden. Er hat sich mächtig aufgeplustert und das Unschuldslamm gespielt. Ich werde ihn aber noch an den Hörnern packen, das verspreche ich. Und deinem Vater mache ich überhaupt keinen Vorwurf. Er musste mich nach meinem Auftritt rausschmeißen.«
Am Nachbartisch drehten sich einige Leute um, da sie den letzten Teil mitbekommen hatten und anfingen zu tuscheln. Spacy hob demonstrativ sein Glas und prostete den Leuten zu. Tracy warf den Fremden ebenfalls ein süßes Lächeln zu. Augenblicklich verebbte nebenan die Neugier.
»Habe ich dir schon gesagt, dass du einsame Spitze bist und ausgesprochen klasse aussiehst?«, nutzte Spacy die Gelegenheit für ein Kompliment.
»Mr Right, danke für die Blumen, aber übertreiben Sie mal nicht. Ich sehe müde und abgespannt aus. Die letzten Wochen waren eine Tortur. Ich brauche nur in den Spiegel zu sehen, um das kalte Grauen zu bekommen«, antwortete die Astronautin mit typisch weiblicher Selbstkritik.
»Übertreib mal nicht. Du könntest bei jeder Miss-Wahl locker den ersten Platz machen«, hielt Spacy dagegen.
»Ja, bei der Wahl zur Miss Altenheim.«
Das Paar lachte und sah sich tief in die Augen. Die Begegnung mit ihr ließ Spacy mehr und mehr zu der Erkenntnis gelangen, dass er in ihrer Gegenwart wirklich
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