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Defekt

Defekt

Titel: Defekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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fügt sie hinzu.
„Die Bibel stammt aus dem Jahr 1756.“
    „Es ist ungewöhnlich, dass jemand eine so alte
Ausgabe besitzt.“
    „Im Haus gab es laut Detective Wagner keine weiteren
antiken Bücher. Du kennst sie nicht. Leute, die in der Kirchengemeinde Umgang
mit den beiden Schwestern hatten, sagen, sie hätten diese Bibel noch nie
gesehen.“
    „Wurde sie auf Fingerabdrücke und DNA untersucht?“
    „Keine Abdrücke, keine DNA.“
    „Hat man eine Ahnung, was aus den Leuten geworden
ist?“, will er wissen, als ob sie ausschließlich deshalb mit einem Privatflugzeug
zu ihm gekommen wäre, um einen Fall zu erörtern.
    „Man rechnet mit dem Schlimmsten.“ Ihre Wut wächst.
    Er hat keine Ahnung, was sich seit einiger Zeit in
ihrem Leben abspielt.
    „Hinweise auf ein Verbrechen?“
    „Wir haben im Labor noch viel zu tun. Es wird
fieberhaft gearbeitet“, erwidert sie. „An der Außenseite der Schiebetür aus
Glas, die vom Schlafzimmer nach draußen führt, habe ich Ohrabdrücke gefunden.
Offenbar hat jemand sein Ohr gegen die Scheibe gehalten.“
    „Könnte einer der Jungen gewesen sein.“
    „Unmöglich“, gibt sie gereizt zurück. „Wir haben
ihre DNA, oder zumindest das, was wir dafür halten, aus ihrer Kleidung, den
Zahnbürsten und einem Medikamentendöschen sichergestellt.“
    „Meiner Ansicht nach handelt es sich bei
Ohrabdrücken nicht um eindeutige wissenschaftliche Beweise. Aufgrund von Ohrabdrücken
ist es schon zu einigen Fehlurteilen gekommen.“
    „Es ist nur eine unterstützende Methode; ähnlich wie
der Lügendetektortest.“ Fast faucht sie ihn an.
    „Ich will mich nicht mit dir streiten, Kay.“
    „Wir können aus einem Ohrabdruck genauso DNA sichern
wie aus Fingerabdrücken“, erklärt sie. „Laut Vergleichstests stammen die Spuren
von einem Unbekannten, nicht von einem Hausbewohner. In der CODIS-Datenbank war
nichts zu finden.
    Außerdem habe ich unsere Freunde von DNAPrint
Genomics in Sarasota gebeten, das Geschlecht, die regionale Herkunft und die
Rasse des Betreffenden zu bestimmen. Leider wird das einige Tage dauern. Ob
wir das passende Ohr dazu finden, ist mir eigentlich ziemlich egal.“ Benton
schweigt.
    „Hast du etwas Essbares zu Hause? Und ich brauche
was zu trinken, auch wenn es noch mitten am Tag ist. Außerdem habe ich keine
Lust, mit dir nur über die Arbeit zu reden. Dazu bin ich nicht durch einen
Schneesturm hierher geflogen.“
    „Wir haben noch keinen Schneesturm“, erwidert Benton
ernst. „Aber das wird sich bald ändern.“
    Auf der Fahrt nach Cambridge starrt sie aus dem
Fenster.
    „Der Kühlschrank ist voll. Und zu trinken habe ich
auch da, was du willst“, antwortet er leise.
    Und dann fügt er etwas hinzu, von dem Scarpetta
nicht sicher ist, ob sie es richtig verstanden hat. Sie traut ihren Ohren
nicht.
    „Verzeihung, was war das gerade?“, hakt sie verdutzt
nach. „Wenn du aussteigen willst, wäre es mir lieber, wenn du es gleich sagst.“
    „Wenn ich aussteigen will?“ Ungläubig blickt sie ihn an. „Soll es das etwa gewesen
sein, Benton? Wir haben eine größere Meinungsverschiedenheit, und schon geht
es darum, die Beziehung zu beenden?“
    „Ich wollte dir diese Möglichkeit nur offen halten.“
    „Ich verzichte auf deine Großzügigkeit.“
    „Damit meinte ich nicht, dass du dazu meine Erlaubnis
brauchst. Ich sehe einfach nur keine Zukunft für uns, falls du mir nicht mehr
vertraust.“
    „Vielleicht hast du Recht.“ Sie drängt die Tränen
zurück, wendet das Gesicht ab und schaut in den Schnee hinaus.
    „Heißt das also, dass du mir wirklich nicht mehr vertraust?“
    „Was würdest du im umgekehrten Fall sagen?“
    „Ich wäre sehr aufgebracht“, erwidert er. „Aber ich
würde versuchen, es zu verstehen. Lucy hat, selbst nach dem Gesetz, ein Recht
auf Wahrung ihrer Privatsphäre. Auch ich weiß nur von dem Tumor, weil sie sich
wegen der Symptome an mich gewandt und mich gebeten hat, ihr einen
Untersuchungstermin in McLean zu besorgen. Sie hat mir das Versprechen abgenommen,
dass niemand davon erfahren dürfe und es absolut unter uns bleiben müsse.
Deshalb wollte sie sich auch nicht in irgendeinem x-beliebigen Krankenhaus
untersuchen lassen. Du kennst sie ja, vor allem in letzter Zeit.“
    „Früher kannte ich sie einmal.“
    „Kay.“ Er sieht sie an. „Sie wollte nicht, dass es
irgendwo aktenkundig wird. Seit die Terrorismusbekämpfung auf Hochtouren
läuft, ist nichts mehr privat.“
    „Da kann man ihr kaum

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