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Defekt

Defekt

Titel: Defekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Ledersitz
sinken, und während die Piloten sich im Cockpit zu schaffen machen, ruft sie
Benton an.
    „Ich komme um Viertel nach eins an“, teilt sie ihm
mit.
    „Bitte versuche, mich zu verstehen, Kay. Ich weiß,
was du jetzt fühlst.“
    „Wir reden darüber, wenn ich da bin.“
    „Sonst lassen wir nie etwas unausgesprochen“, meint
er.
    Es ist eine alte Übereinkunft zwischen ihnen, dass
man nie die Sonne über einem Streit untergehen lassen darf. Steig nie in ein
Auto oder in ein Flugzeug oder verlasse das Haus, wenn du zornig bist. Denn
schließlich wissen Benton und Scarpetta am besten, wie schnell und willkürlich
das Schicksal zuschlagen kann.
    „Guten Flug“, sagt Benton. „Ich liebe dich.“
     
    Lex und Reba gehen suchend um das Haus herum. Als
Lucy auf ihrem Aufsehen erregenden Gefährt in Daggie Simisters Einfahrt
gebraust kommt, blicken sie beide hoch.
    Lucy stellt den Motor ihrer V-Rod aus, nimmt den
Integralhelm ab und öffnet den Reißverschluss ihrer schwarzen kugelsicheren
Jacke.
    „Sie sehen aus wie Darth Vader“, begrüßt Lex sie
vergnügt. Lucy hat noch nie einen Menschen kennen gelernt, der wie Lex immer
gute Laune hat. Lex ist eine tüchtige Mitarbeiterin, weshalb die Akademie sie
nach ihrem Abschluss angestellt hat. Sie ist intelligent und sorgfältig und
weiß außerdem, wann sie sich rar machen muss.
    „Was suchen wir hier draußen?“, fragt Lucy und lässt
den Blick durch den kleinen Garten schweifen.
    „Die Obstbäume da drüben“, erwidert Lex. „Ich bin
zwar kein Detective, aber als wir bei dem anderen Haus waren, dessen Bewohner
verschwunden sind“, sie deutet auf das orangefarbene Haus auf der
gegenüberliegenden Seite des Kanals, „meinte Dr. Scarpetta, sie habe hier an
diesem Ufer einen Zitruskontrolleur beobachtet. Er habe die Bäume in der
Umgebung untersucht, möglicherweise im Garten nebenan. Von hier aus können Sie
es zwar nicht sehen, aber einige der Bäume dort haben dieselben roten
Streifen.“ Wieder weist sie auf das orangefarbene Haus.
    „Der Zitrusbrand verbreitet sich rasend schnell.
Wenn diese Bäume infiziert sind, gilt das vermutlich auch für weitere in der
näheren Umgebung. Ich bin übrigens Reba Wagner“, wendet sich Reba an Lucy.
„Wahrscheinlich hat Pete Marino Ihnen bereits von mir erzählt.“
    Lucy schaut ihr in die Augen. „Was hätte er denn
über Sie erzählen sollen?“
    „Wie intellektuell beschränkt ich bin.“
    „Mit diesem Ausdruck wäre er sicher überfordert.
Wahrscheinlich hat er eher so etwas wie verblödet gesagt.“
    „Kann ich mir denken.“
    „Gehen wir rein“, verkündet Lucy und steuert auf die
Veranda zu. „Damit wir feststellen können, was Sie beim ersten Mal in Ihrer
intellektuellen Beschränktheit übersehen haben.“
    „Das ist nur ein Scherz“, sagt Lex zu Reba und
greift nach dem schwarzen Tatortkoffer, den sie vor der Tür deponiert hat.
„Bevor wir loslegen“, sagt sie zu Reba, „brauche ich die Bestätigung, dass
dieses Haus versiegelt war, seit Ihre Leute abgezogen sind.“
    „Das war es. Ich habe mich selbst darum gekümmert.
Alle Fenster und Türen.“
    „Gibt es eine Alarmanlage?“
    „Sie würden sich wundern, wie viele Leute hier keine
haben.“
    Lucy bemerkt die Aufkleber mit der Aufschrift
„H&W Sicherheitsdienst“ an den Fenstern. „Offenbar hat sie sich trotzdem
vor Einbrechern gefürchtet. Sie konnte sich zwar keine Alarmanlage leisten, wollte
aber die bösen Buben verscheuchen.“
    „Das Problem ist nur, dass die bösen Buben den Trick
kennen“, entgegnet Reba. „Aufkleber und Schilder in den Blumenbeeten. Doch
ein erfahrener Einbrecher wüsste auf den ersten Blick, dass dieses Haus
bestimmt keine Alarmanlage besitzt und dass sich der Besitzer vermutlich keine
leisten kann oder zu alt ist, um sich noch um so etwas zu kümmern.“
    „Viele alte Menschen haben nicht mehr die Kraft
dazu“, pflichtet Lucy ihr bei. „Außerdem sind sie damit überfordert, sich den
Zugangscode zu merken.“
    Als Reba die Tür öffnet, schlägt den drei Frauen
muffige Luft entgegen, als ob hier schon lange niemand mehr wohnt. Sie knipst
das Licht an.
    „Welche Räume wurden bis jetzt untersucht?“, fragt
Lex mit Blick auf den Fliesenboden.
    „Noch nichts bis auf das Schlafzimmer.“
    „Gut, dann bleiben wir mal kurz hier stehen und
überlegen“, meint Lucy. „Wir wissen zwei Dinge: Der Täter ist ins Haus
eingedrungen, ohne eine Tür aufbrechen zu müssen. Und nachdem er die Frau
erschossen

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