Defekt
nützt dir sowieso nichts. Am besten suchen wir uns ein
ruhiges Plätzchen. Vielleicht der Park. Nein, dort fährt die Polizei Streife.
Ich wüsste da etwas. Niemand wird
uns dort finden. Optimal geeignet. Wir können uns alle Zeit der Welt lassen. Er war erregt, und seine Gier nach Sex wurde übermächtig.
Er lotste Basil zu dem verfallenen Haus, wo es weder
Strom noch fließendes Wasser gab, nur ein Hinterzimmer mit einer Matratze und Sexmagazinen.
Es war Hogs Idee, die Gefangene so zu fesseln, dass sie sich nur mit hoch
erhobenen Armen setzen konnte.
Hände hoch!
Wie in Zeichentrickfilmen.
Hände hoch!
Wie in kitschigen Western.
Basil bezeichnete Hog als das größte Genie, dem er
je begegnet sei. Und nachdem sie einige Frauen in das Haus gebracht und so
lange dort gefangen gehalten hatten, bis sie zu schlecht rochen, zu krank
wurden oder einfach nur verbraucht waren, erzählte Hog Basil vom Christmas
Shop.
Kennst du den?
Nein.
Du kannst ihn gar nicht
verfehlen. Direkt am Strand an der A1A. Die Besitzerin erstickt im Geld.
Hog hat ihm erklärt, dass sie samstags stets allein
im Laden sei. Kaum ein Kunde verirre sich dorthin. Wer kauft auch im Juli am
Strand Weihnachtsartikel?
Echt?
Aber er hätte es nicht gleich an Ort und Stelle tun
sollen.
Doch ehe Hog es sich versah, hatte Basil sie schon
ins Hinterzimmer geschleppt, vergewaltigte sie und stach auf sie ein, bis
alles voller Blut war. Hog beobachtete alles und überlegte, wie sie sich unbemerkt
wieder verdrücken konnten.
Der Holzfäller an der Tür war einen Meter fünfzig
groß und handgeschnitzt. Er hatte eine echte antike Axt in der Hand, mit
gebogenem Holzstiel und einem schimmernden Stahlkopf, der zur Hälfte blutrot
bemalt war. Da hatte Hog einen Einfall.
Etwa eine Stunde später trug Hog die Müllsäcke vor
die Tür und vergewisserte sich, dass niemand in der Nähe war. Er verstaute die
Müllsäcke im Kofferraum von Basils Auto. Kein Mensch bemerkte sie.
Wir haben Glück gehabt, sagte Hog zu Basil, als sie wieder in ihrem
Geheimversteck, dem alten Haus, waren und eine Grube schaufelten. Tu so etwas nie wieder.
Einen Monat danach war es mit Basils guten Vorsätzen
wieder vorbei, und er versuchte, zwei Frauen gleichzeitig zu entführen. Hog war
nicht dabei. Basil zwang die Frauen, in seinen Wagen einzusteigen, und dann
hatte die verdammte Schrottkarre eine Panne. Basil hat nie jemandem von Hogs
Existenz verraten. Er hat ihn geschützt. Und nun ist Hog an der Reihe.
Sie führen dort oben eine Studie
durch, hat Hog Basil geschrieben. Das Gefängnis wurde darüber informiert
und um freiwillige Probanden gebeten. Das wäre doch etwas für dich. Du könntest
etwas Sinnvolles tun.
Es war ein freundlicher, harmloser Brief, der keinen
Gefängnismitarbeiter stutzig machte. Also teilte Basil dem Gefängnisdirektor
mit, er wolle gern an der in Massachusetts durchgeführten Studie teilnehmen,
um etwas zur Wiedergutmachung seiner Sünden beizutragen. Wenn die Arzte
herausfanden, was mit Menschen wie ihm nicht in Ordnung sei, könne man den
Zustand vielleicht heilen. Ob der Gefängnisdirektor sich von Basils Spielchen
wirklich täuschen ließ, bleibt offen. Jedenfalls wurde Basil im vergangenen
Dezember ins Butler State Hospital verlegt.
Und das alles nur wegen Hog. Der Hand Gottes.
Seitdem mussten sie erfindungsreich sein, um weiter
in Kontakt zu bleiben. Doch Gott hat Hog gezeigt, wie er Basil jede beliebige
Nachricht zukommen lassen kann. Gott hat schließlich einen IQ von
einhundertfünfzig.
An Flugsteig einundzwanzig angekommen, sucht Hog
sich einen Platz möglichst weit entfernt von den anderen Fluggästen und wartet
auf die Neun-Uhr-Maschine. Sie ist pünktlich; also wird er um zwölf Uhr landen.
Er öffnet seine Tasche und holt den Brief heraus, den Basil ihm vor einem guten
Monat geschrieben hat.
Ich habe die Anglerzeitschriften
erhalten. Vielen Dank. Die Artikel waren wie immer sehr lehrreich. Basil
Jenrette.
PS: Sie werden mich wieder in die
verdammte Röhre stecken, und zwar am Donnerstag, dem 17. Februar. Aber diesmal
soll es nicht lange dauern. „Rein um siebzehn Uhr, raus um siebzehn Uhr
fünfzehn.“ Nichts als leere Versprechungen.
52
Es hat aufgehört zu schneien, und die Hühnersuppe
köchelt auf dem Herd. Scarpetta misst zwei Tassen italienischen Arborioreis ab
und öffnet eine Flasche trockenen Weißwein.
„Kommst du runter?“ Sie geht an die Tür, ruft nach
Benton.
„Bitte komm erst mal rauf“, erwidert
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