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Defekt

Defekt

Titel: Defekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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seine Stimme
aus dem im oberen Stockwerk gelegenen Arbeitszimmer.
    Scarpetta zerlässt Butter in einer Kupferpfanne und
beginnt, das Hühnchen anzubräunen. Dann gibt sie den Reis in die Hühnerbrühe.
Ihr Mobiltelefon läutet. Benton ist am Apparat.
    „Das ist doch albern“, schimpft sie mit einem Blick
auf die Treppe, die hinauf ins Arbeitszimmer führt. „Komm jetzt bitte runter.
Ich koche gerade. Außerdem wird in Florida die Hölle los sein, und ich muss mit
dir reden.“
    Sie löffelt ein wenig Brühe auf das angebratene
Hühnchen.
    „Und ich finde es wirklich wichtig, dass du dir das
da ansiehst“, gibt er zurück.
    Es ist komisch, seine Stimme gleichzeitig am Telefon
und von oben zu hören.
    „Das ist doch albern“, wiederholt sie.
    „Darf ich dich etwas fragen?“, sagt seine Stimme,
gleichzeitig am Telefon und von oben, sodass es ist, als sprächen zwei Bentons
synchron. „Warum hat die Leiche Splitter zwischen den Schulterblättern? Wie
können die dahin geraten sein?“
    „Holzsplitter?“
    „In eine Hautabschürfung haben sich Splitter
eingegraben, und zwar auf ihrem Rücken zwischen den Schulterblättern. Jetzt
würde mich interessieren, ob du eine Erklärung dafür hast, was ihr vor ihrem
Tod zugestoßen sein könnte.“
    „Vielleicht wurde sie über einen Holzboden
geschleppt oder mit einem Gegenstand aus Holz geschlagen. Für so etwas kommen
alle möglichen Gründe in Frage.“ Mit einer Gabel schiebt Scarpetta das Hühnchen
in der Pfanne herum.
    „Aber wenn sie sich die Splitter auf einem Holzboden
eingezogen hat, hätte man doch auch an anderen Körperstellen welche finden
müssen. Vorausgesetzt, dass sie nackt war, als jemand sie über einen alten
splittrigen Holzboden gezerrt hat.“
    „Nicht zwangsläufig.“
    „Mir wäre es wirklich
lieber, wenn du mal raufkommst.“
    „Irgendwelche
Abwehrverletzungen?“
    „Warum kommst du nicht
rauf?“
    „Sobald das Mittagessen fertig ist. Ein sexueller
Übergriff?“
    „Nichts weist darauf hin, obwohl sicher sexuelle
Motive im Spiel waren. Ich habe im Moment keinen Hunger.“
    Scarpetta rührt den Reis noch einmal um und legt den
Löffel dann auf ein zusammengefaltetes Geschirrtuch.
    „Weitere mögliche DNA-Quellen?“, will sie wissen.
    „Zum Beispiel?“
    „Keine Ahnung. Vielleicht hat sie ihm ja die Nase
oder einen Finger abgebissen, der dann in ihrem Magen sichergestellt wurde.“
    „Jetzt mal ernsthaft.“
    „Speichel, Haare, das Blut des Täters“, erwidert
sie. „Hoffentlich hat man gründliche Abstriche genommen und auch sonst alles
gewissenhaft untersucht.“
    „Können wir nicht hier oben darüber reden?“
    Scarpetta nimmt die Schürze ab. Auf dem Weg zur
Treppe telefoniert sie weiter und denkt dabei, wie lächerlich es ist, am
Telefon miteinander zu sprechen, obwohl man sich in ein und demselben Haus
aufhält.
    „Ich lege jetzt auf“, sagt sie, als sie oben
angekommen ist, und sieht ihn an.
    Er sitzt in seinem schwarzen Ledersessel, und ihre
Blicke treffen sich.
    „Gut, dass du erst jetzt kommst“, sagt er. „Ich
hatte nämlich gerade eine wunderschöne Frau am Apparat.“
    „Ein Glück, dass du nicht in der Küche warst. Sonst
hättest du nämlich mitgekriegt, mit wem ich eben telefoniert habe.“
    Sie zieht sich einen Stuhl heran und betrachtet das
Foto auf seinem Computerbildschirm: Die Tote liegt bäuchlings auf dem
Autopsietisch. Scarpetta mustert die roten aufgemalten Handabdrücke auf dem
Körper der Toten.
    „Offenbar mit einer Schablone angebracht. Könnte
eine Airbrush-Pistole gewesen sein“, stellt sie fest.
    Benton vergrößert die Stelle zwischen den
Schulterblättern der Leiche, damit Scarpetta sich die Abschürfung genauer ansehen
kann.
    „Um eine deiner Fragen zu beantworten“, sagt sie.
„Ja, es ist möglich, festzustellen, ob eine Schürfwunde voller Splitter vor
oder nach dem Tod entstanden ist. Das erkennt man an den Reaktionen des
Gewebes. Vermutlich liegen keine histologischen Untersuchungsergebnisse vor.“
    „Meines Wissens existieren keine Objektträger“,
antwortet Benton.
    „Hat Thrush Zugriff auf ein
Rasterelektronenmikroskop?“
    „Die staatlichen Polizeilabors sind bestens
ausgerüstet.“
    „Ich gebe ihm den Tipp, eine Probe von den
mutmaßlichen Splittern zu nehmen, sie auf das Einhundert- bis Fünfhundertfache
zu vergrößern und sie sich genau anzuschauen. Außerdem wäre es sicher
empfehlenswert, die Leiche auf Kupferspuren zu untersuchen.“
    Benton wirft Scarpetta

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