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Defekt

Defekt

Titel: Defekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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einen fragenden Blick zu.
„Warum?“
    „Weil diese sich möglicherweise an allen Tatorten
nachweisen lassen werden. Selbst im Lagerraum des ehemaligen Christmas Shop.
Vermutlich handelt es sich um ein Kupferspray.“
    „Die Familie Quincy besaß eine Gärtnerei. Bestimmt
wird Kupferspray von vielen Unternehmen benutzt, die ihr Geld mit Zitrusbäumen
verdienen. Es könnte ja sein, dass ein Familienmitglied die Kupferspuren im
Hinterzimmer des Christmas Shop hinterlassen hat.“
    „Außerdem sind wir in dem Lagerraum, wo wir das Blut
gefunden haben, auch auf mögliche Spuren von Körperfarbe gestoßen.“
    Benton schweigt, denn ihm ist gerade etwas anderes
eingefallen.
    „Das ist eine Gemeinsamkeit, die alle von Basil
begangenen Morde aufweisen“, sagt er. „Sämtliche Opfer, zumindest die, deren
Leichen entdeckt wurden, hatten Kupferspuren und Zitruspollen am Körper, auch
wenn wir dem keine große Bedeutung beigemessen haben. Schließlich kommen
Zitruspollen überall in Florida vor. Niemandem ist eingefallen, dass wir es mit
einem Kupferspray zu tun haben könnten. Vielleicht hat er die Frauen ja an
einen Ort gebracht, wo Kupferspray verwendet wurde - also auf ein Grundstück
mit Zitrusbäumen.“
    Benton blickt aus dem Fenster und betrachtet den
grauen Himmel. Draußen auf der Straße arbeitet sich ein Schneepflug dröhnend
voran.
    „Wann musst du los?“ Scarpetta klickt eine Aufnahme
an, die die Abschürfung am Rücken der Toten zeigt.
    „Erst am späten Nachmittag. Basil ist für fünf Uhr
bestellt.“
    „Wunderbar. Siehst du die starke Entzündung hier an
dieser Stelle?“ Sie deutet darauf. „Hier wurde die oberste Hautschicht durch
das Reiben über eine raue Oberfläche abgeschabt. Und wenn man das Bild
vergrößert“, sie tut es, „erkennst du, dass sich, bevor sie gewaschen wurde, seriöse
Flüssigkeit auf der Abschürfung befunden hat. Siehst du, was ich meine?“
    „Ja, es scheint eine kleine Kruste zu sein. Aber sie
bedeckt nicht die gesamte Fläche.“
    „Wenn eine Abschürfung tief genug ist, sickert
weiter Flüssigkeit aus den Blutgefäßen durch. Und du hast Recht: Es ist nicht
die gesamte Fläche verkrustet, was mich zu der Vermutung bringt, dass es sich
bei dieser Verletzung in Wirklichkeit um eine Reihe von Schürfwunden handelt,
die dem Opfer zu verschiedenen Zeitpunkten zugefügt wurden, und zwar durch
wiederholten Kontakt mit einer rauen Oberfläche.“
    „Wie seltsam. Ich versuche gerade, mir das
vorzustellen.“
    „Schade, dass ich die histologischen
Untersuchungsergebnisse nicht kenne. Polymorphonukleare weiße Blutkörperchen
würden darauf hinweisen, dass die Verletzung etwa vier bis sechs Stunden alt
ist, während die bräunlich-roten Krusten für gewöhnlich erst nach mindestens
acht Stunden auftreten. Also hat sie noch eine Weile gelebt, nachdem man ihr
diese Verletzungen zugefügt hatte.“
    Scarpetta ruft weitere Bilder auf, betrachtet sie
eingehend und macht sich dazu Notizen.
    „Wenn du dir die Fotos dreizehn bis achtzehn
anschaust“, spricht sie weiter, „wirst du auf der Rückseite ihrer Beine und auf
dem Gesäß kleine gerötete Schwellungen entdecken. Für mich scheinen das
abheilende Insektenstiche zu sein. Und auf der Aufnahme der Abschürfung sieht
man kleine Schwellungen und kaum zu erkennende Punktblutungen, ein Hinweis auf
Spinnenbisse.
    Wenn mich nicht alles täuscht, müsste man unter dem
Mikroskop auf verstopfte Blutgefäße und eine erhöhte Anzahl weißer,
hauptsächlich eosinophiler, Blutkörperchen stoßen, was von ihrer individuellen
Reaktion abhängt. Obwohl das Ergebnis ein wenig ungenau wäre, sollten wir auch
einen Blick auf den Tryptasespiegel werfen, nur für den Fall, dass sie einen
anaphylaktischen Schock erlitten hat. Allerdings würde mich das wundern, denn
sie ist ganz sicher nicht an einem anaphylaktischen Schock nach einem
Insektenstich gestorben. Ein Jammer, dass mir die verdammten histologischen
Untersuchungsergebnisse nicht vorliegen. Vielleicht sind es aber auch gar keine
Splitter, sondern Nesselsucht auslösende Haare. Spinnen, vor allem Taranteln,
schleudern sie von sich, um sich zu verteidigen. Die Kirche von Ev und Kristin
liegt direkt neben einer Zoohandlung, die auch Taranteln führt.“
    „Juckt das?“, erkundigt sich Benton.
    „Falls eine Spinne ihre Haare nach ihr geschleudert
hat, hat das sicher gejuckt wie der Teufel“, antwortet Scarpetta. „Vielleicht
hat sie sich ja an etwas gerieben, bis sie sich

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