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Defekt

Defekt

Titel: Defekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Abhörgerät
in der Nähe herumdrückt. Also schieß los.“
    Benton berichtet Lucy von einem Mord, der angeblich
in einem Laden für Weihnachtszubehör geschehen ist, vermutlich in der Gegend
von Las Olas, und zwar vor etwa zweieinhalb Jahren. Er erzählt ihr alles, was
er von Basil Jenrette weiß. Dann fügt er hinzu, Scarpetta habe noch nie von
diesem Fall oder einem ähnlich gelagerten gehört. Jedoch habe sie damals noch
nicht in Südflorida gearbeitet.
    „Diese Informationen stammen allerdings von einem
Soziopathen“, gibt er ihr dann zu bedenken. „Also würde ich nicht meine Hand
dafür ins Feuer legen.“
    „Wurden dem Opfer in dem Weihnachtsladen die Augen
ausgestochen?“
    „Das hat er mir nicht verraten. Und ich wollte ihm
nicht zu viele Fragen stellen, ohne seine Geschichte zuvor überprüft zu haben.
Kannst du die Infos mit der HIT-Datenbank abgleichen und schauen, ob du etwas
rauskriegst?“
    „Ich fang gleich im Flieger damit an“, antwortet
Lucy.
    Die Uhr über dem Bücherregal an der Wand zeigt halb
eins an. Der Verteidiger des Jungen, der vermutlich seinen kleinen Bruder
umgebracht hat, sitzt Kay Scarpetta gegenüber am Schreibtisch und sieht in
aller Seelenruhe seine Akten durch.
    Dave ist jung, dunkelhaarig, gut gebaut und gehört
zu der Sorte von Männern, deren unregelmäßige Gesichtszüge sich zu einem sehr
ansprechenden Gesamtbild zusammenfügen. Er ist für seine
öffentlichkeitswirksamen Auftritte in Kunstfehlerprozessen berüchtigt, und
wenn er der Akademie einen Besuch abstattet, finden sämtliche Sekretärinnen und
Studentinnen plötzlich einen Grund, an Scarpettas Tür vorbeizuschlendern.
Natürlich mit Ausnahme von Rose. Sie ist nun schon seit fünfzehn Jahren
Scarpettas Sekretärin, längst im Rentenalter und gegen männlichen Charme immun,
solange dieser nicht von Marino versprüht wird, der vermutlich der einzige Mann
ist, mit dem Rose gern flirtet. Nun greift Scarpetta zum Telefon, um sie zu
fragen, wo er steckt, denn eigentlich hätte er bei dieser Besprechung dabei
sein sollen.
    „Ich habe gestern Abend versucht, ihn zu erreichen“,
sagt Scarpetta am Telefon zu Rose. „Sogar mehrmals.“
    „Vielleicht kann ich ihn ja aufspüren“, erwidert
Rose. „Er benimmt sich in letzter Zeit reichlich merkwürdig.“
    „Nicht nur in letzter Zeit.“
    Den Kopf zurückgelehnt und die Hornbrille tief auf
der Nasenspitze, liest Dave den Autopsiebericht.
    „In den vergangenen Wochen war es noch schlimmer als
sonst. Ich habe den dumpfen Verdacht, dass eine Frau im Spiel ist.“
    „Versuchen Sie, ihn zu finden.“
    Scarpetta legt auf und wirft einen Blick über den
Schreibtisch, um festzustellen, ob Dave bereit ist, mit seinen Fangfragen fortzufahren.
Er ist nämlich noch immer überzeugt, dass sich in diesem verdächtigen Todesfall
für ein fürstliches Honorar auch außergerichtlich eine Lösung finden lässt. Im
Gegensatz zu den verschiedenen Polizeidienststellen, die sich ratsuchend an die
Wissenschaftler und Mediziner der Akademie wenden, bekommen die Anwälte die
Informationen nicht kostenlos. Und es ist davon auszugehen, dass die meisten
zahlungskräftigen Kunden Mandanten vertreten, die so schuldig wie die Hölle
sind.
    „Kommt Marino nicht?“, erkundigt sich Dave.
    „Wir versuchen ihn gerade zu finden.“
    „Ich habe in einer knappen Stunde eine Vernehmung
unter Eid.“ Dave blättert eine Seite des Autopsieberichts um. „Bei näherer
Betrachtung der Fakten habe ich den Eindruck, dass die Untersuchungsergebnisse
auf nichts weiter hinweisen als auf einen Aufprall.“
    „Das werde ich aber nicht vor Gericht aussagen“,
entgegnet Scarpetta mit Blick auf den Bericht; dieser enthält Einzelheiten
einer Autopsie, die sie nicht selbst durchgeführt hat. „Natürlich kann ein
subdurales Hämatom durch einen Aufprall - in diesem Fall durch einen
angeblichen Sturz vom Sofa auf den Fliesenboden - entstehen. Allerdings ist das
höchst unwahrscheinlich. Ich würde eher darauf tippen, dass das Kind gewaltsam
geschüttelt wurde, was zu Schleuderbewegungen im Schädel, subduralen Blutungen
und Verletzungen des Rückenmarks geführt hat.“
    „Können wir uns, was die retinalen Blutungen angeht,
nicht darauf einigen, dass als Auslöser auch ein Trauma in Frage kommt, zum
Beispiel, als der Kopf des Kindes auf den Fliesenboden prallte, was wiederum
das subdurale Hämatom zur Folge hatte?“
    „Nicht bei einem Sturz aus so geringer Höhe. Wieder
ist eher zu vermuten, dass ein

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