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Deichgrab

Deichgrab

Titel: Deichgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
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bekommen.«
    Sie fuhren an den Außendeich und gingen den Weg hinunter zum Wasser. Schweigend wanderten sie eine Zeit lang nebeneinander her. Jeder hing seinen Gedanken nach. Schließlich griff Tom nach ihrer Hand, zog sie näher zu sich heran.
    »Schön, dass du da bist.«
    Sie blieben stehen und blickten auf das Meer hinaus. Die Sicht war klar, in der Ferne konnte man die Halligen sehen.
    »Wenn ich nur wüsste, womit Haie sich vergiftet haben könnte. Ich meine, wir waren doch in den letzten Tagen immer zusammen.«
    »Vielleicht hat er in der Schule Rattengift gelegt. Thallium-Vergiftungen haben ja auch in der letzten Zeit kaum abgenommen. Der Umgang mit Rattengift ist nicht immer unproblematisch.«
    »Mag schon sein, aber er müsste sich damit doch auskennen. Er wird ja nicht absichtlich das Gift geschluckt haben.«
    Sie gingen langsam weiter.
    »Meinst du, Volker Johannsen könnte Britta umgebracht haben?«, fragte er nach einer Weile.
    Sie blieb stehen und blickte ihn fragend an.
    »Ich habe mit Herrn Schmidt gesprochen. Marlies Johannsen und Lorentz Mommsen könnten ein Verhältnis gehabt haben. Vielleicht ist Britta tatsächlich nicht Volkers Tochter gewesen.«
    »Hm«, sie überlegte einen Augenblick, »aber warum sollte er Britta umgebracht haben?«
    »Weil er herausgefunden hat, wer ihr leiblicher Vater war?«
    »Wäre es nicht wahrscheinlicher, er hätte den wirklichen Vater umgebracht oder vielleicht eher seine Frau? Britta konnte doch am allerwenigsten dafür.«
    »Manchmal weiß man eben nicht, was in einem Menschen so vor sich geht.«
    Er dachte an Monika. Am Morgen noch hatte er darüber nachgedacht, Marlene nicht mehr zu treffen. Es wäre besser, erst einmal reinen Tisch zu machen, einen sauberen Schlussstrich unter seine jetzige Beziehung zu ziehen, bevor er sich auf etwas Neues einließ. Als er ihr jetzt jedoch gegenüberstand, überkam ihn wieder ein Gefühl der Zuneigung, der absoluten Zusammengehörigkeit.
    ›Ich liebe sie‹, dachte er und zog sie fest an sich.
    Ihr Mund fühlte sich warm und weich an, ihre Haut duftete so vertraut. Er konnte sich nicht vorstellen, jemals wieder ohne sie zu sein. Und noch weniger konnte er sich vorstellen, nach der Begegnung mit ihr wieder zu Monika zurückzukehren.
    »Ich liebe dich«, sagte er und küsste sie erneut.
    Sie erwiderte seinen Kuss. Eng umschlungen erreichten sie schließlich das Strandhotel. Die frische Luft hatte sie hungrig gemacht. Sie setzten sich an einen der Tische auf der Veranda und bestellten Aal mit Bratkartoffeln.
    »Meinst du eigentlich, ich sollte Elke über Haies Krankenhauseinlieferung informieren?«, fragte er, nachdem das Essen serviert worden war.
    »Ich weiß nicht. Was sagt er denn dazu?«
    »Ich habe ihn nicht gefragt. Aber wenn es wirklich ernst ist, möchte er sie vielleicht bei sich haben.«
    »Gut möglich, aber du solltest ihn doch vorher fragen. Wie war denn überhaupt das Gespräch der beiden?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Viel hat er nicht erzählt. Aber sie müssen sich doch lange unterhalten haben, denn als ich ins Bett gegangen bin, war er noch nicht wieder da.«
    Nachdem er bezahlt hatte, machten sie sich auf den Rückweg. Die Ebbe hatte eingesetzt, einige Leute wanderten in der untergehenden Sonne durch das Watt. Er dachte an Haie und wie schlecht es ihm gegangen war, als er von Elkes Betrug und jahrelangen Lügen erfahren hatte. Er überlegte, ob es nicht besser war, Marlene von Monika zu erzählen. Aber der Abend war so schön. Sie hatte ihre Schuhe ausgezogen und lief barfuß neben ihm her.
    »An was denkst du?«, unterbrach sie seine Grübeleien.
    »An nichts.«
    »Komm schon, an nichts denken geht gar nicht. Also?«
    »Ich habe gerade daran gedacht, wie schön es wäre, wenn du heute bei mir bliebest.«

48
    Tom wachte früh auf.
    Marlene schlief noch tief und fest neben ihm. Er befreite sich vorsichtig aus ihrer Umarmung und stand auf. Leise schlich er die Treppe hinunter, setzte in der Küche Kaffeewasser auf. Als er den alten Kaffeefilter in den Mülleimer warf, fiel sein Blick auf die leere Pralinenschachtel. Er nahm sie heraus und betrachtete die Packung. Er konnte nichts Auffälliges entdecken und abgelaufen waren sie auch nicht, davon hatte er sich ja bereits überzeugt, bevor Haie die angebrochene Packung verputzt hatte.
    Die Pralinen waren eigentlich fast das e inzige, was er nicht auch gegessen hatte. Er stellte die leere Schachtel auf den Schrank.
    »Guten Morgen«, begrüßte Marlene ihn

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