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Deichgrab

Deichgrab

Titel: Deichgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
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er die Entscheidung bei seiner Rückkehr von der Exhumierung getroffen. Nun hatte er es ausgesprochen und es fühlte sich richtig gut an. Das Gefühl verdrängte zumindest für kurze Zeit sein schlechtes Gewissen.
    »Willst du denn hierher ziehen?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Das weiß ich noch nicht so genau. Wird sich zeigen.«
    »Ich würde mich freuen.«
    Sie beugte sich zu ihm und küsste ihn zärtlich.
    Auf dem Rückweg fuhren sie über Niebüll. Sie wollten Haie im Krankenhaus besuchen.
    Als sie das Zimmer betraten, war sein Bett jedoch leer. Der Bettnachbar gab ihnen erneut bereitwillig Auskunft.
    »Er wollte hinunter zum Kiosk und sich eine Zeitung kaufen.«
    Sie fanden ihn in der Cafeteria. Die Zeitung lag aufgeschlagen vor ihm auf dem Tisch. Er las die Wohnungsanzeigen.
    »Suchst du eine neue Bleibe?«, begrüßte Tom ihn.
    Er blickte erstaunt auf, denn mit Besuch hatte er gar nicht gerechnet. Eilig schlug er die Zeitung zu.
    »Und was ist nun mit der Exhumierung?«
    Er versuchte, das Thema zu wechseln.
    »Wir haben noch nichts gehört. Es wird sicherlich noch eine Weile dauern.«
    Marlene setzte sich zu Haie an den Tisch und griff nach der Zeitung.
    »Hier, das ist mein Professor.«
    Das Bild zeigte einen Mann, vielleicht Mitte fünfzig. Tom las die Bildunterschrift.
    »Prof. Dr. Mertens stellte erfolgreich sein neues Buch an der Hamburger Uni vor.«
    Er runzelte die Stirn.
    »War das dein Termin gestern in Hamburg?«
    Sie nickte.
    »Ich habe zusammen mit Prof. Mertens an der Authentizität der Deichopferdarstellung in der nordfriesischen Literatur gearbeitet.«
    »Soll es ja früher hier gegeben haben«, entgegnete Haie.

55
    Der Vertreter des Deichbauamtes beobachtete mit Besorgnis die Arbeiten der Polizei am Außendeich. Der Deich diente dem Schutz der Küstenbewohner. Deshalb war es enorm wichtig, ihn möglichst wenig zu beschädigen.
    Mit Schaufeln hatte man zunächst einzelne Grassoden an der Stelle, die ihnen Klaus Nissen gezeigt hatte, abgetragen. Nun grub sich die Schaufel eines kleinen Baggers immer tiefer in den Deich hinein.
    Klaus wartete unterdessen im Streifenwagen. Vor seinem inneren Auge tauchten die Bilder aus jener stürmischen Nacht im Februar 1962 auf.
    Der Deich war bereits in der Nacht zuvor gebrochen. Notdürftig hatte man die Stellen mit Sandsäcken geflickt und gehofft, der Sturm würde nachlassen, das Wasser zurückgehen. Broder und er waren mit Hacke und Schaufel bewaffnet an die Stelle des Deichbruchs gefahren. Im Regen hatten sie die Bruchstelle ein klein wenig vergrößert und den schwarzen Sack anschließend in das Loch gleiten lassen. Mit letzter Kraft hatten sie das Loch wieder zugeschaufelt.
    »Stopp«, schrie plötzlich einer der Polizisten dem Baggerführer zu, der sofort seine Tätigkeit unterbrach.
    Die Polizisten mit den Schaufeln traten an die Stelle, an der ihr Kollege etwas Helles zwischen dem dunklen Klei hatte schimmern sehen.

     
    Toms Handy klingelte, als sie gerade die kleine Treppe zum Parkplatz des Krankenhauses hinabstiegen.
    Sein Zeigefinger zitterte leicht, als er damit auf die grüne Gesprächstaste drückte.
    »Meissner?«
    »Guten Tag Herr Meissner! Mein Name ist Jürgen Beyer aus der Gerichtsmedizin Kiel.«
    »Guten Tag!«
    Sein Mund war trocken, er musste zweimal schlucken, ehe er weiter sprechen konnte.
    »Sie rufen sicherlich wegen der Ergebnisse aus der Untersuchung meines Onkels Hannes Friedrichsen an.«
    »Genau, der Staatsanwalt hat mich gebeten, Ihnen die Daten persönlich mitzuteilen.«
    »So?«
    »Uns liegen nämlich nun die Ergebnisse aus der Tox vor. Und es verhält sich tatsächlich so, wie Sie es vermutet haben. Ihr Onkel starb an einer Vergiftung. In einer Haarprobe konnten wir Rückstände von Thallium nachweisen.«
    Er begann plötzlich zu schwitzen. Ihm wurde leicht schwindlig und er tastete unbeholfen nach dem Treppengeländer. Marlene blickte ihn fragend an, fasste ihn am Arm.
    »Und was heißt das nun?«
    »Nun ja, zu den Umständen können wir selbstverständlich nichts sagen. Im Prinzip ist alles möglich. Ein Unfall, ein Versehen, ein Selbstmord oder ein Verbrechen. Aber darüber zu spekulieren liegt nicht in meinem Zuständigkeitsbereich.«
    »Natürlich nicht. Haben Sie vielen Dank für die schnelle Information. Einen schönen Tag noch!«
    Er drückte die rote Taste, um das Gespräch zu beenden und holte tief Luft.
    »Onkel Hannes ist tatsächlich vergiftet worden.«
    Marlene blickte ihn schweigend an.
    »Natürlich

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