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Deichgrab

Deichgrab

Titel: Deichgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
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kann der Gerichtsmediziner das nicht bestätigen, aber sie haben Thalliumrückstände in seinem Haar gefunden.«
    Sie griff nach seiner Hand.
    »Also doch«, sagte sie.
    Sie gingen zum Wagen. Marlene sah, wie er mehrmals vergeblich versuchte, den Schlüssel ins Zündschloss zu stecken.
    »Steig aus, ich fahre.«
    Sie lenkte den Wagen auf die Hauptstraße und bog nach wenigen Metern rechts ab. Vor der Polizeiwache stoppte sie.
    »Wir sollten uns anhören, was die Polizei dazu meint.«
    Schweigend gingen sie zur Eingangstür der Wache. Der Polizist saß hinter seinem Schreibtisch. Als er die beiden sah, stand er eilig auf.
    »Herr Meissner, Staatsanwalt Niemeyer hat mich gerade über die Ergebnisse der toxikologischen Untersuchung der Haarprobe Ihres Onkels unterrichtet.«
    »Mein Onkel ist vergiftet worden. Herr Beyer hat mich soeben informiert.«
    »Nun ja, ausschließen können wir es natürlich nicht. Aber die Thalliumrückstände könnten auch andere Gründe haben. Das nachgewiesene Gift in der Haarprobe bedeutet nicht automatisch, dass Ihr Onkel auch vergiftet worden ist.«
    Tom spürte, wie sein Herz schneller zu schlagen begann.
    »Was soll es denn sonst heißen?«
    Seine Stimme war lauter geworden.
    »Meinen Sie etwa, er hat das Gift selbst geschluckt? Sie wissen doch, im Dorf gibt es eine Menge Leute, die meinen Onkel nicht ausstehen konnten. Liegt doch auf der Hand: Da hat ganz offensichtlich jemand nachgeholfen.«
    Der Polizist kratzte sich hinter seinem Ohr.
    »Nun ja, ich kann Sie ja verstehen, aber wir dürfen keine voreiligen Schlüsse ziehen.«
    Marlene versuchte nun ebenfalls ihn zu beruhigen.
    »Er hat recht. Die Rückstände könnten auch eine andere Ursache haben. Wir müssen die weiteren Untersuchungen abwarten.«
    Er drehte seinen Kopf zur Seite und blickte sie überrascht an. Was sollte ihre Äußerung? Fiel sie ihm nun auch noch in den Rücken? Wollte denn immer noch keiner glauben, dass sein Onkel unschuldig war? Dass er nicht der Täter, sondern das Opfer gewesen war?
    »Was ist mit Brittas Leiche? Haben Sie die gefunden?«
    Der Polizist setzte sich wieder auf seinen Stuhl. Tom trat noch dichter an den Schreibtisch heran.
    »Hat Klaus Nissen Sie nicht zu der Leiche geführt?«
    »Ich habe vor wenigen Minuten die Information erhalten, man hat am Außendeich des Uelvesbüller Kooges Knochen einer Leiche geborgen.«
    »Da sehen s ie es! Mein Onkel hatte mit der ganzen Sache gar nichts zu tun. Der Fund bestätigt doch Broder Petersens Geständnis.«
    »Schon. Im Prinzip bestehen keine Zweifel. Aber wir müssen natürlich noch die gentechnischen Daten abgleichen lassen, um die Leiche zu identifizieren.«
    »Und in der Zwischenzeit läuft der Mörder froh und munter weiter durch die Gegend!«
    »Oder auch er ist bereits tot.«

56
    Tom fuhr viel zu schnell. Die Geschwindigkeitsbegrenzung ignorierte er einfach. Er war ärgerlich. Für ihn war es so offensichtlich, dass man seinen Onke l umgebracht hatte, und noch immer sträubten sich die anderen, daran zu glauben. Verlangten stattdessen immer noch weitere Beweise.
    Was wollten sie denn noch? Broder hatte den Tod von Britta Johannsen als Unfall erklärt. Klaus Nissen hatte das bestätigt und die Polizei zur Leiche geführt. Die Vergiftung von Haie und die Ergebnisse der Haarprobe waren eindeutig. Onkel Hannes war unschuldig und ermordet worden. Ermordet, weil er wahrscheinlich zuviel wusste, oder zuwenig.
    »Stopp«, schrie Marlene plötzlich vom Beifahrersitz.
    Er trat erschrocken auf die Bremse. Der Wagen machte einen Satz, der Motor stotterte noch kurz, bevor er ausging. Die rote Ampel hatte er nicht gesehen.
    Als die Ampel wieder auf Grün umsprang, bog er nach rechts auf den Parkplatz der Gastwirtschaft.
    »Ich glaube, ich brauche erstmal einen Schnaps.«
    Marlene folgte ihm.
    Er schlängelte sich durch die Tische hindurch zum Tresen. Fritz zapfte gerade ein Bier für die Gäste an Tisch fünf. Als er ihn sah, verfinsterte sich seine Miene.
    »Was wollen Sie?«
    »Einen Klaren.«
    »Und Sie?«
    Er schaute Marlene an.
    »Auch einen.«
    Während Tom Fritz dabei beobachtete, wie er zwei Schnapsgläser füllte, fiel ihr Blick auf eine kleine Schachtel, die neben der Kasse lag. Sie setzte ihr charmantestes Lächeln auf. Fritz war verwundert. Er kannte die hübsche, junge Frau nicht, die ihn so freundlich anlächelte. Unwillkürlich lächelte er zurück. Marlene beugte sich etwas zu ihm über den Tresen und deutete mit dem Finger auf die kleine

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