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Deichgrab

Deichgrab

Titel: Deichgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
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der Lifttüren entgegenströmte. Eine Mischung aus abgestandener Luft, Urin und etwas, das er nicht beschreiben konnte. Er verband damit einen Zustand zwischen Tod und Leben, konnte sich nicht vorstellen, wie man in dieser Umgebung genesen sollte.
    Auf seinen Armen bildeten sich kleine Pickel, die feinen Härchen in seinem Nacken stellten sich auf. Er hielt für einen Moment den Atem an und blickte zu Haie. Dem schien der Geruch und die Umgebung nicht das Geringste auszumachen. Genussvoll biss er in einen Schokoriegel, den er sich unten in der Eingangshalle aus einem der Automaten gezogen hatte. Tom spürte, wie sich sein Magen aufbäumte.
    »Wie kannst du nur jetzt ans Essen denken?«
    »Wieso? Ich habe eben Hunger. Ist ja schon eine Weile her seit dem Frühstück.«
    Der Aufzug hielt und ein älterer Herr in einem Frotteebademantel stieg zu. Tom verspürte einen Druck in der Magengegend. Zum Glück hatten sie nur einige Augenblicke später den fünften Stock erreicht und er stürmte regelrecht aus dem engen Fahrstuhl.
    Haie drückte den schwarzen Knopf an der Tür zur Intensivstation. Nur wenig später hörten sie flinke Schritte und die Tür wurde geöffnet. Eine freundlich blickende, junge Schwester lächelte sie an.
    »Ja bitte?«
    »Wir möchten zu Broder Petersen.«
    »Das tut mir leid, aber Herr Petersen darf keinerlei Besuch empfangen. Er braucht absolute Ruhe.«
    Sie schüttelte entschuldigend ihren Kopf.
    »Wie geht es ihm denn?«
    »Sind Sie Angehörige?«
    Haie schüttelte leicht den Kopf.
    »Nein, aber sehr gute Freunde.«
    »Es tut mir leid, aber wenn Sie nicht zur Familie gehören, darf ich Ihnen keine Auskünfte geben.«
    »Aber Sie werden uns ja wohl sagen können, ob er durchkommt!«
    Seine Stimme wurde laut. Tom stieß leicht an seinen Arm.
    »Komm, lass gut sein!«
    »Ich will doch nur wissen, was mit Broder ist!«
    Die junge Schwester blickte mittlerweile nicht mehr ganz so freundlich.
    »Ich muss Sie bitten zu gehen. Wenden Sie sich an die Familie. Wenn Sie ein guter Freund sind, wird man Ihnen dort Auskunft über Herrn Petersens Zustand geben.«
    Haie wollte noch etwas sagen, aber die Schwester ließ sich nicht beirren.
    »Das gibts doch nicht. Jetzt wissen wir endlich, wer Hannes Geld überwiesen hat, da macht der alte Sack einen auf krank. Wie sollen wir denn nun rauskriegen, warum der Hannes Geld bezahlt hat?«
    Tom zuckte mit den Schultern.
    »Keine Ahnung. Aber mal ehrlich, hast du dir große Chancen ausgerechnet, Broder würde uns verraten, warum er Hannes regelmäßig Geld überwiesen hat? Der hätte uns wahrscheinlich doch sowieso nichts erzählt.«
    »Stimmt auch wieder. Aber sein Gesicht hätte ich zu gerne gesehen, wenn wir ihn danach gefragt hätten.«
    »Na ja, aber gebracht hätte es uns auch nichts.«
    Er öffnete die Tür zum Treppenhaus, denn er konnte unmöglich wieder in diesen engen, stickigen Aufzug steigen. Er wollte es Haie gerade erklären, als sich die Türen des Lifts öffneten und Frank Petersen aus dem Aufzug stieg. Erstaunt blickte er die beiden an.
    »Moin Frank«, begrüßte Haie ihn.
    »Moin!«
    Tom war Franks argwöhnischer Blick nicht entgangen. Er spürte, wenn auch nur der Hauch einer Möglichkeit bestand, etwas von ihm über seinen Vater zu erfahren, dann nur, wenn er verschwand. Deshalb verabschiedete er sich eilig.
    »Ich warte im Wagen auf dich.«
    Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis er ihn endlich an der Treppe zum Parkplatz erblickte. Nervös drehte er den Autoschlüssel zwischen seinen Fingern hin und her, bis Haie endlich den Wagen erreicht hatte.
    »Und?«
    »Sieht wohl nicht gut aus.«
    »Mensch, nun lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen. Was ist mit Broder?«
    Haie räusperte sich.
    »Hat ihn wohl ziemlich erwischt. Nicht mal Frank darf momentan zu ihm. Die Ärzte sagen zwar, er käme durch, aber dennoch steht es schlecht um ihn.«
    »Dann können wir uns eine Antwort nach den Zahlungen wohl erstmal abschminken.«
    »Können wir sowieso.«
    »Wieso das denn?«
    »Weil er nicht mal seinem Sohn den wahren Grund erzählt hat.«
    Tom zog seine linke Augenbraue hoch.
    »Angeblich hat Hannes Broder vor langer Zeit mal Geld geliehen. Jedenfalls sind die Überweisungen wohl Rückzahlungen gewesen.«
    »Mein Onkel soll Broder Geld geliehen haben? Wovon denn? Und wieso gerade ihm? Der hat doch selbst Geld wie Heu. Alleine seine ganzen Ländereien sind doch ein Vermögen wert!«
    »Ich sag doch, nicht mal Frank kennt den wahren Grund der

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