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Deichgrab

Deichgrab

Titel: Deichgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
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das an?«
    »Mensch, was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen? Ich dachte ja nur, weil ihr in letzter Zeit immer zu zweit auftaucht.«
    »Und, ist das etwa verboten?«
    »Nee, aber die Leute fragen sich halt, was du mit dem Neffen von Hannes zu schaffen hast.«
    »So, fragen sich die Leute das?«
    »Weißt doch wie das ist. Die sehen das halt nicht gern, wenn jemand in der Angelegenheit von damals herumschnüffelt.«
    Haie durchblickte sofort das verschwörerische Getue des Wirts. Er war es leid, sich immer nur Lügen auftischen zu lassen.
    »Und, wie siehst du das?«
    Max blickte ihn erstaunt an.
    »Ich?«
    »Ja du! Du musst doch auch eine Meinung zu der ganzen Sache haben.«
    »Ja weißt du, ich hab ja gar nicht so viel mitbekommen von der ganzen Sache. Hatte ja viel Arbeit und so.«
    »Erzähl mir doch nichts! Wenn hier einer im Dorf etwas mitbekommen hat, dann wohl du! Soviel wie in deiner Kneipe wird nirgendwo anders erzählt. Und der Hannes war ja Stammgast hier, soviel ich weiß.«
    Der Wirt trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Er blickte Hilfe suchend in den Gastraum. Die meisten Gäste hatten aufgrund der Lautstärke das Gespräch verfolgt und warteten nun gespannt auf eine Antwort.
    »Also mit dem Hannes hatte ich nichts zu tun. Und wenn du mich fragst, war sein Freispruch der größte Fehler der Justiz überhaupt. Für mich war und bleibt Hannes der Mörder von Britta!«
    Zustimmendes Gemurmel erhob sich in dem kleinen Raum. Max atmete erleichtert auf. Haie musste sich zusammenreißen. Er fühlte eine Welle in sich aufsteigen, aber irgendetwas schien seinen Hals zuzuschnüren. Aus seiner Hosentasche holte er fünf Mark, knallte das Geld auf den Tresen und stand auf. Kurz vor der Tür drehte er sich noch einmal um und für einen kurzen Augenblick ließ der Druck in seinem Hals nach.
    »Ihr habt doch alle keine Ahnung. Ihr kennt alle nur die halbe Wahrheit und selbst die ist eine Lüge!«
    Er verließ eilig den Gastraum. Draußen hörte er die lautstarke Diskussion über seine Äußerung. Er holte tief Luft. Vielleicht war es falsch gewesen, die anderen so anzuschreien. Damit hatte er sich nicht gerade Freunde gemacht. Aber auf solche Freundschaften konnte er auch verzichten. Er hatte genug von den jahrelangen Lügen und falschen Anschuldigungen. Mit denen hatte er schon viel zu lange gelebt. Jetzt wollte er die Wahrheit herausfinden, die ganze Wahrheit.

     
    »Weißt du was«, sagte Marlene, als sie sich vor dem Restaurant bei Tom einhakte, »morgen komme ich dich besuchen und helfe dir, alle Hinweise, die du bis jetzt gesammelt hast, noch einmal durchzugehen. Ich als Außenstehende sehe manche Dinge vielleicht anders. Ich kenne das doch. Manchmal verrennt man sich da in irgendetwas. Das ist wie bei meiner Doktorarbeit. Da braucht man ab und zu auch mal Input von außen.«
    Er lächelte. Sie spazierten langsam die Fußgängerzone entlang.
    »Das ist lieb von dir. Aber ich will dich nicht von deiner Arbeit abhalten.«
    »Tust du nicht. Eine Auszeit ist bei mir mal dringend fällig.«
    Sie waren auf dem Rathausplatz angekommen. Außer ihnen waren noch andere Spaziergänger unterwegs und genossen die warme Sommernacht.
    »Wo bleibst du eigentlich heute Nacht?«
    »Ich habe mir ein Zimmer in einem Hotel genommen. Gar nicht weit von hier.«
    Er überlegte, ob das eine versteckte Aufforderung war, sie noch bis zum Hotel zu begleiten. Und dann? Noch einen Drink?
    Er blickte sie von der Seite an. Wie gerne würde er sie jetzt in die Arme nehmen und küssen. Aber irgendetwas hielt ihn davon ab. Monika kam ihm in den Sinn. Sie war auch hübsch, aber Marlene löste in ihm etwas aus, was er schon so lange nicht mehr verspürt hatte. Wenn er es überhaupt jemals verspürt hatte. Es war wie ein Zauber, der ihn gefangen nahm, ihm nach und nach alle Sinne raubte und schließlich auch das Schuldgefühl gegenüber Monika mit sich nahm.
    »Komm«, sagte er, »ich bringe dich noch zum Hotel!«
    Es war wirklich nicht weit. Das Hotel lag hinter der Straße, die zum Marktplatz führte. Das alte Gebäude hatte man durch einen gläsernen Vorbau ergänzt. Es sollte sicherlich moderner wirken, aber ihm gefiel die neue Fassade nicht. Vor der Eingangstür blieben sie stehen. Er war unschlüssig, was er sagen sollte. Zwar hatte Marlene gesagt, gerne mit ihm zusammen zu sein, aber was bedeutete das? Empfand sie wie er? Oder aber hatte sie nur eine nette Ablenkung von ihrer Arbeit gesucht? Er blickte auf seine

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