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Dein Ende wird dunkel sein (German Edition)

Dein Ende wird dunkel sein (German Edition)

Titel: Dein Ende wird dunkel sein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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Hunde.
    Nachdem Bjørvik gestern gegangen war, unternahm ich eine schier übermenschliche Anstrengung, um den Schock wegen Gus und Algie zu verwinden. Ich nahm all meinen Mut zusammen und tat meine Arbeit. Ich machte mir etwas zu essen und zwang es hinunter.
    Während ich meine Pflichten versah, erlebte ich nichts Ungewöhnliches. Keine Präsenz. Keine Bedrohung. Lediglich ein tiefes Schaudern in mir: die Vorahnung dessen, was kommen würde.
    Um halb sieben hatte ich die Hunde gefüttert und sah mich meinem ersten Abend allein gegenüber. Ich war nicht hungrig, und obwohl ich müde war, wusste ich, dass ich nicht schlafen würde, also tat ich, was ich noch nie zuvor getan habe und niemals wieder tun werde: Ich blies mir mit Morphium das Lichtlein aus.
    Ich schlief zwölf Stunden und erwachte zehn Minuten vor der Sieben-Uhr-Ablesung. Ich schaffte es gerade noch.
    Ich saß bereits auf dem Fahrradgenerator und wollte mit der Übermittlung anfangen, als mir einfiel, dass ich die Hunde nicht hinausgelassen hatte – vielmehr, die vorwurfsvollen Klagelaute aus der Hundehütte erinnerten mich daran. Da ich für die Bäreninsel bereits spät dran war, rief ich ihnen zu, sie müssten warten, und machte mich an die Arbeit. Ich glaube, irgendwann fiel mir auch auf, dass das Gejaule lauter wurde und dann abrupt abbrach. Vielleicht ist das aber nur meine Phantasie, die mir im Rückblick einen Streich spielt. Als ich ins Freie trat, stand die Türe zur Hundehütte offen, und die Hunde waren verschwunden.
    Ich schwenkte die Laterne. «Isaak! Kiawak! Upik! Jens! Eli! Svarten! Pakomi! Anadark! Isaak! »
    Nichts.
    Das sah ihnen nicht ähnlich. Sie waren noch niemals streunen gewesen, nicht einmal bis in die Nachbarbucht. Huskys sind keine Streuner. Zumindest unsere nicht. Und auf mein Rufen hin kommen sie immer, weil sie wissen, dass sie dann Futter kriegen.
    Das ist zwölf Stunden her.
    Wie sind sie ins Freie gelangt? Vor was sind sie geflohen? Was ist mit ihnen geschehen?
    Ich habe ihnen Futter vor die Hütte gelegt und die Türe zur Hundehütte aufgekeilt. Darin liegt noch mehr Futter. Ich weiß, dass ich damit das Risiko eingehe, die Bären anzulocken, doch das ist mir gleich. Ich würde alles tun, um die Hunde zurückzubekommen.
    Und sie werden doch zurückkommen, wenn sie hungrig sind, nicht wahr? Und da sie ständig hungrig sind, werden sie bald zurückkommen.
    Und wenn nicht?
    19. November
    Zwei Tage, seit Bjørvik gegangen ist. Einer, seit die Hunde verschwunden sind.
    Ich gehe gekrümmt, als säße ein Tumor in meinen Eingeweiden. Ich vermisse die Hunde. Ohne sie gibt es nichts mehr zwischen mir und dem, was an diesem Ort umgeht.
    Es kann jederzeit zurückkommen. Es kann tagelang wegbleiben, so wie zu der Zeit, als Bjørvik hier war. Das ist das Schlimmste daran. Nicht zu wissen, wann es kommt. Nur, dass es kommt.
    Vor ein paar Jahren las ich in der Zeitung eine Rede des amerikanischen Präsidenten. Er sagte, Das Einzige, was wir fürchten müssen, ist die Furcht selbst . Er hat keine Ahnung. Er hat ja keine Ahnung.
    Ich habe versucht, Mitleid für den Fallensteller von Gruhuken in mir wachzurufen. Er lebte ein erbärmliches Leben und starb einen grässlichen Tod. Doch ich kann es nicht. Ich fühle nur Furcht.
    Außerdem hilft es nicht, zu wissen, wer er war, weil ich nichts tun kann, um ihn zu besänftigen. Es ist gleichgültig, dass ich unschuldig bin. Es sind nicht nur die Schuldigen, die leiden müssen.
    Außerdem bin ich schuldig. Denn ich bin hier.
    20. November
    ISAAK IST WIEDER DA!
    Als ich von der Mittagsablesung zurückkam, lag er dort an die Türe gekauert. Er war in grässlicher Verfassung, triefend nass, und er zitterte am ganzen Leibe vor Angst. Ich fiel auf die Knie und schlang die Arme um ihn. «Isaak, Isaak!» Und dennoch dieses krampfhafte Zittern, dieses Keuchen vor Angst, die Lefzen hochgezogen und dazu eine Wildheit im Blick, die ich noch nie zuvor gesehen habe.
    Wo bist du gewesen? , hätte ich am liebsten gefragt. Sag mir, was du gesehen hast.
    Sowie ich die Türe aufmachte, war er wie der Blitz in der Hütte, rutschte fast aus, um in den Flur zu gelangen. Dann kroch er unter meine Koje und weigerte sich, wieder hervorzukommen.
    Sämtliche Lockmittel versagten, erst ein großes Karamellbonbon tat Wirkung. Ich rieb ihn trocken und fütterte ihn mit einer Büchse Pemmikan. Das Zittern ließ allmählich nach, und Isaak wurde wieder ein wenig er selbst. In der warmen Ofenluft richtete sein Fell sich wieder

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