Dein Ende wird dunkel sein (German Edition)
geöffnet und die Huskys verscheucht. Etwas hat Isaak Angst eingejagt und ist draußen über den Plankenweg gegangen.
Ein weiterer Gedanke ist mir gekommen, während ich den Ofen mit Holz gefüttert habe. Die Pelztierjägerhütte. Als wir sie abgerissen haben, haben wir das Holz klein gehackt und die Reste zu unserem Feuerholz gegeben. Inzwischen habe ich sicherlich ein paar dieser Scheite hereingeholt.
Und damals während des Sturms, als der Wind den Rauch durchs Ofenrohr gedrückt und in den Raum geblasen hat. Dieser schwarze Rauch, der die Wände verrußte und von dem ich so husten musste. Die Pelztierjägerhütte. Ich habe sie eingeatmet.
Sie ist in mir.
Später
Die Stille ist zurück. Die tote, kalte, windlose Finsternis. Das ist die Wahrheit. Die Finsternis. Wir sind die Absonderheit. Kleine, flackernde Funken auf der Kruste dieses kreisenden Planeten – und drum herum die Finsternis.
Gerade eben habe ich einen Blick auf die ersten Seiten dieses Tagebuchs geworfen. Ich erkenne den Mann nicht wieder, der es geschrieben hat. Hat er wirklich einen ganzen Sommer im endlosen Licht verbracht? War er wirklich so erpicht darauf, Gruhuken zu erreichen? Wie fürchterlich mir das erscheint!
Einmal schrieb er, in der Arktis sei es ihm möglich, klar zu sehen, direkt bis zum Kern der Dinge. Nun, du hast bekommen, was du wolltest, oder nicht, du erbärmlicher Narr? Das ist die Wahrheit: das, was hier in der Finsternis umgeht.
Manche Menschen halten den Tod für das Tor in eine bessere Welt. Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunkeln Wort, dann aber von Angesicht zu Angesicht … Was aber, wenn es nicht so ist? Was, wenn es keine Erleuchtung gibt und alles einfach nur finster ist? Was, wenn die Toten auch nicht mehr wissen als wir?
Als ich ein kleiner Junge war, fragte ich Vater einmal nach den Geistern, und er sagte, Jack, wenn es sie gäbe, glaubst du nicht, die Welt wäre voll davon? Und ich sagte, meinst du damit, es gibt sie nicht ? Und er sagte, vielleicht. Vielleicht können wir sie aber auch einfach nur nicht hören.
Die Vorstellung, bei Bewusstsein in ewiger Nacht zu sein! Man würde um Vergessenheit beten. Doch niemand würde es hören.
Ob es sich so anfühlt für das, was an diesem Ort umgeht? Ist es das, was es auch für mich will? Für immer hier gefangen zu sein, in ewiger Nacht?
Später
Soeben ist mir die Bedeutung dessen bewusst geworden, was ich über die Hundehütte geschrieben habe. Etwas hat die Türe zur Hundehütte geöffnet.
Es kann Türen öffnen.
Es kann hereinkommen.
Ich werde dieses Tagebuch nicht weiterführen. Auf keinen Fall. Ich bin fertig damit.
Ich sollte es wohl mitten hier auf dem Tisch liegen lassen, deutlich sichtbar, damit sie es, falls irgendwann jemand kommt, finden und erfahren, was geschehen ist. Aber das werde ich nicht tun. Dieses Tagebuch ist mein: Es sind meine Worte, und die von Gus, ganz hinten eingeheftet, die Notizen unserer gefunkten Gespräche. Ich werde dafür sorgen, dass es auf immer bei mir bleibt.
Nun wären wir also so weit: die letzte Seite. Es gibt nichts mehr zu schreiben. Jack Millers Tagebuch.
Das Ende.
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17
Ich habe mir mein Tagebuch vor die Brust gebunden, mit einem Stück Leinengurt, das von den Hundegeschirren übrig war. Darüber trage ich eines von Gus’ Hemden. Sollte ich durch irgendein Wunder lebend aus dieser Sache herauskommen, werde ich ihm sagen, ich hätte es mit einem meiner Hemden verwechselt. Wenn ich sterbe, möchte ich etwas von ihm bei mir haben.
Ich sitze in einem Berg aus Schlafsäcken und Rentierfellen in meiner Koje. Im Hauptraum brennen fünf Lampen, und der Ofen glüht rot (Isaak hält sich wohlweislich fern davon). Hier in der Schlafkammer brennt der Paraffinofen auf den Packkisten, die ich von der Wand gezerrt habe, eine Lampe neben mir auf dem Stuhl und zwei Taschenlampen direkt an meiner Seite. Im Hauptraum ist es zwar wärmer, doch mir ist es hier lieber. In meiner Gummizelle. Ich brauche feste Wände um mich herum. Auch wenn es keinen Grund gibt, weshalb ich mich hier sicherer fühlen sollte.
Ich werde nicht noch einmal hinausgehen. Ich habe genug Feuerholz, und sollte es doch ausgehen, zerhacke ich die Stühle.
In der Schlafkammer stinkt es nach Urin. Ich habe einen Eimer, den ich bereits des Öfteren benutzt habe, und Isaak hat das Bein am Türrahmen gehoben, nicht jedoch an meinem Bett. Der Geruch macht mir nichts aus. Ich mag ihn. Er ist eindringlich. Lebendig.
Ich lese
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