Dein für 1000 und eine Nacht
geschliffen. Nur er besaß das Wissen, das dafür erforderlich war. Ob er den Stein getragen hat oder als Sie gel benutzt hat, weiß niemand. Er wurde jedenfalls über die Gene rationen in dieser Familie vererbt. Vor mehr als fünfhundert Jahren haben meine direkten Vorfahren den Rubin in das Wappen aus Gold, Silber und Kupfer einsetzen lassen, um die Macht des Steins zu erhalten.
Die Leute hier im Tal glauben, genauer gesagt, sie haben seit Hunderten von Jahren daran geglaubt, dass ihr Glück, ihr Leben und ihr Reichtum mit diesem Wappen in Verbindung steht. Solange der Scheich es besitzt, wird er sie auf dem rechten Weg führen, und damit wird alles Übel vom Volk fern gehalten."
Nachdenklich hielt Arash inne und schien das Schweigen, das sich ausbreitete, nicht zu bemerken. Lana erkannte, dass er eine unsichere Zukunft auf sich zukommen sah.
Dann riss er sich sichtlich zusammen. „Das Wappen kann nur seinen rechtmäßigen Besitzern, den Scheichs der al Khosravi die ses Glück bringen. Es kann nicht verkauft werden.
Und jeder, der es stiehlt, würde das Böse über sich selbst bringen."
„Oh!" Lana hatte vor lauter Aufmerksamkeit den Apfel in ihrer Hand vergessen. „Soll das heißen, es liegt ein Fluch auf dem Wappen?"
Arash lächelte kopfschüttelnd. „Kein Fluch. Wenn ein Unwissender in eine Steckdose fasst, ist es nicht ein Fluch, der ihn umbringt, sondern seine Unwissenheit über den Strom, der dort fließt und wie man damit umgeht."
Unsicherheit erfasste sie, und fasziniert lauschte sie ihm. Er redete darüber, als handele es sich nicht um uralte Geheimnisse, sondern um Fakten.
„Aber Arash ... glaubst du daran?"
Er schaute nachdenklich auf. „Lana, am Eingang des Tals befindet sich ein Staudamm mit einem Wasserkraftwerk, den die Kaljuks zerbombt haben und der im Augenblick vom Geld deines Vaters wieder aufgebaut wird. Warum?"
Sie erschr ak über den plötzlichen Themenwechsel. „Nun, Strom ist wichtig für den Lebensstandard der Menschen. Was meinst du damit?"
„Glaubst du an den Strom in dem Damm?"
„Glauben? Nein, ich meine, ja, aber ich muss nicht daran glauben, er ist einfach da."
Arash lächelte und fuhr mit seiner Geschichte fort.
„Das Wappen von Aram wurde bei jeder Versammlung den Stammesmitgliedern im majlis präsentiert. Und als das gegenwärtige majlis gebaut wurde, in dem jetzt die Hühner, Schafe und Lämmer untergebracht sind, hat das Wappen einen festen Platz bekommen.
Das war vor zweihundertfünfzig Jahren. Und mit der Zeit wur de es Dar-i Khosh-bakti , Tor zum Reichtum, genannt, weil der Reichtum seither ins Tal gezogen war."
Als er verstummte, erinnerte sich Lana an ihren Apfel und biss erneut hinein. Sie wollte schon fragen, wer es gestohlen hatte. Doch die Geschichtenerzähler in Parvan musste man nicht anregen. Es galt als Kunst, und jeder gebildete Bürger des Landes verstand sich darauf.
Das fiel ihr wieder ein, als Arash fortfuhr.
„Das Wappen hing viele Jahre unberührt an diesem Ort, und bei jeder Versammlung war es für die Männer des Tals das sichere Zeichen, dass ihr Scheich der rechten Führung vertraute.
Aber es verbreitete sich die Geschichte über den uralten Stein und seine Kräfte. Selbst aus dem Ausland reisten Gelehrte und Akademiker, Scharlatane und andere herbei, um sich das Wappen von Aram anzusehen. Erst zu Zeiten meines Urgroßvaters kam jemand aus dem Westen, um es zu betrachten.
Und 1917 kam einer der Bediensteten zitternd zu meinem Urgroßvater mit der schrecklichen Nachricht, Arams Rubin sei verschwunden. Das Wappen hing noch an seinem Platz, aber der Stein war entfernt worden."
Arash machte eine Pause.
„Wie war das möglich?" Lana schnappte nach Luft, denn, obwohl Arash vollkommen ruhig blieb, konnte sie den Zorn des Scheichs spüren, den er an seine Nachkommen weitergegeben hatte.
„Am Tag davor hatten drei Männer das Dar-i Khosh-bakti besucht und sich das Wappen angesehen. Ein Franzose und zwei Engländer. Es ließ sich leider nicht sagen, ob sie zusammengearbeitet hatten oder ob einer von ihnen die Tat allein vollbracht hatte. Die Bediensteten meines Urgroßvaters hatten sich nicht die Mühe gemacht, darauf zu achten, wer allein vor dem Wappen ge standen hatte oder in welcher Reihenfolge die Männer das majlis verlassen hatten. Für sie war ein solcher Diebstahl einfach undenkbar. "
Der Kaffee auf der Kohlenpfanne kochte plötzlich über. Damit war der Bann gebrochen, und Lana zog die Kanne zurück. Sie hatte zwei
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