Dein für 1000 und eine Nacht
erfahren
..." Er schüt telte den Kopf und schaute sie an.
Ihr fiel die Trostlosigkeit in seinem Blick auf. „Wie soll ich dem Volk meines Vaters erklären, dass sie nicht nur ihn, sondern auch die Quelle ihres Reichtums und ihrer rechten Führung für immer verloren haben?"
9. KAPITEL
„Arash", flüsterte Lana hilflos und legte ihm wie von selbst tröstend eine Hand auf den Arm.
„Wird es für sie so schlimm sein?"
Er umfasste ihre Hand und schob sie beiseite, als könnte er es nicht ertragen, dass sie ihn berührte. Doch dann, als er sie in seiner hielt, vermochte er sie nicht loszulassen. Stattdessen drehte er ihre Hand um und schaute in die Innenfläche, als läge die Lö sung seines Problems darin.
„Selbst jetzt erzählen sie sich noch, dass der Stamm Aram durch den Schutz des Wappens dem schlimmsten Grauen entgangen ist."
„Musst du ihnen die Wahrheit sagen?"
Arash strich mit dem Daumen geistesabwesend über ihre Hand. Die Geste wirkte so zärtlich, dass Lana erschauerte. Sie hatte das Gefühl, er hätte die tatsächliche n Umstände ihrer Beziehung vergessen und empfände wesentlich mehr für sie.
Schwache Hoffnung keimte in ihr auf, wie Lana sie einmal verspürt hatte, als noch alles möglich gewesen war.
„Die Versammlungen im majlis müssen wieder stattfinden, sobald ich ins Tal zurückkehre.
Die Menschen werden es bei der ersten Versammlung erfahren. Ich weiß nicht, wie ich es ihnen sagen soll. Aber ich kann es ihnen auch nicht verschweigen."
Zögernd erwiderte sie: „Ich kann mir vorstellen, dass du sie nicht belügen willst."
Er schaute auf, und sie begegnete seinem prüfenden Blick. Lana hatte oft beobachtet, wie er andere so eingehend betrachtet hatte, aber sie hatte er, seit sie in Parvan war, noch nicht so angesehen. Ihr gegenüber hatte er sich eher so verhalten, als hätte er kein Interesse an dem Menschen Lana Holding, noch weniger eigentlich als an den Fremden bei den Wohltätigkeitsveranstaltungen.
Doch jetzt ruhte sein Blick aufmerksam auf ihr. Sie hielt den Atem an, so deutlich spürte sie den Wunsch, ihm ihre wahren Gefühle zu gestehen.
„Wie meinst du das?"
„Wenn sie es dem Wappen zuschreiben, dass sie einigermaßen vor den Auswirkungen des Krieges verschont geblieben sind, und ich ihnen erzähle, dass es vor dessen Ausbruch schon verschwunden war, werden sie dann nicht erkennen, dass ihr Glück nicht nur von Arams Wappen abhängt?"
Sie hätte sich in der Tiefe seiner dunklen Augen verlieren können.
„Soll ich mein Leben als ihr Anführer mit einer Notlüge beginnen?" überlegte er laut.
„Wäre das nicht der erste Beweis, dass die al Khosravi nicht mehr auf dem Weg der rechten Führung wandeln?"
Er schüttelte den Kopf und lächelte.
„Es sind Männer und Frauen, keine Kinder mehr. Dafür musste ich sie so behandeln, als wären sie nicht meinesgleichen. Ich bin der Anführer des Volkes, weil sie mich gewählt haben und weil es besser ist, sich einem Anführer zu unterstellen. Eine solche Lüge würde den Vertrag verletzen, den meine Vorfahren mit dem Volk abgeschlossen haben."
Plötzlich erkannte sie, wie aufrichtig er war. Seine Ehrlichkeit reichte wirklich bis in jede seiner Handlungen.
„Entschuldige", flüsterte sie. „Du hast Recht."
„Du brauchst dich nicht dafür zu entschuldigen, dass du mir einen Rat gegeben hast, Lana", erwiderte Arash und runzelte die Stirn. „Aber manchmal ist es besser, einen Rat, den man bekommt, nicht zu befolgen, weil man dadurch den rechten Weg findet."
„Wenn du meine Meinung dazu hören willst", bemerkte sie, ehe sie sich zurückhalten konnte, „der Stamm Aram ist bei dir sicher, mit und ohne Arams Wappen. Lass ihnen ein paar Wochen oder Monate Zeit, und sie werden es erkennen."
Er lächelte sie an. Doch die Besorgnis verschwand nicht aus seinen Augen.
„Arash", flüsterte sie behutsam.
Fragend begegnete er ihrem Blick.
„Du weißt, dass mein Vater ein Museum ausstattet. Wie wäre es, wenn er das Gerücht in Umlauf bringt, er wolle Arams Wappen kaufen, ohne den Verkäufer zu verraten? Er kann eine hohe Summe dafür bieten, das weißt du, und das könnte den Dieb dazu bringen, sich zu zeigen."
Er starrte sie an. „Und was dann, Lana?"
„Nun, verstehst du nicht, wenn sich derjenige, der es hat, bei ihm melden würde und er dir Bescheid gäbe, bekämst du den Dieb zu fassen."
Er schwieg nachdenklich. „Und dein Vater würde das Risiko eingehen? Solch ein Mensch kann sehr rachsüchtig sein, Lana,
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