Dein fuer immer
gealtert. Bei Scotts ausgewachsenem und beeindruckendem Körperbau hatte ich keine Sorge, dass er erwischt werden könnte. Er trug winzige silberne Ohrringe und schaffte es, mit seinem kurz geschorenen braunen Haar gleichzeitig taff und hübsch auszusehen. Scott und ich waren nur Freunde, aber es fiel mir nicht schwer nachzuvollziehen, was Vee in ihm sah. Ich hakte mich bei ihm unter, als sei ich seine Freundin, während er dem Barkeeper ein Zeichen gab, dass er mit ihm sprechen wollte.
»Wir suchen nach Storky«, sagte Scott und beugte sich vor, um nicht laut sprechen zu müssen.
Der Barkeeper, den ich noch nie vorher gesehen hatte, beäugte uns misstrauisch. Ich hielt seinem Blick stand und versuchte, ein gleichgültiges Gesicht zu machen. Guck nicht nervös, mahnte ich mich. Und egal, was du machst, guck nicht, als hättest du was zu verbergen.
»Und wer sucht nach ihm ?«, fragte er schließlich mürrisch.
»Wir haben gehört, es gäbe heute Abend ein hochkarätiges Turnier«, sagte Scott und ließ ein paar Hunderter aufblitzen, die säuberlich in seiner Brieftasche verstaut waren.
Der Barkeeper zuckte die Schultern und wischte weiter den Tresen ab. »Keine Ahnung, wovon du redest.«
Scott legte einen der Scheine unter seiner Hand verdeckt auf den Tresen. Er schob ihn zu dem Barmann hinüber. »Schade. Bist du sicher, dass wir dich nicht dazu überreden können, noch mal genauer nachzudenken ?«
Der Barkeeper sah auf den Hundert-Dollar-Schein. »Hab’ ich dich hier irgendwann schon mal gesehen ?«
»Ich spiele Bass bei Serpentine. Aber ich habe auch schon überall zwischen Portland, Concord und Boston Poker gespielt.«
Ein erkennendes Nicken. »Das ist es. Ich habe früher im Z, der Billardhalle in Springvale, gearbeitet.«
»Schöne Zeit«, sagte Scott, der sich die Gelegenheit nicht entgehen ließ. »Hab’ eine Menge Kohle da gewonnen. Und noch mehr verloren.« Er grinste, als machte er einen Insiderwitz.
Der Barkeeper schob seine Hand an die Scotts, sah sich um, um sicherzugehen, dass niemand ihn beobachtete, und steckte den Schein ein. »Ich muss euch erst filzen«, verkündete er. »Unten sind keine Waffen erlaubt.«
»Kein Problem«, antwortete Scott leichthin.
Ich begann, noch stärker zu schwitzen. Patch hatte uns davor gewarnt, dass sie nach Schusswaffen, Messern und jedem anderen Gegenstand suchen würden, der als Waffe benutzt werden konnte. Also waren wir kreativ geworden. Der Gürtel, der Scotts Jeans hielt und unter seinem Hemd verborgen war, war in Wirklichkeit eine mit Teufelskraft belegte Peitsche. Scott hatte hoch und heilig geschworen, dass er keine Teufelskraft nahm und nie von dem Superdrink gehört hatte, aber ich hatte gedacht, dass wir die verzauberte Peitsche, die er aus einer Laune heraus aus Dantes Auto mitgenommen hatte, auch benutzen könnten. Die Peitsche glomm in dem verräterisch schillernden Blau, aber solange der Barkeeper Scotts Hemd nicht anhob, würden wir keine Schwierigkeiten bekommen.
Auf Aufforderung des Barkeepers gingen Scott und ich hinter den Tresen, traten hinter einen Wandschirm und hoben die Arme. Ich kam als Erste dran und wurde kurz überall abgeklopft. Dann trat der Barkeeper zu Scott, strich über die Innenseiten seiner Hosen und tastete klopfend seine Arme und den Rücken ab. Es war düster hinter der Bar, und obwohl Scott ein dickes Baumwollhemd trug, war mir, als sähe ich die Peitsche durchschimmern. Der Barkeeper schien sie auch zu sehen. Er runzelte die Stirn und griff nach Scotts Hemdsaum.
Ich ließ meine Handtasche auf seine Füße fallen. Einige Hundertdollar-Scheine quollen heraus. Im Handumdrehen richtete sich die Aufmerksamkeit des Barkeepers auf das Geld. »Ups«, sagte ich und lächelte charmant, während ich die Scheine wieder in die Tasche zurückstopfte. »Das Zeug brennt noch ein Loch in meine Tasche. Wird Zeit, dass es unter die Leute kommt. Heißes Zeug.«
Heißes Zeug ?, echote Scott in meinen Gedanken. Nett. Er grinste und beugte sich zu mir, um mich zu küssen, hart und auf den Mund. Ich war so überrascht, dass ich bei seiner Berührung erstarrte.
Entspann dich, sagte er in Gedanken. Wir sind fast drin.
Ich nickte unmerklich. »Du wirst gewinnen heute Abend, Baby, das hab’ ich im Gefühl«, sagte ich mit einem schmachtenden Blick.
Der Barkeeper entriegelte eine schwere Stahltür, ich griff nach Scotts Hand und folgte ihm eine dunkle, wenig einladende Treppe hinunter, die nach Schimmel und stehendem Wasser roch.
Weitere Kostenlose Bücher