Dein fuer immer
Patch entschlossen. Er hob mein Kinn mit dem Finger an und küsste mich, ließ seine Lippen an meinem Mund verweilen, während er weitersprach: »Ich hatte nicht damit gerechnet, nach Hause zu kommen und dich hier vorzufinden, aber jetzt, wo du nun mal da bist, habe ich nicht vor, dich so schnell wieder gehen zu lassen.«
Heiß und schmerzlich schwappte eine Welle aus Schuldgefühlen durch mich hindurch. Ich konnte Patch nicht so nahe sein, ohne meine Lügen zwischen uns zu fühlen. Ich hatte ihn wegen der Teufelskraft belogen. Ich log immer noch. Wie konnte ich nur ? Selbstverachtung kochte in mir hoch, gefüllt mit Scham und Hass. Ich wollte ihm alles gestehen, aber wo sollte ich anfangen ? Ich war so nachlässig gewesen, dass die Lügen inzwischen vollkommen außer Kontrolle geraten waren.
Ich machte den Mund auf, um ihm die Wahrheit zu sagen, als mich das Gefühl überkam, dass eisige Hände sich um meinen Hals legten und zudrückten. Ich brachte kein Wort heraus. Konnte kaum Luft holen. Meine Kehle füllte sich mit einer dicken Masse wie beim ersten Mal, als ich Teufelskraft genommen hatte. Eine fremde Stimme kroch in meinen Geist und haderte mit mir.
Wenn ich Patch alles erzählte, würde er mir nie mehr trauen. Er würde mir nicht vergeben, ich würde ihm nur noch mehr Schmerz zufügen, wenn ich es ihm erzählte. Ich musste einfach nur irgendwie Cheschwan überstehen, und dann würde ich aufhören, Teufelskraft zu nehmen. Nur noch ein klein bisschen länger. Nur noch ein paar Lügen mehr.
Die kalten Hände lockerten sich. Ich holte rau Luft.
»Viel um die Ohren ?«, fragte ich Patch und wollte das Gespräch voranbringen – egal wie, Hauptsache, ich musste nicht mehr an meine Lügen denken.
Er seufzte. »Und noch kein Stückchen weiter. Ich habe Peppers Erpresser immer noch nicht identifiziert. Die ganze Zeit bin ich davon ausgegangen, dass es jemand sein muss, mit dem ich schon zu tun hatte, aber vielleicht irre ich mich auch. Vielleicht ist es jemand ganz anderes. Irgendjemand, an den ich noch gar nicht gedacht habe. Ich habe jede mögliche Spur verfolgt, auch die, die mir ziemlich weit hergeholt erschienen. Soweit ich das sagen kann, sind alle sauber.«
»Wär’s möglich, dass Pepper das alles nur erfunden hat ? Vielleicht wird er gar nicht wirklich erpresst ?« Es war das erste Mal, dass mir das einfiel. Im Großen und Ganzen hatte ich seiner Geschichte geglaubt, auch wenn er alles andere als vertrauenswürdig war.
Patch runzelte die Stirn. »Möglich wäre es, aber ich glaube es nicht. Warum sollte er sich die Mühe machen, eine so ausgefeilte Geschichte zu erfinden ?«
»Weil er einen Vorwand braucht, um dich in der Hölle anzuketten ?«, schlug ich ruhig vor, wobei mir der Gedanke auch erst jetzt kam. »Was, wenn die Erzengel ihn darauf angesetzt haben ? Er hat gesagt, er sei in ihrem Auftrag auf der Erde. Erst habe ich ihm ja nicht geglaubt, aber was, wenn das stimmt ? Was, wenn die Erzengel ihn damit beauftragt haben, dich in der Hölle anzuketten ? Es ist ja schließlich kein Geheimnis, dass sie das wollen.«
»Rechtlich gesehen bräuchten sie einen Grund, um mich in der Hölle anzuketten«, sagte Patch nachdenklich und strich sich über das Kinn. »Es sei denn, sie wären schon so weit, dass sie sich sowieso nicht mehr bemühen, das Recht zu beachten. Ich bin mir ganz sicher, dass es da ein paar ganz faule Eier im Nest gibt, aber ich glaube nicht, dass alle Erzengel so sind.«
»Wenn Pepper im Auftrag einer Splittergruppe unter den Erzengeln handelt und die anderen auf den Verdacht kommen, dass er ein doppeltes Spiel treibt, haben sie eine perfekte Entschuldigung: Sie können immer noch behaupten, er sei auf Abwege geraten. Dann reißen sie ihm die Flügel aus, bevor er aussagen kann, und sind aus dem Schneider. Scheint mir nicht allzu weit hergeholt. Ja, das sieht doch aus wie das perfekte Verbrechen.«
Patch starrte mich an. Die Schlüssigkeit meiner Theorie schien sich wie ein eiskalter Nebel auf uns herabzusenken.
»Du denkst, Pepper könnte im Auftrag einer Gruppe vom rechten Weg abgekommener Erzengel unterwegs sein, die mich einfach loswerden wollen«, sagte er schließlich langsam.
»Kanntest du Pepper, bevor er gefallen ist ? Wie war er da ?«
Patch schüttelte den Kopf. »Ich kannte ihn, aber nicht besonders gut. Ich wusste einfach nur, wer er war. Er stand in dem Ruf, ein knallharter Liberaler zu sein, mit besonders lockeren Ansichten in gesellschaftlichen Fragen. Es
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