Dein fuer immer
diese neue Information im Geist ordentlich weg. Ich konnte es kaum erwarten, Patchs Meinung über diesen überraschenden und unerwarteten Beginn des Cheschwan letzte Nacht zu hören. Da er ein gefallener Engel war, musste er doch eine genauere Erklärung dafür haben. Was bedeutete es, dass noch nichts geschehen war ?
Enttäuscht darüber, noch keine Antwort zu haben, aber sicher, dass es reine Zeitverschwendung war, weiter darüber zu spekulieren, konzentrierte ich mich auf das, was ich erfahren hatte. Ich hatte das Gefühl, als sei ich meinem Ziel, die Teufelskraft bis zu ihrer Quelle zurückzuverfolgen, einen winzigen Schritt näher gekommen. Dante hatte gesagt, er und Blakely würden sich nie persönlich treffen, und ein Mittelsmann würde Blakelys Prototypen an Dante weitergeben. Ich musste diesen Mittelsmann finden.
Draußen startete Dante sofort in Richtung der Wälder, und das war mein Zeichen, ihm zu folgen. Schon beim ersten Schritt spürte ich, dass das blaue Zeug, das mit Teufelskraft verstärkt war, aus meinem Stoffwechsel ausgespült war. Dante schoss mit halsbrecherischer Geschwindigkeit zwischen den Bäumen hindurch, während ich hinterherhinkte und mich bei jedem Schritt darauf konzentrieren musste, die Verletzungen möglichst gering zu halten. Aber obwohl ich mich nur auf meine eigenen Kräfte verließ, merkte ich, dass ich besser wurde. Schneller. Ein großer Felsbrocken lag direkt auf meinem Weg, und statt um ihn herumzulaufen, beschloss ich im Bruchteil einer Sekunde, darüber hinwegzuspringen. Nachdem ich einen Fuß halb auf die raue Oberfläche gesetzt hatte, stieß ich mich ab und stieg hoch über den Felsbrocken in die Luft. Noch im Landen duckte ich mich sofort unter einem stacheligen Baum mit tief hängenden Ästen hindurch und sprang auf der anderen Seite auf die Füße, ohne auch nur einmal aus dem Tritt zu kommen. Dann rannte ich weiter.
Am Ende der Fünfzehn-Meilen-Runde war ich schweißgebadet und keuchte vor Anstrengung. Ich lehnte mich gegen einen Baum und legte den Kopf in den Nacken, um Luft zu bekommen.
»Du wirst besser«, sagte Dante und hörte sich überrascht an. Ich warf einen Blick zur Seite. Natürlich sah er aus, als käme er frisch aus der Dusche, kein Haar lag am falschen Platz.
»Und ganz ohne Hilfe von Teufelskraft«, setzte ich nach.
»Du würdest noch bessere Ergebnisse erzielen, wenn du den Superdrink nehmen würdest.«
Ich stieß mich von dem Baum ab und kreiste mit den Armen, um meine Schultermuskulatur zu lockern. »Was steht jetzt auf dem Plan ? Krafttraining ?«
»Mentale Tricks.«
Damit hatte ich nicht gerechnet. »In den Geist anderer Leute eindringen ?«
»Leute, ganz besonders gefallene Engel, sehen lassen, was nicht wirklich da ist.«
Ich brauchte keine Definition. Ich war selbst schon mit mentalen Tricks hereingelegt worden, und die Erfahrung war nicht ein einziges Mal angenehm gewesen. Bei mentalen Tricks ging es nur darum, das Opfer zu beschwindeln.
»Ich weiß nicht«, wiegelte ich ab. »Muss das wirklich sein ?«
»Es ist eine mächtige Waffe. Ganz besonders für dich. Wenn du einen schnelleren, stärkeren oder größeren Gegner glauben machen kannst, du seist unsichtbar oder er würde gerade über den Rand einer Klippe treten, dann kann dir das ein paar wertvolle Extra-Sekunden verschaffen, die vielleicht deine Rettung sind.«
»In Ordnung, zeig mir, wie man das macht«, erklärte ich, immer noch widerstrebend.
»Schritt eins: Dring in den Geist deines Gegners ein. Das ist genauso, wie in seinem Geist zu sprechen. Versuch’s mal bei mir.«
»Das ist leicht«, sagte ich, während ich mein mentales Netz nach Dante auswarf, seinen Geist umgarnte und Worte in sein bewusstes Denken drängte. Ich bin in deinem Geist, seh’ mich um, und es ist erschreckend leer hier drin.
Philister, erwiderte Dante.
Das sagt heutzutage keiner mehr. Wo wir gerade davon sprechen, wie alt bist du in Nephilim-Jahren ? Ich hatte nie daran gedacht, ihn zu fragen.
Ich habe während Napoleons Invasion in Italien – meinem Heimatland – die Treue geschworen.
Und das war in welchem Jahr … ? Hilf mir, ich bin kein Crack in Geschichte.
Dante lächelte. 1796.
Wow. Du bist alt.
Nein, erfahren. Nächster Schritt: Reiß die Stränge, die die Gedanken deines Gegners bilden, auseinander. Drösele sie auf, verwirre sie, schneide sie durch, was immer dir passt. Nephilim tun das auf ganz verschiedene Weisen. Mir fällt es am leichtesten, die Gedanken meines Opfers
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