Dein fuer immer
Normalerweise wärst du jetzt noch im Bett. Was macht sie denn hier ?«
»Ich sitze genau vor dir«, sagte Marcie süßlich. »Du kannst direkt mit mir reden.«
Ich sah sie fest an. »Schön. Was machst du hier ?«
»Ich hab’s dir doch gesagt. Ich verstehe mich nicht mehr mit meiner Mutter. Wir brauchen etwas Luft. Für den Augenblick glaube ich, es ist besser, wenn ich hier bei euch einziehe. Meine Mom hat kein Problem damit.« Völlig ungerührt trank sie noch einen Schluck Kaffee.
»Wie kommst du auf den Gedanken, dass das eine gute Idee wäre, ganz zu schweigen von einer vernünftigen ?«
Marcie verdrehte die Augen. » Hallooo. Wir sind verwandt.«
Mein Unterkiefer klappte herunter, und mein Blick schoss sofort zu Mom hinüber. Sie sah nicht aus, als würde sie gleich die Fassung verlieren. Unglaublich.
»Ach, komm schon, Nora«, sagte sie. »Wir wussten es doch alle, auch wenn niemand es aussprechen wollte. Unter diesen Umständen würde Hank wollen, dass ich Marcie mit offenen Armen aufnehme.«
Ich war sprachlos. Wie konnte sie nur freundlich zu Marcie sein ? Erinnerte sie sich nicht an alles, was zwischen uns und den Millars vorgefallen war ?
Das war Hanks Schuld, schäumte ich innerlich. Ich hatte gehofft, dass seine Macht über sie mit seinem Tod enden würde, aber jedes Mal, wenn ich versuchte, mit ihr über ihn zu sprechen, nahm sie dieselbe heitere Haltung an: Hank würde zu ihr zurückkehren, sie wollte es, und sie würde tapfer ausharren, bis er es tat. Ihr bizarres Verhalten war ein weiterer Beweis für meine Theorie: Hank hatte vor seinem Tod irgendwelche verrückten, mit Teufelskraft verstärkten mentalen Tricks bei ihr angewandt. Egal, wie viele Argumente ich auch vorbrachte, nichts würde ihre Bilderbucherinnerungen an einen der fiesesten Menschen, die je unseren Planeten bewohnt hatten, trüben können.
»Marcie gehört zur Familie, und solange sie in Schwierigkeiten steckt, hat sie sich zu Recht an uns gewandt. Wenn man nicht mehr auf die Familie zählen kann, worauf kann man dann noch zählen ?«, fuhr Mom fort.
Ich starrte sie immer noch an, frustriert über ihre Ruhe, als mir noch ein Licht aufging. Natürlich. Hank war nicht der Einzige, der an dieser Scharade schuld war. Wie hatte ich nur so lange brauchen können, um darauf zu kommen ? Mein Blick schwenkte zu Marcie.
Spielst du irgendwelche mentalen Spielchen mit ihr ?, fragte ich sie anklagend in ihrem Geist. Ist es das ? Ich weiß, dass du irgendwas machst, denn bei klarem Verstand würde meine Mutter dich niemals bei uns einziehen lassen.
Marcies Hand flog an ihre Schläfe, und sie jaulte: »Aua ! Wie hast du das gemacht ?«
Tu nicht so dumm mir gegenüber. Ich weiß, dass du ein Nephilim bist, schon vergessen ? Du kannst mentale Tricks anwenden, und du kannst im Geist sprechen. Was immer dieses kleine Schauspiel soll, ich durchschaue es. Und du wirst auf keinen Fall hier einziehen.
Prima, feuerte Marcie zurück. Ich weiß Bescheid über mentales Sprechen und mentale Tricks. Aber ich wende sie nicht auf deine Mom an. Meine Mutter rechtfertigt ihr ganzes verrücktes Verhalten damit, dass sie behauptet, mein Dad hätte es genau so gewollt. Wahrscheinlich hat er unsere beiden Mütter mit mentalen Tricks manipuliert, bevor er gestorben ist. Es hätte ihm nicht gefallen, wenn unsere Familien gegeneinander kämpfen würden. Gib nicht mir die Schuld, bloß weil ich gerade als Zielscheibe für deine Wut zur Verfügung stehe.
»Marcie, bis du heute Nachmittag aus der Schule kommst, habe ich das Gästezimmer für dich ausgeräumt«, sagte meine Mom und blitzte mich dabei zornig an. »Du wirst Nora verzeihen, dass sie so unfreundlich ist. Sie ist daran gewöhnt, ein Einzelkind zu sein und immer ihren Willen zu bekommen. Vielleicht verändert sie durch dieses Arrangement ja ihre Einstellung.«
»Ich bin es gewöhnt, immer meinen Willen zu bekommen ?«, provozierte ich sie. »Marcie ist auch ein Einzelkind. Wenn wir hier schon anfangen, mit dem Finger aufeinander zu zeigen, bleiben wir wenigstens fair dabei.«
Marcie lächelte und klatschte erfreut in die Hände. »Vielen Dank, Mrs. Grey. Ich weiß das wirklich zu schätzen.« Und dann besaß sie auch noch die Dreistigkeit, sich vorzubeugen und meiner Mutter um den Hals zu fallen.
»Blitz erschlag’ mich. Jetzt«, murmelte ich.
»Bedenke wohl, was du dir wünschst«, summte Marcie zuckersüß.
»Weißt du, worauf du dich da einlässt ?«, fragte ich meine Mom. »Zwei Mädchen
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