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Dein goettliches Herz entflammt

Dein goettliches Herz entflammt

Titel: Dein goettliches Herz entflammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Keaton
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ich so still wie meine Umgebung. Meine Gedanken beruhigten sich und ich konnte mich wieder konzentrieren. Es war klar, dass der Kerl, der mich hergebracht hatte, etwas mit dem Typ zu tun hatte, von dem ich in Covington überfallen worden war. Ich hatte ihn getötet, aber den Fluch hatte ich dadurch nicht aufhalten können. Wieder überkam mich heftige Übelkeit. War ich deshalb hier? Weil sie mich köpfen wollten wie meine Großmutter? Nein. Nein, das würde nicht passieren. Ich kniff die Augen zusammen und konzentrierte mich auf das leise Tropf, Tropf, Tropf von Wasser und auf den Rhythmus der Atemzüge, die aus der Zelle neben mir oder aus der auf der anderen Seite des Gangs zu mir drangen.
    Ich hörte ein scharrendes Geräusch. Und ein Grunzen. Ich richtete mich auf. Ein Schauer lief mir über den Rücken, die Haare auf meinen Armen und Beinen stellten sich auf. Es waren noch andere in diesen Zellen. Ich war nicht allein. Was einerseits tröstlich war, andererseits aber auch ein Grund, sich Sorgen zu machen. Waren es Freunde oder Feinde? Entführt wie ich oder gefährlich? Gefühlte zwei Stunden lang lehnte ich an den Gitterstäben und dachte an Sebastian und die anderen Jugendlichen in dem Haus in der First Street. Suchten sie nach mir? Würden sie irgendwann aufgeben? Nach Hause gehen und sich schlafen legen?
    In der Zelle, die meiner schräg gegenüberlag, tauchte ein kleiner Lichtfleck auf. Ich rieb mir mit dem Handrücken meine trockenen Augen. Das Licht wurde stärker, bis es ein schwacher Schimmer war, kaum heller als eine Kerze kurz vor dem Erlöschen.
    Im Innern der Zelle erschien ein Schatten. Es hatte den Anschein, als würde die Person, zu der er gehörte, an der Wand sitzen, die ich nicht sehen konnte. »Hallo?« Meine Stimme war heiser vom vielen Schreien und fast zu leise, um gehört zu werden. Ich versuchte es noch einmal. »Hallo?«
    »Hallo, sagt sie«, krächzte eine hohe Stimme vom anderen Ende des Gangs, die mich lachend nachäffte. »Armes Kind. Armes, armes Kind.« Ich hörte ein gehässiges Lachen, das mir in den Ohren wehtat, als würde jemand mit den Fingernägeln über eine Kreidetafel fahren. Es klang, als hätte man einem Vogel eine Stimme gegeben. Einem fiesen Vogel. »Gewöhn dich dran, kleines Mädchen. Gewöhn dich dran. ›Hallo‹, sagt sie. Hallo, hallo, hallo…« Noch mehr Gelächter, bis eine andere Stimme, die ebenfalls vom anderen Ende des Gangs kam, sie unterbrach: »Halt verdammt noch mal deinen Schnabel«, rief jemand.
    Auch in einigen der anderen Zellen tauchte ein schwacher Lichtschein auf. Die Insassen dort besaßen offenbar eine Lichtquelle, die ich nicht hatte.
    Der Schatten in der Zelle schräg gegenüber bewegte sich und an den Gitterstäben erschien eine schwarze Gestalt, die durch das schwache Glimmen von hinten beleuchtet wurde. »Was hast du getan?«, fragte eine raue Männerstimme. Sie war sehr tief, aber auch sehr ruhig.
    »Nichts. Ich habe gar nichts getan.«
    Lautes Gelächter. Wieder stiegen mir Tränen in die Augen, doch ich blinzelte sie weg.
    »Das glaubst du, aber Sie ist da anderer Meinung.«
    »Sie?«
    Er lachte leise, was sich wie fernes Donnergrollen anhörte. »Dann musst du eine Schönheit sein.«
    »Eine was?«
    »Die Schönheiten haben nie eine Ahnung, warum sie hier sind. Das sind die, die die falsche Art von Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben, die, die ihr Aufmerksamkeit geraubt haben.« Er seufzte. »Die Schönheiten sterben immer so schnell…«
    »Ich bin keine Schönheit.« Und ich würde mich auch nie für eine halten. Wenn ich mein Gesicht im Spiegel sah, dachte ich manchmal, dass ich vielleicht eine gewesen wäre, wenn meine abartigen Haare nicht wären und meine türkisfarbenen Augen, die zu hell waren. Zu seltsam, um schön zu sein. »Und ich habe nicht vor, hier zu sterben.«
    Der Mann bewegte sich und setzte sich neben die Gitterstäbe auf den Boden. »Warum bist du dann hier?«
    »Das wüsste ich auch gern. Ich war auf dem French Market und plötzlich werde ich von irgend so einem durchgeknallten Ausländer überfallen, der gern Schwerter und Schilde mit sich rumschleppt.«
    Ich hörte ein scharfes Zischen. »Der French Market? In der Stadt? In New 2?«
    »Ja«, antwortete ich langsam. »Was hat New 2 damit zu tun?«
    »Die Söhne des Perseus«, erwiderte die dunkle Gestalt. » τέρας -Jäger. Sie dürfen nicht in die Stadt. Verdammt.« Er fluchte leise. » Sie hat die Übereinkunft gebrochen.«
    »Entschuldigung, wenn ich

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