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Dein goettliches Herz entflammt

Dein goettliches Herz entflammt

Titel: Dein goettliches Herz entflammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Keaton
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nicht so ganz mitkomme, aber was zum Teufel ist ein τέρας -Jäger? Und was meinen Sie mit ›Übereinkunft‹?«
    »Die Übereinkunft ist – war – eine Vereinbarung zwischen den Novem und ihr, die aus der Zeit nach den Hurrikans stammt. Wir übergaben ihr einen τέρας -Jäger, der Sie hintergangen hatte, und als Gegenleistung versprach Sie, nie wieder in der Stadt aufzutauchen. τέρας bedeutet auf Griechisch ›Monster‹. Alle Kreaturen, die nicht menschlich sind. Die Söhne des Perseus jagen sie. Sie jagen die armen, bedauernswerten Seelen, die das Miststück selbst geschaffen hat.«
    Die Vogelstimme lachte und ich konnte mir gut vorstellen, wie das Wesen auf- und abhüpfte. »Das Miststück! Das Miststück, das Miststück, das Miststück!«
    »Hältst du jetzt endlich mal deinen Schnabel?«, rief die gleiche verärgerte Stimme wie vorhin.
    »Wenn Sie das getan hat, musst du sehr wichtig sein. Wer bist du?«, fragte der Mann in der Zelle gegenüber, als hätte er den Tumult am anderen Ende des Gangs gar nicht gehört.
    »Sie zuerst. Wer ist das ›Miststück‹?«
    Ich hörte Stimmen, die flüsterten. Traurige, matte Stimmen, die über den Gang zu mir drangen. Sie flüsterten nur ein Wort, ein einziges Wort.
    Athene.
    Mir sträubten sich die Nackenhaare. Jetzt gesellte sich auch die Vogelstimme dazu, in einem Flüstern, das wie Ehrfurcht klang. »Athene.«

Zehn
    Ich lachte ungläubig. Das scharfe Geräusch hallte durch den Gang, bis sein Echo durch das monotone Tropfen von Wasser auf Stein ersetzt wurde. Zuerst Vampire, Hexen und Gestaltwandler. Und jetzt das.
    So muss sich Alice gefühlt haben, als sie in das Kaninchenloch fiel.
    Niemand bewegte sich oder sprach und ich hatte das Gefühl, dass meine Reaktion als Neuling eine große Traurigkeit in dieses unterirdische Gefängnis gebracht hatte, als ob sich jeder hier für einen Moment an die erste Nacht, an den eigenen Schrecken und Unglauben erinnern würde.
    »Wie lange sind Sie schon hier drin?«, fragte ich die Gestalt mir gegenüber.
    »Nichts bringt den Wahnsinn schneller zurück als der Gedanke an die Zeit«, sagte der Mann leise. »Man fragt am besten nicht danach. Niemand hier spricht gern darüber.«
    Oh. Okay. »Und diese Athene… wir reden hier schon über die Athene, griechische Göttin, Wohnort Olymp?«
    »Bedauerlicherweise gibt es Sie wirklich.«
    Ich war wie vor den Kopf geschlagen und blinzelte heftig, als schrilles Gelächter in meinem Hals aufstieg und dort stecken blieb. Was in aller Welt war hier eigentlich los? Warum zum Teufel schaffte ich es einfach nicht, aus diesem verdammten Albtraum herauszukommen? Götter gab es wirklich. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte, also saß ich einfach nur da und umklammerte die Gitterstäbe, so fest ich konnte. Und was noch absurder war, irgendwie hatte ich es doch tatsächlich geschafft, eine Göttin richtig sauer zu machen.
    Das war mal wieder typisch.
    Ich schlang die Arme um die Knie und legte den Kopf darauf. »Das glaube ich einfach nicht«, seufzte ich. Der Mann in der Zelle gegenüber lachte leise; er musste ein ausgesprochen gutes Gehör haben. Ich hob den Kopf. »Dann gibt es sie also wirklich… ich meine, Götter?«
    »Einige von ihnen, ja. Die Sagen, die wir alle kennen, die Götter, von denen du in der Schule gehört hast, einige von ihnen sind reine Erfindung, aber viele von ihnen gibt oder gab es tatsächlich. Und einige, die in den Chroniken der Menschheit gar nicht erwähnt werden, sind heute noch auf der Erde. Die Pantheons sind nicht mehr das, was sie einmal waren. Das Zeitalter der Götter ist schon lange vorbei und jetzt kämpfen sie ums Überleben, wie wir alle. Ganze Familien wurden ausgelöscht, Götter wurden gestürzt, gefangen genommen… Es sind nur noch zwei Pantheons übrig, die aus den Göttern bestehen, die alle Kriege und Rivalitäten überlebt haben. Athene wäre nichts lieber, als ihre Feinde vom Angesicht der Erde hinwegzufegen. Und bis dahin vertreibt Sie sich die Zeit mit Verschwörungen und Rachegelüsten.«
    »Und warum ist Athene auf Sie sauer?«
    Er lachte. »Ich wurde zur Macht geboren.«
    Vom Ende des Gangs drang ein Flüstern zu mir. »Ich wurde auch geboren.«
    »Ich auch.«
    »Und ich auch.«
    »Ich auch.«
    Mein Herz klopfte wie wild. Das einzige Verbrechen dieser Leute bestand darin, geboren worden zu sein. War das auch mein Verbrechen?
    Dann kam die Vogelstimme. »Geboren oder gemacht . Geboren oder gemacht . Wir sind alle geboren

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