Dein goettliches Herz entflammt
oder gemacht .«
»Was bist du?«, fragte ich laut, während ich mein Gesicht an die Gitterstäbe drückte, damit meine Stimme auch am Ende des Ganges zu hören war.
»Gemacht . Gemacht . Sie hat mich gemacht.« Das Wesen kreischte, ein unterdrücktes, sehr vogelähnliches Quaken. Ich bekam eine Gänsehaut.
Aus der Dunkelheit drang eine weibliche Stimme zu mir. »Gemacht.«
Ich zählte sieben. Hier unten waren sieben Gefangene. Und ich war die Nummer acht. Zur Macht geboren zu werden, konnte ich ja noch verstehen, aber ›gemacht‹? »Was genau bedeutet das, gemacht zu werden?«
»Aus einem Menschen zu etwas… anderem gemacht zu werden. Zu einem τέρας gemacht zu werden. Als Strafe. Um für Sie zu kämpfen. Manchmal aus einer Laune heraus. Athene ist streng und impulsiv. Und Sie lässt sich nicht gern in den Schatten stellen. Manchmal genügt es schon, wenn man schön ist«, erklärte mir der Mann gegenüber.
Die Vogelstimme meldete sich wieder, begleitet von einem Geräusch, das wie Flügelschlagen klang. »Nicht alle von uns sind hier, weil sie geboren oder gemacht wurden. Einer ist aus einem anderen Grund hier…«
»Leck mich doch«, sagte die tiefe, wütende Stimme von vorhin. Ein Mann. Der gleiche Akzent wie die beiden Jäger, die mich überfallen hatten. Und jetzt dämmerte mir, dass es ein griechischer Akzent war. Der Vogel kreischte verärgert, und als sein Schrei von den steinernen Wänden widerhallte, musste ich mir die Ohren zuhalten.
Danach sagte niemand mehr ein Wort.
Ich ließ meinen Kopf wieder auf die Arme sinken und schloss die Augen, damit mein Körper sich ausruhen konnte. Doch meine Gedanken überschlugen sich wieder, innerlich ging ich die Ereignisse der letzten beiden Tage durch, die mich hierhergebracht hatten. Ich konnte nicht weit von New 2 entfernt sein. Das Haus musste zu einer der vielen Plantagen an der River Road gehören. Ich musste nur irgendwie hier rauskommen und es bis zum Steg schaffen. Oder zu einem Weg. Ich konnte nicht hierbleiben, nicht in dieser Finsternis, umgeben von Morast und Schlamm, die vielleicht die Wände eindrückten und mich unter sich begruben und erstickten.
Bei dem Gedanken daran begann mein Puls zu rasen. Meine Finger öffneten und schlossen sich, getrieben von dem Drang, etwas zu zerstören. Mich selbst. Die Zelle. Egal was. Meine Beine zitterten wie Espenlaub. Es war eine Möglichkeit, das Adrenalin loszuwerden, das sich in meinem Körper ansammelte. Entweder ich bewegte meine Beine oder ich schlug mit der Faust auf die Gitterstäbe ein und brach mir die Hand. Die Entscheidung schien einfach zu sein, doch aus irgendeinem Grund war ich der Meinung, dass sich Schmerz jetzt ziemlich gut anfühlen würden.
Atme, Ari. Du hast schon Schlimmeres erlebt als das hier. Ich war sieben Jahre alt. Man hatte mich drei Tage lang in eine schmutzige Hundebox eingesperrt und Trockenfutter durch die Gittertür hineingeworfen. Meine Strafe. Pflegemutter Nummer zwei hatte Hühnerbrust zum Abendessen gekocht, die in der Mitte noch völlig roh war. Mit Absicht. Ich weigerte mich, das Fleisch zu essen, wurde zu Boden geworfen, das rohe Hühnchen wurde mir in den Hals gestopft. Ich musste mich sofort übergeben und mein Mageninhalt landete auf der Hand von Pflegemutter Nummer zwei, als sie versuchte, mir den Mund mit Klebeband zuzukleben. Das, was dann kam, war nur ein weiteres Kapitel in meiner Karriere als Pflegekind. Egal. Ich hatte die Enge damals überlebt. Und ich würde sie mit Sicherheit auch dieses Mal überleben.
Ich schniefte und putzte mir die Nase, während ich das schwache Glimmen am anderen Ende des Gangs betrachtete und mich an andere Ereignisse aus meiner Vergangenheit erinnerte…
Denk nicht daran.
Stattdessen dachte ich an Bruce und Casey, an ihr unkompliziertes Wesen und ihr Lachen. Beide waren nüchterne Menschen und hart im Nehmen, aber auf ihre Art auch herzlich und liebevoll. Ich dachte an Crank und Violet und an die Geschenke, die sich immer noch in meinem Rucksack befanden. Und an Sebastian. Daran, dass ich Schmetterlinge im Bauch hatte, wenn ich an ihn dachte. Wie sehr es mir gefallen hatte, auf dem Weg zum Café Du Monde seine Hand zu halten. Wie sein Kuss sämtliche Gedanken aus meinem Kopf verbannt hatte und es mir zum ersten Mal in meinem Leben möglich gewesen war, mich einfach fallen zu lassen, eins zu sein mit dem Augenblick.
Jemand hustete in der Dunkelheit.
Ich hob den Kopf. Meine Knie hatten endlich aufgehört, unkontrolliert
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