Dein goettliches Herz entflammt
für Crank heraus, dann die Beignets für die Jungs, die inzwischen wohl schon steinhart geworden waren. Als ich die für Violet gekaufte Maske herauszog, fuhr ich kurz mit dem Daumen über die samtige Oberfläche und dachte, dass ich nichts lieber getan hätte, als eine Maske wie diese zu tragen, als mich zu verstecken, so, wie ich es bisher immer getan hatte. Sofort meldete sich mein schlechtes Gewissen. Ich ging nicht gerade mit gutem Beispiel voran, oder?
Aber schließlich war Violet keine griechische Göttin auf den Fersen und auch keine machthungrige Vampirdame, die sie als Waffe benutzen wollte.
Plötzlich richteten sich meine Nackenhaare auf und ein kalter Schauer lief über meinen Rücken.
Hinter mir stand jemand.
Meine Augen schlossen sich, als ich langsam und konzentriert einatmete und eine Hand zur Faust ballte. Ja. Hinter mir stand ganz sicher jemand. Und dieser Jemand war größer und breiter als ich und so stumm wie eine Statue. Ich spannte meine Muskeln an und machte mich bereit.
Eins. Zwei. Drei.
Jetzt!
Ich ließ mich in die Hocke fallen, drehte mich um und streckte dabei ein Bein aus, mit dem ich die Wade des Angreifers traf. Als ich die Bewegung fortsetzte, wurde er von den Füßen gerissen und kippte nach hinten.
Komisch war nur, dass er nie auf dem Boden aufkam.
Ich fing mich mit den Fingerspitzen auf dem Boden ab und zog mein Bein an, bereit, mich auf meinen Angreifer zu stürzen, doch sein Körper drehte sich in der Luft, sodass er mit dem Gesicht nach unten sah. Dann berührte er mit den Fingerspitzen und den Spitzen seiner Schuhe kurz den Boden, hüpfte wie ein Ball nach oben und stand wieder aufrecht da.
Das war nicht normal. Ich hatte es nicht mit einem Menschen zu tun.
Ich richtete mich auf und wollte zuschlagen, doch er hatte schon die Hand ausgestreckt und hielt meinen Unterarm fest. Als ich mit der anderen Hand ausholte, packte er auch diese. Auf seinem harten, kantigen Gesicht erschien ein arroganter Zug. Er war sicher, dass er gewonnen hatte. Idiot. Auf diese Bewegung fielen sie alle rein. Jetzt hatte er nichts mehr, um Unterleib, Kniescheiben oder Schienbeine vor meinem Tritt zu schützen.
Und dann machte es plötzlich klick. »Daniel?« Ich hatte mein Knie schon angezogen, erstarrte aber mitten in der Bewegung, als ich mich gleichzeitig an das Gesicht und den dazugehörigen Namen erinnerte. Josephines Sekretär. »Was zum Teufel machen Sie hier?«
Es war ihm anzumerken, dass er am liebsten ganz woanders gewesen wäre. Mit einem verärgerten Stirnrunzeln ließ er meine Handgelenke los und zog einen weißen Umschlag aus seinem schwarzen Smokingjackett. Kein Wunder, dass er so schlecht gelaunt war; er war hier und nicht auf der Mardi-Gras-Party, für die er sich offensichtlich aufgebretzelt hatte.
Er wedelte mit dem Umschlag vor meinem Gesicht herum. Ich griff danach, zog eine Karte heraus und stellte mit immer noch heftig klopfendem Herzen fest, dass es die Einladung zu einem Ball war. Verwirrt runzelte ich die Stirn, bis ich die kleine, handgeschriebene Notiz am unteren Rand bemerkte.
Die Familie Arnaud bittet um dein Erscheinen, heute Abend, 24.00 Uhr, 716 Dauphine Street, um deine Freunde Sebastian, Jenna, Dub und Henri zu treffen.
»Sie hat sie«, flüsterte ich. Meine Hand zerknüllte die Einladung, als Daniel sein Jackett zurechtrückte, einmal kurz nickte und dann zur Haustür hinausmarschierte. Arschloch.
Josephine Arnaud hatte die anderen in ihrer Gewalt. Die Novem brauchten gar nicht die Stadt nach mir abzusuchen. Es hatte genügt, meine Freunde zu entführen. Ich fragte mich, wer aus dem Rat wusste, dass Josephine sie gefangen hielt, um mich zu finden, und ob die Entscheidung dazu einstimmig gefallen war.
»Was steht drin?«, fragte Violet, die mit Pascal im Arm auf der untersten Treppenstufe stand. Ich war zu wütend, um etwas sagen zu können, also gab ich ihr das zerdrückte Papierknäuel. Violet starrte es an, als hätte ich ihr gerade einen Tennisball in die Hand gedrückt. Sie gab es mir zurück. »Ich kann nicht lesen.«
Ich erschrak für einen Moment. Violet konnte nicht lesen? Mitleid regte sich in mir. Die Kleine hatte nie die Chance gehabt, etwas zu lernen. Dub hatte sie mutterseelenallein auf dem Hausboot eines Fallenstellers gefunden und in den Sümpfen waren Schulen und Lehrer alles andere als normal.
Ich erklärte Violet, was in der Einladung stand, wobei ich darauf achtete, nicht zu verraten, was ich dachte.
»Und was sollen wir jetzt
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