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Dein goettliches Herz entflammt

Dein goettliches Herz entflammt

Titel: Dein goettliches Herz entflammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Keaton
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Hof-Tunnel drangen gedämpfte Stimmen zu mir herein. Meine Hand umklammerte den Türrahmen. Wie sehr wünschte ich mir, dass meine Mutter noch hier wäre, dass wir mehr Zeit miteinander gehabt hätten. Dass sie mich jetzt sehen könnte, dass sie wüsste, was aus mir geworden war.
    Langsam begann ich zu begreifen, warum meine Mutter ausgerechnet in dieser Stadt gelebt hatte. Sie war voller Schönheit. Schönheit, die man nicht nur sah, sondern auch fühlte und hörte. Ich holte noch einmal tief Luft und versuchte, das beklemmende Gefühl in meiner Brust zu unterdrücken. Dann ging ich wieder ins Schlafzimmer.
    Auf einer Kommode lag ein Stapel ordentlich gefalteter Kleidung. Meine war es nicht. Vermutlich waren meine Sachen nicht mehr zu retten gewesen. Eine Jeans. Ein enges schwarzes T-Shirt. Meine schwarzen Stiefel waren geputzt und ich fand auch neue Socken und Unterwäsche. Auf dem Boden neben der Kommode lag mein Rucksack. Ich öffnete ihn und stellte erleichtert fest, dass nichts fehlte. Meine Pistole war natürlich nicht mehr da, die hatte mir der τέρας -Jäger weggenommen. Doch ich hatte noch das Schwert und das war alles, was zählte. Das Schwert war tödlicher als die Pistole.
    Im Bad nebenan stellte ich mich kurz unter die Dusche, wusch zweimal meine schmutzigen Haare und dachte darüber nach, wie ich hierhergekommen war, was ich jetzt tun sollte und wie zum Teufel ich Michel dazu bringen konnte, mir alles zu erzählen, was er wusste. Als ich das Wasser aus meinen Haaren strich, fragte ich mich, warum Athene mich haben wollte und ob Sie es gewesen war, die meine Familie verflucht hatte. Aber warum verdammte uns eine Göttin dazu, mit einundzwanzig zu sterben? Warum hatte Sie uns diese bizarren Haare und diese leuchtenden türkisfarbenen Augen gegeben? Das erregte doch nur Aufmerksamkeit und Michel zufolge hasste es Athene, wenn jemand mehr Aufmerksamkeit bekam als Sie . Warum also?
    Ich trocknete mich ab, bediente mich bei den Toilettenartikeln, die auf dem Waschtisch standen, und zog meine neuen Sachen an. Unter dem Waschbecken fand ich einen Föhn.
    Meine Haare waren immer noch feucht, als ich aufgab und anfing, aus der widerspenstigen Masse einen Zopf zu flechten, der etwas praktischer und nicht so auffällig war. Nach der Dusche fühlte ich mich schon viel besser, ich warf meinen Rucksack über die Schulter und verließ das Schlafzimmer, um nach etwas Essbarem zu suchen. Ich konnte mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal gegessen hatte.
    Jetzt fiel es mir wieder ein. Beignets mit Sebastian.
    Das Haus war riesig und vollgestopft mit alten Kunstgegenständen und Antiquitäten. Es war ganz sicher das Domizil eines Hexenmeisters. Im ersten Stock ging ich durch zwei nebeneinanderliegende Salons. Hinter einer großen Flügeltür hörte ich Stimmen. Als eine Angestellte mit einem Tablett in der Hand herauskam, konnte ich durch die offene Tür meinen Namen hören. Ich versteckte mich hinter einer großen Urne. Nachdem die Frau mit dem Tablett an mir vorbei war, lugte ich hinter der Urne hervor und konnte einen flüchtigen Blick auf eine riesige Bibliothek werfen. Ich vergewisserte mich, dass mich niemand sah, und schlich zur Tür. Dann schob ich meinen Fuß vor, sodass sie nicht zufallen konnte und einen Spaltbreit offen blieb.
    »Es ist zu gefährlich, sie hierzubehalten, Michel. Und das weißt du auch. Athene wird mit all ihrer Macht gegen uns vorgehen.«
    »Rowen hat recht. Du hast gesehen, was Eleni uns und die Stadt gekostet hat. Die Hurrikans haben fast alles zerstört.«
    »Aber zusammen hatten wir die Macht, uns zu schützen. Zusammen sind wir stark«, sagte Michel. »Und zusammen werden wir auch stark genug sein, um dieses Kind zu beschützen.«
    »Aber nicht, solange der Fluch auf ihr liegt«, wandte eine andere Stimme ein. »Dieses Kind ist selbst ohne Athene eine Gefahr für uns und alle anderen in dieser Stadt. Keine Macht der Welt kann aufhalten, was sie imstande ist zu tun, wenn sie erst einmal erwachsen ist.«
    »Der Fluch hat sich noch nicht erfüllt. Jetzt ist sie noch keine Bedrohung für uns. Wenn wir ihr dabei helfen, den Fluch zu brechen«, schlug Michel vor, »wird sie Athene nichts mehr nutzen und uns nicht mehr schaden.«
    »Wir sollen ihr helfen, den Fluch zu brechen?« Das war jetzt Josephine. »Bist du dir eigentlich darüber im Klaren, was für einen Vorteil uns dieses Mädchen verschaffen könnte? Denk doch nur an die Macht, die wir haben werden. Macht über

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