Dein goettliches Herz entflammt
tun?«
»Ich glaube«, erwiderte ich, »jetzt gehen wir auf einen Maskenball.«
Auf Violets Gesicht breitete sich ein katzenhaftes Lächeln aus, das ihre spitzen Eckzähne enthüllte und mir einen Schauer über den Rücken jagte. »Toll.« Sie rannte die Treppe hinauf, blieb dann aber auf halbem Weg stehen und drehte sich zu mir um. »Komm mit. Such dir ein Kostüm und eine Maske aus. Ich habe ganz viele.«
Ich lief nach oben und folgte Violet in ein Zimmer am Ende des Korridors, das dem von Sebastian genau gegenüberlag. Mit einem Schlüssel, der an einem schwarzen Schnürsenkel um ihren Hals hing, sperrte sie auf. Neben dem riesigen Himmelbett, dessen vier Pfosten mit Ketten aus Glasperlen, Schals und Masken geschmückt waren, brannte eine kleine Lampe, darüber hing ein zarter roter Schal. Es war, als würde man eine Welt betreten, die nur aus Mardi Gras bestand. Jeder freie Zentimeter an den Wänden war mit Masken bedeckt und davor türmten sich zusammengelegte Ballkleider und Kostüme zu hohen Stapeln auf.
Das Licht wurde von den Pailletten, Perlen und Schmucksteinen reflektiert und warf einen Regenbogen aus Farben an die Decke. Es sah magisch aus.
»Gehören die alle dir?«
Violet setzte Pascal auf das Bett. »Jetzt schon. Ich sammle so was.«
»Warum?«
Sie starrte mich an, als könnte sie die Frage nicht verstehen, als läge die Antwort auf der Hand. Dann fing sie an, in den Stapeln aus Abendkleidern und Kostümen herumzuwühlen. »Der Ball der Arnauds ist sehr förmlich. Jede Familie hat ihren eigenen und in der letzten Nacht von Mardi Gras wird immer ein Ball des Rates veranstaltet. Du brauchst etwas, mit dem du nicht auffällst… nein, nicht das da… Ah. Das ist es.«
Violet stand mitten in einem Kleiderstapel, wie eine kleine dunkle Fee in einem Kreis aus Edelsteinen, und hielt ein Ballkleid aus schwarzem Satin mit weißen Verzierungen hoch. Das Oberteil war trägerlos und mit Hunderten von Perlen und Strasssteinen besetzt, die wie Sterne an einem tintenschwarzen Himmel funkelten. »Das passt zu deinem Tattoo und sieht auch gut zu deinen Haaren aus. Wie ein Domino. Schwarz und weiß.«
Sie stapfte über die aussortierten Abendkleider, drückte mir ihre Auswahl in die Hand und stellte sich dann vor die Wand, um eine passende Maske zu finden. Es war mir völlig egal, was sie für mich aussuchte. Mein einziges Ziel bestand darin, in Josephines Haus zu kommen und meine Freunde zu retten. Doch als meine Hände über den weichen Stoff glitten, machte mein Herz einen kleinen Hüpfer vor lauter… Vorfreude. In mir schlummerte eben doch irgendwo ein richtiges Mädchen, das das Ballkleid einfach sagenhaft schön fand.
»Die hier«, sagte Violet und deutete auf eine Maske.
Ich folgte Violets winzigem Finger zu einer Maske aus schimmerndem weißem Satin, die an den Ecken spitz auslief und mit kleinen schwarzen Federn und Strass besetzt war. Sie war gerade so groß, dass sie Augen, Augenbrauen und einen Teil meiner Nase verdecken würde.
Weil ich groß genug war, um die Maske zu erreichen, holte ich sie herunter, während sich Violet daranmachte, ein Kleid für sich selbst zu finden. Ich wollte ihr schon sagen, dass sie nicht mitkommen konnte, aber hatte ich denn das Recht dazu? Nein, ich hatte Violet nichts vorzuschreiben. Die Kleine konnte selbst auf sich aufpassen, sie hatte Gott weiß wie lange in den Sümpfen überlebt, ohne jede Hilfe. Sie würde sowieso tun, was sie wollte, und vermutlich würde ich sie beleidigen, wenn ich ihr verbot, mich zu begleiten.
»Violet?«, sagte ich, während ich T-Shirt und Jeans ablegte, um das Ballkleid anzuziehen.
»Hmm?«
»Gibt es in New 2 eigentlich Schulen?«
Sie zuckte mit ihren kleinen Schultern, während sie mir den Rücken zuwandte und fortfuhr, einen der Stapel zu durchwühlen. »Die Novem haben eine Schule, aber die ist nur für ihre eigenen Kinder und Kinder mit einer Menge Geld. Nicht für uns. Einmal in der Woche kommt eine Frau in den GD und gibt Unterricht. Wenn man will, kann man dahin gehen.«
Violet tauchte wieder aus dem Kleiderstapel auf, sie trug ein purpurfarbenes Kleid, das ihr bis zu den Waden reichte und ihre zu großen schwarzen Schuhe und schwarz-weiß geringelten Strümpfe frei ließ. Sie nahm ihre Maske vom Kopf und holte sich eine andere von der Kommode, purpur und weiß, passend zum Kleid. Zusammen mit Violets schwarzem Pagenkopf wirkte das Ganze ziemlich punkig, aber es passte irgendwie. Feenpunk, entschied ich.
Als Violet
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