Dein goettliches Herz entflammt
und schlenderte zu dem Balkon auf der Rückseite des Hauses, der auf einen weitläufigen Innenhof mit runden Tischen, frischen Blumen und Kerzendekoration hinausführte. Zwischen den Bäumen hingen Lichterketten, unter denen Kellner hin und her eilten.
Ich hielt mich an dem gusseisernen Geländer fest und suchte in der Menge unten nach Josephine und Michel, doch es war schwer, unter den Maskierten jemanden zu erkennen. Als ich Violet sagen wollte, dass es zwecklos sei, fiel mir auf, dass sie verschwunden war. »Violet!«, flüsterte ich, während ich mich rasch umdrehte und ins Haus zurückging, doch ich konnte sie nirgends finden.
Die Butler hatten die Eingangstür geschlossen und zu beiden Seiten Aufstellung genommen. Violet war hier irgendwo. Und die anderen auch. Konzentrier dich. Josephine würde ihnen nichts tun, oder? Sebastian war schließlich ihr Enkel und die anderen waren seine Freunde. Allerdings hatte sie selbst gesagt, sie hätte kein Herz.
Nachdem ich mich gründlich, aber unauffällig im Erdgeschoss umgesehen hatte, raffte ich meine Röcke und eilte wieder in den ersten Stock, um meine Suche dort fortzusetzen.
Im Ballsaal wurde inzwischen getanzt. Die Gäste drängten sich an den Wänden, um den Tänzern zuzusehen, die als glitzernde Farbtupfer vorbeiwirbelten. Langsam schob ich mich durch die Zuschauer und fing an, um die Tanzfläche herumzugehen.
»Ah, eine Schönheit unter Schönheiten«, sagte eine Stimme mit einem französischen Akzent. Eine Hand legte sich auf meinen Arm und führte mich durch die Zuschauer. »Möchtest du Walzer tanzen?«
Ich wollte etwas sagen, als ich sanft nach hinten geschoben wurde. Wir hatten die Umstehenden hinter uns gelassen und waren auf der Tanzfläche. Seine warme Hand glitt von meinem Arm zu meiner Taille, dann zog er mich an sich und wirbelte mich herum.
Mein Körper wurde steif. Als ich zurückwich, gab die Hand auf meinem Rücken ein wenig nach, doch er ließ mich nicht los. »Ich bin keine besonders gute Tänzerin«, murmelte ich verlegen. Ich wusste gar nicht, wie man tanzte. Ich fühlte mich hier völlig fehl am Platz. Hier, bei diesen Leuten. »Ich sollte…«
»Nur ein Tanz. Bitte.« Er machte größere Schritte und passte sich den anderen Paaren auf der Tanzfläche an. Wir drehten uns alle in die gleiche Richtung, in einem schnellen, atemlosen Oval. Mein Rücken wurde nass vor Schweiß. Meine Augen suchten in der Menge nach einem Punkt, an dem sie sich ausruhen konnten, und… »Entspann dich, ma chère. Lass mich einfach führen.« Mein Verstand versuchte zu folgen, als er mich mit sich riss und im Takt der Musik herumwirbelte. »Atme. Atmen hilft immer«, sagte er mit einem Lachen in der Stimme.
Sofort stieß ich die Luft aus meinen Lungen aus; mir war gar nicht bewusst gewesen, dass ich die ganze Zeit den Atem angehalten hatte. Meine Finger klammerten sich an seine Schulter, als meine Füße anfingen, die einfachen Schritte zu übernehmen. Wir wirbelten an einer Treppe vorbei und mein Blick wanderte nach oben, bis mir die Maske die Sicht versperrte und ich meine Aufmerksamkeit wieder meinem Partner zuwenden musste. Ich wollte von hier weg, doch irgendetwas in mir wollte auch bleiben.
Augen, Wangen und Nase meines Tanzpartners wurden von einer schlichten goldenen Maske verdeckt, doch ich konnte erkennen, dass er groß und jung war. Ein leichtes Lächeln lag um seinen Mund und seine Augen funkelten wie zwei Smaragde, die ins Licht gehalten wurden. Seine hellbraunen, gewellten Haare waren von der Sonne gebleicht und so lang, dass sie sich an seinen Ohren und am Kragen seines weißen Hemds ringelten. Ein leichter Duft nach Rasierwasser ließ mich tief einatmen. Schön.
Die Maske half mir dabei, mich für diesen einen Tanz zu entspannen, einfach jemand anders zu sein, ein junges Mädchen, das sich gern amüsierte, mit einem Mann tanzte, flirtete und das Gefühl hatte, etwas Besonderes zu sein.
Ich wirbelte immerzu im Kreis herum und verlor jedes Gefühl für Zeit.
Danach tanzte ich noch mit vielen anderen und mir schien, als wäre jeder neue Partner, der mich in seinen Armen hielt, noch geheimnisvoller und attraktiver als sein Vorgänger. Die Musik hüllte mich ein. Ich berauschte mich an ihr und an der Schönheit, dem Lachen und der Wärme in meinem Körper.
Plötzlich ließ mich mein Tanzpartner los, doch ich lachte und drehte mich einfach weiter, bis mich jemand um die Taille fasste. Ich hatte so viel Schwung, dass ich unsanft gegen seine
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