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Dein goettliches Herz entflammt

Dein goettliches Herz entflammt

Titel: Dein goettliches Herz entflammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Keaton
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sah, dass ich Mühe hatte, den Reißverschluss des Ballkleids hochzuziehen, kam sie mir zu Hilfe. Es lag eng an und drückte meine Brüste nach oben, sodass ich plötzlich einen richtigen Busen hatte. Mit nackten Schultern fühlte ich mich ein wenig verwundbar, aber damit würde ich schon fertig werden. Der Saum des Kleides reichte bis knapp auf die Spitzen meiner schwarzen Stiefel, daher behielt ich sie an und zog die Maske über mein Gesicht.
    Das Gefühl, mich hinter etwas zu verstecken, gefiel mir auf Anhieb. Niemand wusste, wer ich war oder was mit mir nicht stimmte. Doch meine Haare würden mich verraten, daher drehte ich sie zu einem festen Knoten im Nacken zusammen. Violet gab mir ein Paar Chandelier-Ohrclips mit schwarzem Strass und falschen Diamanten. Mein Hals blieb, wie er war; die Ohrringe und die Maske genügten als Schmuck.
    Ich suchte mir einen Ledergürtel und schnallte damit das τέρας -Schwert an die Außenseite meines Oberschenkels. Es würde gegen mein Bein schlagen, doch der Rock war weit und fließend, sodass ich genügend Bewegungsfreiheit hatte.
    »Perfekt.«
    Als wir die Treppe hinunterhasteten, fühlte ich mich plötzlich wie in einem Traum. Ein Traum, in dem ich die Treppe eines alten Herrenhauses hinabschwebte, ein Traum, in dem ich die Ballkönigin war und die Nacht mir gehörte.
    Die kühle Luft draußen steigerte meine freudige Erregung nur noch, als wir in einem Wirbel aus Farben und Geräuschen auf die menschenleere Straße stürmten. Das Rascheln unserer Röcke. Violets aufgeregtes Kichern. Alle Geräusche wurden durch ein Echo um uns herumgewirbelt.
    Ich weiß, ich hätte den fließenden Stoff um meine Beine nicht so sehr genießen sollen oder die atemlose Aufregung, ausgelöst davon, eine gespenstisch wirkende dunkle Straße mit alten, verfallenden Herrenhäusern hinunterzulaufen. Der Blick durch die Maske machte mich zu einem anderen Menschen, zu einer selbstsicheren Version von mir selbst. Es machte mich schön, geheimnisvoll und mächtig, als wäre ich ein Teil dieser Nacht und der Magie, die hier wie an keinem anderen Ort der Welt zu spüren war. Als wäre die Stadt ein Teil von mir.
    Ich war außer Atem, als wir die St. Charles Avenue erreichten und gerade noch eine Straßenbahn erwischten, die voller kostümierter Touristen war. Unsere Fahrkarten bezahlte Violet; ich hatte an nichts gedacht als an mein Kostüm und die Rettung meiner Freunde. Wenigstens hatte sich eine von uns vorbereitet.
    Auf der Fahrt redeten und lachten die Fahrgäste laut durcheinander. Im French Quarter stiegen wir aus und drängten uns an einer Menschenmasse mit und ohne Kostüm vorbei, die zu einem der Nachtumzüge in der Royal Street wollte. Musik wehte durch das Quarter und mischte sich mit der ausgelassenen Stimmung und der Musik aus den Klubs und Bars.
    Das Haus der Arnauds stand an der Ecke, an der sich die Dauphine Street und die Orleans Street kreuzten. Es umfasste drei Etagen, von denen zwei umlaufende Balkone und gusseiserne Ziergitter als Geländer hatten. Von den filigranen Deckenleisten hingen in Töpfen Farne herab und die hohen Fenster waren hell erleuchtet. Hin und wieder huschten Schatten vorbei und wir hörten klassische Musik.
    Violet und ich blieben auf dem Gehweg gegenüber stehen und sahen zu, wie eine Gruppe maskierter Männer und Frauen das Haus betrat. An der Tür waren zwei Butler in Livree postiert. Meine Hand umklammerte die zerknitterte Einladung. Wir waren etwas früher gekommen als angegeben und wir trugen Kostüme. Allem Anschein nach waren das unsere beiden einzigen Vorteile. Die echte Herausforderung wartete da drinnen auf uns.
    »Kann es losgehen?«
    Violet schob ihre kleine Hand in meine und drückte sie. Sie hob den Kopf und selbst durch die Löcher der Maske hindurch konnte ich sehen, dass ihre großen Augen glänzten. »Unbedingt.«

Dreizehn
    Im Erdgeschoss des Hauses wimmelte es von kostümierten Gästen, die durch die verschiedenen Räume gingen und mich mit ihren farbenprächtigen, funkelnden Abendroben ablenkten. Durch die offenen Fenster strömte eine leichte Brise herein und wehte Gesprächsfetzen und Gelächter zu mir, die sich mit der gedämpften Musik des Streichquartetts im Ballsaal oben mischten. Ich folgte der Musik und ging in den ersten Stock. Der Ball war atemberaubend und schien irgendwie unwirklich, als wäre ich in einem anderen Land und hätte die Zeit um Hunderte von Jahren zurückgedreht.
    Ich drängte mich durch die Scharen von Gästen

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