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Dein goettliches Herz entflammt

Dein goettliches Herz entflammt

Titel: Dein goettliches Herz entflammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Keaton
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Verdammt. Sebastian räusperte sich leise. Ich hob den Kopf und rutschte ein Stück von ihm weg, als er sich halb aufsetzte. Während ich gähnte und die Arme streckte, wich ich seinem Blick aus. Es war mir ein bisschen peinlich, dass ich mich im Schlaf an ihn gekuschelt hatte.
    Das Knarren über uns bedeutete, dass Henri schon aufgestanden war.
    Sebastian hob den Arm mit seiner Uhr und hielt sie sich vor das Gesicht, weil seine Augen noch nicht ganz wach waren. Mit seinen zerzausten Haaren sah er richtig süß aus. Ich lächelte.
    »Scheiße. Wir müssen gehen«, murmelte er. Dann schob er den Rock meines Ballkleids von seinen Beinen, nahm die Füße vom Tisch und beugte sich vor. Als er die Ellbogen auf die Knie stützte, fielen ihm seine schwarzen Haare ins Gesicht.
    Ich hörte Schritte auf der Treppe, zu viele, um nur von einer Person zu stammen. Henri kam ins Wohnzimmer, Dub, Crank und Violet im Schlepptau. »Ich habe ihnen schon gesagt, dass sie nicht mitkommen können.«
    Dub schnaubte empört. »Ich weiß nicht, was du geraucht hast, Henri, oder in welcher Welt du lebst, aber uns sagt niemand, was wir tun sollen.«
    Violet und Crank nickten zustimmend. Violet hatte sich Pascal unter den Arm geklemmt und trug jetzt wieder ihr übliches schwarzes Kleid, dazu eine Mardi-Gras-Maske, die sie sich auf den Kopf geschoben hatte.
    Ich stand auf und rückte mein Kleid zurecht. »Ich muss mich umziehen.«
    Das sollten sie unter sich ausmachen. Ich ging nach oben und zog die Sachen an, die Michel für mich herausgelegt hatte, als ich im Quarter gewesen war. Dann steckte ich das Schwert in meinen Rucksack.
    Sebastian zog gerade den Reißverschluss an seinem Rucksack zu, als ich die Treppe herunterkam. Die anderen standen mit entschlossenen Gesichtern an der Haustür. »Dann gehen wir also alle?«, fragte ich.
    »Ich kann sie nicht daran hindern.« Sebastian schwang sich seinen Rucksack über die Schulter. »Falls jemand verletzt wird – das Charity Hospital ist ganz in der Nähe.«
    Während die anderen das Haus verließen und die Coliseum Street hinuntergingen, blieb ich stehen. In der nebelverhangenen Dunkelheit vor Anbruch der Dämmerung war 1331 First Street ein beeindruckender Anblick. Vor mir ragte der riesige schwarze Schatten eines Gebäudes auf. Ein gespenstischer, stummer Riese, der über die verwüsteten Straßen wachte. Ich nickte ihm ehrfürchtig zu.
    Hier fühlte ich mich zu Hause.
    Ich würde Bruce und Casey immer dankbar sein für das, was sie für mich getan hatten, doch Memphis war nicht meine Heimat. Ich wollte hierbleiben, ich wollte im GD leben, mehr als alles andere auf der Welt. Aber zu meinen Bedingungen, nicht zu denen der Novem.
    Ob mein Traum jemals wahr werden würde, musste sich erst noch zeigen. Zuerst musste ich noch eine Kleinigkeit erledigen und mir die Novem und die griechische Göttin vom Hals schaffen.
    »Ari!«, rief Dub.
    Ich riss mich von dem Haus los und rannte die Straße hinunter. Als ich die anderen eingeholt hatte, fragte ich Sebastian: »Was hast du vorhin gemeint, als du gesagt hast, falls jemand verletzt wird?«
    »Ein Teil des Friedhofs wurde während der Stürme überflutet und ist ein Stück gesunken. Bis jetzt wurde er noch nicht wieder trockengelegt.«
    Henry lachte. »Lafayette-Sumpffriedhof trifft es wohl eher. Die Stadt der Toten. Das Land der Schlangen und anderen Ungeziefers.«
    Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken. Ich schüttelte mich. Na großartig.
    »Wie ich schon sagte – wenn jemand gebissen wird, das Krankenhaus ist nicht weit weg.«
    In welchem Teil des Friedhofs lagen wohl die Knochen von Alice Cromley?
    Ich fragte erst gar nicht. Eigentlich wollte ich es auch nicht wissen. Schnell rein, schnell wieder raus. Darauf musste ich mich konzentrieren. Dem Aussehen unserer Gruppe nach zu urteilen, würde es uns vielleicht gelingen, das »Ungeziefer« in die Flucht zu schlagen, bevor es uns zu nahe kam.
    Eine kleine Hand auf meinem Arm ließ mich nach unten sehen. Violet ging neben mir und Pascals Kopf wippte bei jedem ihrer kleinen Schritte auf und ab. »Hoffentlich ist das Grab in dem sumpfigen Teil«, murmelte sie mit einem sehnsüchtigen Ausdruck im Gesicht.
    Okay. Vielleicht solltest du darauf achten, dass Violet direkt neben dir bleibt. Falls es dort tatsächlich Schlangen gab, konnten sie und Pascal sich darum kümmern. Eigentlich war das gar keine schlechte Idee. Genau. Ab jetzt blieb Violet direkt neben mir.
    Lafayette Cemetery No. 1 lag

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