Dein goettliches Herz entflammt
es machte satt. Das Pokerspiel ging weiter. Es dauerte nicht lange, bis Crank den Topf gewonnen hatte. Sie platzte fast vor Stolz.
Nachdem Sebastian mir die Wahrheit gesagt hatte – dass Crank gar nicht seine Schwester war –, beobachtete ich sie jetzt etwas genauer. Es tat mir leid, was sie durchgemacht hatte. Die Arme.
Ich hatte gedacht, eine Menge über New 2 zu wissen, doch nach ein paar Tagen hier wurde mir klar, dass ich keine Ahnung davon hatte, wie es in dieser Stadt wirklich war. Abgesehen von den ganzen übernatürlichen Phänomenen war mir nie in den Sinn gekommen, dass es hier Kinder und Jugendliche gab, die allein überleben mussten, die in aufgegebenen Häusern wohnten und sich irgendwie durchschlugen.
Was ihnen erstaunlich gut gelang. Ich war stolz darauf, bei ihnen zu sein.
Einer nach dem anderen ging nach oben, um sich schlafen zu legen, bis schließlich nur noch Sebastian, Henri und ich im Wohnzimmer waren.
Henri saß auf einem Stuhl gegenüber der Couch und lehnte sich zurück. »Erzählt mir jetzt mal endlich einer von euch, was heute Abend wirklich passiert ist?«
Die kleine Lampe auf dem Beistelltisch flackerte und ließ die langen Schatten an der Wand zittern. Das Licht brachte Henris Augen zum Leuchten – ein übernatürliches Glühen, das mich an den wachsamen Blick eines Raubtiers erinnerte.
Nachdem ich genickt hatte, erzählte Sebastian ihm alles, was auf dem Ball geschehen war. Meinen Tanz mit Gabriel und unser Gespräch im Gästehaus ließ er aus.
»Dann hat also Athene die Hurrikans verursacht.« Henri schüttelte den Kopf.
»Wer weiß? Vielleicht hat Sie sie nur verstärkt oder den letzten entstehen lassen. Aber« – Sebastian sah mich an – »das erklärt immer noch nicht, was deine Mutter damit zu tun hatte.«
»Ich glaube, Athene wollte meine Mutter haben, so sehr, wie Sie jetzt mich haben will.«
»Und Sie will dich lebend haben. Sonst hätte Sie dich auf dem Ball getötet.«
»Und du hast keine Ahnung, warum sich eine Göttin des Krieges und die Novem um dich streiten?«, fragte Henri. Ich zuckte mit den Schultern. »Und jetzt? Sie wird zurückkommen. Sie wird hierher kommen. Wenn Sie merkt, dass du nicht bei den Novem bist, kommt Sie hierher.«
Und dann riskierten alle ihr Leben. Henri brauchte es gar nicht auszusprechen. Ich wusste, dass meine Anwesenheit eine Gefahr für sie war.
Ein dicker Kloß saß mir im Hals. »Ich werde die Stadt verlassen.«
Sebastian runzelte die Stirn. »Außerhalb des Walls hat Athene ihre volle Macht. Wenn du gehst, wird Sie das sofort wissen. Du hättest keine Chance. Hier haben die Novem überall ihre Wachen. Das reicht zwar nicht, um Athene fernzuhalten, aber die Macht der Novem schwächt die Macht der Göttin.«
»Vielen Dank dafür, dass du mir so viel zutraust.«
»Sie hat Angst vor dir.« Er ignorierte meinen Sarkasmus. »Das spüre ich. Es liegt an dem Fluch… was auch immer Sie deiner Familie angetan hat, es kann ihr schaden.«
Ich dachte an Athenes Handgelenk, daran, wie ihre Haut durch meine Berührung hart geworden war.
Henri stand auf, streckte die Arme über den Kopf und gähnte. »Das nützt uns herzlich wenig. Wir wissen ja nicht einmal, was für ein Fluch das ist.«
Ich starrte Henri an. Das Ticken der Standuhr wurde immer lauter in der Stille. »Es gibt eine Möglichkeit, das herauszufinden«, sagte ich, während mein Blick von Henri zu Sebastian ging.
»Alice Cromley«, ergänzte Sebastian prompt.
Henri erstarrte und riss die Augen auf. »Auf keinen Fall! Bei dieser gruseligen Sache werde ich dir nicht helfen, Bastian. Nicht noch einmal.«
»Du weißt, wo sie ist?« Ich richtete mich auf und sah Sebastian an. »Das hat Jean Salomon also gemeint. Du hast ihre Knochen schon mal benutzt.«
»Das ist Jahre her«, gestand er leise. »Wir haben sie im Lafayette Cemetery gefunden.«
»Du wolltest herausfinden, ob…«
»Das ist jetzt nicht wichtig«, unterbrach mich Sebastian, der sich immer mehr für die Sache begeisterte. »Wir wissen, wo sie ist, und ich weiß, wie man das Ritual durchführt. Ari findet die Wahrheit heraus und dann haben wir vielleicht eine Chance.«
Gegen eine Kriegsgöttin? Um ein Haar hätte ich laut losgelacht.
»Wir gehen vor der Morgendämmerung los.« Der Blick, mit dem er Henri ansah, ließ keinen Widerspruch zu.
Für einen Moment dachte ich, der große Rothaarige würde protestieren. Doch dann nickte er und verließ den Raum, während er vor sich hin murmelte, er wolle noch
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