Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)
reicht, wenn ich sage, dass Athene mich und alle anderen in der Hand hat.«
»Und mein Vater? Hast du ihn gesehen?«
Sie warf mir einen sonderbaren Blick zu.
Mir wurde bang ums Herz. »Er ist doch nicht –«
»Nein, nein«, erwiderte sie schnell. »Er lebt und ist dabei, wieder zu heilen. Athene hat ihn nicht noch mal in das Becken geworfen.« Ihre Stimme klang irgendwie verlegen, wurde dann aber betont lässig. »Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, mit deiner merkwürdigen kleinen Freundin und deinem Freund zu spielen.« Menai legte den Kopf schief und kniff die Augen zusammen. »Er gibt einen sexy Vampir ab. Mir ist klar, warum du auf ihn stehst.«
Ich starrte sie wütend an; einige spontane Küsse und ein bisschen Händchenhalten machten aus Sebastian noch lange nicht meinen Freund. Im Grunde genommen war es nicht einmal eine Beziehung, schließlich waren wir ja nicht weit gekommen …
»Mein Vater.« Ich wollte sie wieder zu unserem eigentlich Thema zurückbringen, zu dem, was sie nicht sagte.
Ich wusch mich weiter, während Menai schon wieder genervt aussah. Sie sah sich im Raum um und wartete, bis alle Dienerinnen außer Hörweite waren. »Du erinnerst dich wirklich nicht?«
»An was?«
Sie verzog das Gesicht und sah mich mit einem Ausdruck an, der nur bedeuten konnte, dass ich schon längst selbst hätte draufkommen müssen.
Meine Bewegungen wurden langsamer, dann hielt ich inne. »Das war er. In der Zelle. Mein Vater.« Er war zu mir gekommen. Mein Vater. Er hatte mit mir geredet. Freundliche Worte, was immer sie auch bedeutet hatten. Tröstende Worte. Plötzlich war ein dicker Kloß in meiner Kehle. »Wie ist das möglich?«
»Wenn man lange genug hier ist und die Wächter besticht, ist einiges möglich. Wir haben unser eigenes System in Athenes Gefängnis …«
»Er hat mich geheilt, oder?« Wow. »So was kann er?«
»Ähm, ja. Er hat dir das wenige gegeben, das er hatte.« Sie sah mich berechnend an. »Theron ist ein Jäger. Er kann eine Menge interessanter –«
Die Dienerin kehrte mit einem schweren Korb in den Händen zurück und bedeutete mir, aus dem Wasser zu kommen. Ich stieg aus dem Becken, trocknete mich ab und nahm der Dienerin die Kleidung ab, die sie mir hinhielt, während meine Gedanken bei meinem Vater waren.
Ein heftiges Ziehen an meinen Rippen brachte mich wieder in die Gegenwart zurück. Eine Art Bustier oder Brustharnisch wurde wie ein Korsett in meinem Rücken geschnürt. Dann zwängte ich mich in eine schwarze Lederhose, die an einigen Stellen breite Risse hatte, ob absichtlich oder von einem Kampf, konnte ich nicht sagen. Dazu sollte ich schwarze Schnürstiefel tragen, die knapp unter dem Knie endeten, aber zum Glück keine hohen Absätze hatten. Wenigstens würde ich damit rennen und kämpfen können.
Die Dienerin legte mir ein schwarzes Halsband um und fing dann an, meine Haare zu bürsten. Nachdem ich viele Tage in der Zelle auf dem Boden gelegen hatte, waren sie so schmutzig geworden, dass ich schon fast vergessen hatte, wie hell sie eigentlich waren.
Ich wusste, dass Athene mich kämpfen lassen würde, und alles, was ich mir vorstellen konnte, war eine Art Gladiatorenkampf. Ich malte mir aus, welche Art von Gegnern ich haben würde und mit welcher Waffe ich sie schlagen würde – falls ich überhaupt eine Waffe bekam.
Mein Magen knurrte. Während meine Haare gebürstet wurden, durfte ich Brot, Obst und ein Stück Käse essen. Mein Vater hatte ein Wunder mit meinem Körper vollbracht; ich war hungrig und fühlte mich schon viel stärker, fast wieder normal.
Nach der langen Gefangenschaft, in der ich nichts tun konnte und hatte zusehen müssen, wie Athene diejenigen folterte, die mir etwas bedeuteten … war jetzt meine Zeit gekommen. Ich würde mit allem fertig werden, was sie für mich geplant hatte. Wenn Sie eine Show wollte, würde ich ihr verdammt noch mal eine liefern.
Eine der Dienerinnen stand mit einem Schwamm in der Hand vor mir und wischte damit an dem kleinen Halbmond-Tattoo an meinem Jochbein herum. Ich wich zurück. »Das geht nicht ab.«
Sie versuchte es noch einmal, bis ich ihr auf die Finger schlug. Dann sagte sie etwas auf Griechisch und sah mich beleidigt an. Ich warf Menai, die immer noch mit ihren Fingernägeln beschäftigt war, einen verärgerten Blick zu. »Würdest du ihr bitte sagen, dass das nicht abgeht?«
Menai sah mich genauso genervt an wie ich sie. Sie sagte ein paar Worte, die Dienerin senkte den Kopf und half dann dabei,
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