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Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)

Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)

Titel: Dein göttliches Herz versteinert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Keaton
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dagegen, dass Kummer und Verzweiflung mich auffraßen.
    Ich hatte keine Ahnung, wie viele Tage ich dort blieb. Ich hatte kein Wasser, kein Essen, ich lag einfach nur da, auf dem Boden, während irgendwo über mir Athene mit Violet und Sebastian spielte.
    Ich wollte nicht darüber nachdenken, wollte mir nicht vorstellen, wie sie zusammen waren, doch sie schlichen sich trotzdem in meine Träume – sie aßen zusammen, gingen im Garten spazieren, lachten …
    Ich hatte ihm das Leben gerettet. Ich hatte ihm mein Blut gegeben. Und er hatte mich im Stich gelassen. Vermutlich hasste er mich sogar.
    Und Athene hatte mich wahrscheinlich schon abgeschrieben. Sie ließ mich in der Zelle, damit ich hier starb. Ich war nicht unsterblich. Vielleicht hatte Sie das vergessen, vielleicht wollte sie mich gar nicht mehr brechen. Ich musste lächeln, als ich das dachte. Sie hatte mich schon längst gebrochen.
    Ari, du bist ja so dumm.
    Ich träumte eine Menge verrückter Dinge. Meine Mutter und mein Vater lebten mit mir zusammen in New Orleans. Die Aale schlängelten sich umeinander, schnappten mit ihren Doppelkiefern zu. Lafayette Cemetery wurde immer größer, bis New 2 nur noch aus dem Friedhof bestand. Bilder von Mardi Gras, glitzernden Abendkleidern, Blaskapellen und Umzügen. Der unheimliche Steingarten.
    Wenn ich zwischendurch einmal wach wurde, hatte ich Halluzinationen. Ich bildete mir alles Mögliche ein – Sebastian in meiner Zelle, Violet, die mit ihrer Mardi-Gras-Maske im Gesicht in ihrem violetten Kleid durch die Luft tanzte und Pascal auf dem Arm trug, ein Alligatormann in einem Smoking. Milchweiße Schlangen krochen über den Boden meiner Zelle und bissen mich in Gesicht und Hals. Ihre winzigen Nasen drängten sich in meine Ohren und in meine Nase, sie versuchten, in meinen Mund zu gelangen.
    Ich würde sterben. In jenen kurzen Momenten, in denen ich klar denken konnte, wusste ich es.
    Ich sah, wie Menai, die Bogenschützin, in meine Zelle kam. Ihr makelloses Gesicht starrte ungeduldig auf mich herab. Am liebsten hätte ich sie in eine fette Putte verwandelt, die so schlecht zielen konnte, dass es ein Wunder wäre, wenn sie das Hinterteil eines Elefanten mit seinem Pfeil treffen würde.
    Diese Vorstellung fand ich so lustig, dass ich lauthals zu lachen begann.
    Ja. Das war ich. Ari, die Verrückte. Auf meinem Grabstein würde vielleicht stehen: HIER RUHT DIE GORGO, DIE IHREN VERSTAND VERLOR, IN EINEM REICH, DAS ES GAR NICHT GEBEN DÜRFTE.
    »Worüber zum Teufel freut sie sich denn so?«, hörte ich Menais genervte Stimme von irgendwoher.
    »Ich kann dir versichern, dass es keine Freude ist«, antwortete die Stimme eines Mannes.
    Eine Gestalt in einem weiten Umhang kniete sich neben mich und legte ihre raue Hand auf meine Stirn. Der Mann sprach leise, drängend. Griechisch. Er hatte eine schöne Stimme.
    Tod. Der Tod war gekommen und wollte mich holen. Ich lachte wieder. Das war ja mal wieder typisch.
    »Mein Kind«, flüsterte der dunkle Engel mitleidig. »Menai, heb sie auf.«
    Menai zerrte mich hoch und warf mich über ihre Schulter. Blut floss mir in den Kopf. Vielleicht ist das ja doch keine Halluzination, dachte ich, bevor ich bewusstlos wurde.

Zweiundzwanzig
    S chatten huschten über die Wand aus Marmor. Mit halb geöffneten Augen verfolgte ich sie zu ihrem Ursprung zurück und stellte fest, dass es Feuer waren, die in Schalen um einen gefliesten Boden herum brannten.
    Mir wurde erst klar, dass ich nackt auf dem Boden lag, als mich ein Schwall Wasser im Gesicht und auf der Brust traf.
    Ich musste husten und setzte mich prustend auf. Ein heftiges Stechen schoss durch meine Lunge, als das Wasser in die falsche Röhre geriet. Ich riss die Augen auf und keuchte, während ich herauszufinden versuchte, wo ich war und was mit mir geschah.
    Menai stand über mir, einen Eimer in der Hand. Eine Dienerin reichte ihr gerade noch einen. Bevor ich reagieren konnte, schüttete sie wieder Wasser über mich. Es traf mich mitten im Gesicht.
    Ich schrie auf und musste wieder husten.
    Nachdem ich mich wieder – ein bisschen – erholt hatte, begann ich trotz meiner stechenden Kopfschmerzen, meine aktuelle Situation einzuschätzen. Es war keine Halluzination gewesen. Menai und der Engel in dem schwarzen Umhang waren in meiner Zelle gewesen und hatten mich in eine Art Badekammer gebracht. Aus einem rechteckigen, von Säulen umgebenen Wasserbecken in der Nähe stieg Dampf auf.
    Ich fuhr mir mit der Hand über das Gesicht und starrte

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