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Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)

Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)

Titel: Dein göttliches Herz versteinert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Keaton
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sich so schwer wie eine Bowlingkugel an.
    Ein leichter Wind wehte durch den Garten und trug weiße Blüten von den Bäumen zu mir. Sie wirbelten um mich herum, fielen auf meine Knie und Hände, schwebten auf dem Wasser des Brunnens. Ich starrte die Blütenblätter auf meiner Hand an. So sauber und hübsch und duftend.
    Im Gegensatz zu mir. Im Gegensatz zu der Zelle. Im Gegensatz zum gestrigen Abend – oder wie lange das auch immer her war –, der so brutal und intensiv gewesen war. Der Abend, der Sebastians Leben verändert hatte.
    Ich hatte ihm mein Blut angeboten, obwohl ich gewusst hatte, dass er lieber sterben wollte, als für den Rest seines Lebens ein Bluttrinker zu sein. Und jetzt wusste ich nicht, was ich davon halten sollte. Ich hatte es getan, weil ich nicht wollte, dass er starb, weil ich nicht zulassen konnte, dass er sein Leben wegwarf. Ich hatte es getan, weil er am Verhungern war und nicht mehr richtig denken konnte.
    Ich hatte ihm die Entscheidung abgenommen.
    Ich hatte gedacht, es sei die richtige Entscheidung. Ich hatte gedacht, ich würde ihm damit das Leben retten. Doch jetzt war ich mir nicht mehr sicher.
    Ich will es nicht, hatte er gesagt. Lieber sterbe ich.
    Verdammt. Ich legte den Kopf in meine Hände. Was hatte er denn erwartet? Ich hatte das Einzige getan, was ich tun konnte. Und ich musste zu dieser Entscheidung stehen. Wenn es sein musste, würde ich mich wieder so entscheiden.
    Ich holte tief Luft und sah wieder zum Pavillon hinüber. Ich konnte die Musik und die Stimmen nicht länger ignorieren oder mir noch länger einreden, dass das alles nicht wahr war.
    Die Szene hatte sich kein bisschen verändert. Meine Gefühle purzelten durcheinander wie Dominosteine.
    Sebastian war ein echter Arnaud. Wie seine Mutter. Wie Josephine.
    Warum war er dort im Pavillon? Warum saß er mit Athene und ihrer Vampirfreundin zusammen und spielte träge Melodien auf einer zwölfsaitigen Gitarre?
    Er hatte die ganze Zeit, in der ich ihn beobachtet hatte, kein einziges Mal gelächelt oder laut gelacht, doch das war mir egal. Ich wollte seine Musik und das Gekicher der Frauen nicht mehr hören. Als ich meinen Blick abwenden wollte, blieb er an Athene hängen. Sie lächelte mich an.
    Die Arroganz und der Triumph in ihrem Blick trafen mich direkt in meine Seele. Sie machte eine kleine Bewegung mit ihren Fingern und zog Sebastians Aufmerksamkeit auf sich. Langsam drehte er seinen Kopf in meine Richtung. Mir stockte der Atem. Sein Blick glitt einfach durch mich hindurch. Als würde es mich gar nicht geben. Keine Reaktion … nichts.
    Dann spielte er weiter auf der Gitarre.
    Ein lauter Seufzer kam mir über Lippen und endete in einem schmerzhaften Schluchzen. Ich stand auf und wich vier Schritte zurück, dann gaben meine Beine unter mir nach. Der Scheißkerl hatte mich fast leer gesaugt und jetzt tat er so, als wäre ich Luft.
    Ich rollte mich auf den Rücken und legte den Arm über meine Stirn. Plötzlich sah ich Athene vor mir. Sie stand an meinen Füßen und starrte zufrieden auf mich herunter. »Er gehört jetzt mir«, schnurrte Sie geradezu.
    Ich begann zu lachen. »Werd erwachsen, Athene. Oder besorg dir einen Therapeuten. Vielleicht gibt es ja auch irgendwo eine Selbsthilfegruppe für durchgeknallte Miststücke, bei der du mitmachen kannst.«
    Sie kniete sich hin und stützte sich mit den Händen auf den Oberschenkeln ab. »Ich liebe es, wenn du mir drohst, Aristanae. Vielleicht bist du irgendwann einmal in der Lage, mich zu töten. Aber ich kann dich jetzt schon töten, und glaub mir, ich kann es besser. Bis du eine echte Gefahr für mich bist, habe ich dich vielleicht schon gebrochen.« Sie zuckte mit den Schultern und spielte mit einem Grashalm. »Oder du bist tot. Wir werden sehen. Bis dahin werde ich mir jeden nehmen, den du liebst, jeden, an dem dir etwas liegt, und ich werde dafür sorgen, dass sie auf meiner Seite stehen. Nicht, weil sie mir wichtig wären, sondern weil sie dir wichtig sind.«
    Sie schlenderte davon. Ich ließ meinen Kopf zur Seite fallen und sah zu, wie ihre Füße und der Saum ihres Gewands über das Gras schwebten und die Grashalme sich hinter ihr wieder aufrichteten.
    Ich lachte wieder. Als aus meinem Lachen ein Schluchzen wurde, drückte ich die Handballen auf meine Augen.
    Irgendwann kamen die Wächter und brachten mich wieder in die Hitze, den Dreck und den widerlichen Gestank meiner Zelle zurück. Egal. Ich lag auf dem nackten Boden und blieb einfach dort, wehrte mich nicht

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