Dein - Grünberg, L: Dein
SMS eingegangen und aufgezeichnet worden waren. Es juckte sie regelrecht in den Fingern, diese zu prüfen, aber zuerst musste sie mit Nadine reden, das war noch viel wichtiger.
Ein schnelles Scrollen durchs Telefonbuch, dann wartete sie gespannt auf die unverwechselbare Stimme ihrer Freundin.
Verdammt!
Nichts, Nadines Anrufbeantworter verkündete ihre Abwesenheit und forderte dazu auf, eine Nachricht zu hinterlassen. Sophie legte auf. Es hatte keinen Sinn, etwas auf Band zu sprechen, wenn sie nicht wusste, wann sie wieder Gelegenheit erhielt, einen Anruf entgegen zu nehmen. Sie musste ersatzweise jemand anderen anrufen, nur wen?
Sophie lief nervös im Zimmer auf und ab, schnippte mit den Fingern der anderen Hand in der Luft, horchte an der Tür. Ihr Herz klopfte vor Nervosität bis zum Hals hinauf. Leo durfte sie auf keinen Fall erwischen.
Alles war ruhig. Keine Schritte auf dem Flur.
Plötzlich klingelte ihr Handy und Sophie zuckte erschrocken zusammen. Es war ihr noch nie aufgefallen, dass der Klingelton so laut und penetrant war.
»Hallo?«
»Na endlich! Wo steckst du denn, wie geht’s dir? Hört man auch mal was von dir. Ich hab dich schon ein paar Mal angesimst.« Es tat so gut, Nadines Stimme zu hören.
»Es geht mir gut, aber ich kann nicht lange sprechen«, flüsterte Sophie, den Mund dicht an die Sprechmuschel gepresst. »Mein Herr hat mir das Telefonieren verboten.«
»Was? Ich kann dich kaum verstehen, du sprichst so leise.«
Sophie zögerte. Sollte sie ihrer Freundin wirklich alles erzählen? Dass Leo vielleicht gar nicht der Super-Dom war, für den ihn alle hielten. Nein, das würde vorerst ihr Geheimnis bleiben. Neidisch sollten alle auf sie sein und glauben, sie hätte das große Los gezogen. Noch wusste sie zu wenig, um das zu beurteilen.
»Oh Nadine, er ist sehr streng mit mir. Ein wirklicher Herr. Und soooo aufregend«, flunkerte sie.
»Wow, dann hast du ja endlich gefunden, was du gesucht hast.«
»Ja, zum Glück. Er ist die lebende Dominanz.«
»Du, das freut mich für dich. Erzähl, wie sieht er aus?«
»Gut, sehr gut. Groß, durchtrainiert …« War da ein Geräusch auf dem Flur? Sophies Nackenhaare stellten sich auf. »Ich – ich muss wieder Schluss machen.«
»Schon?«, Nadine klang enttäuscht. »Warte, du hast mir doch noch gar nichts erzählt!«
»Ein andermal«, keuchte Sophie nervös. »Ich wollte mich nur mal melden. Sag Laurin einen schönen Gruß und dass es mir gut geht, okay?« Sie legte schnell auf, bevor Nadine etwas antworten konnte.
Dann lehnte sie sich mit dem Rücken an die Innenseite der Zimmertür, horchte, aber da war nichts. Ihr Herz schlug bis zum Hals hinauf und sie bemühte sich, langsamer zu atmen, um sich zu beruhigen, denn vor lauter Nervosität schnaufte sie wie ein Walross. Schnell weg mit dem Telefon, bevor Leo plötzlich auf der Matte stand.
Dieses Verbot war wirklich gemein. Fast bereute sie es, so schnell aufgelegt zu haben. Bestimmt litt sie an Paranoia wegen Leo.
Andererseits, was hätte sie noch erzählen können. Dass Leo sie zu einem Keuschheitsgürtel verdammt hatte? Du lieber Himmel, niemals. Dass sie putzen, kochen, bügeln musste? Nadine würde ihr im besten Fall raten, sofort ihre Sachen zu packen, im schlimmsten Fall hämisch lachen, dass es Sophie recht geschah, einen solchen Reinfall zu erleben.
Sophie legte sich hin, kuschelte sich wieder unter ihre Bettdecke und löschte das Licht. Es musste etwas Wahres an den Gerüchten um Leo sein. Es musste einfach. Sie brauchte so dringend ein erotisches aufregendes Abenteuer. Sonst wäre alles umsonst. Ihre Finger tasteten nach dem goldenen Halsband. Jeden Morgen erinnerte sie es mit einem Blick in den Spiegel daran, wem sie gehörte. Nach wie vor fand sie es wunderschön. Es war etwas Besonderes. Normalerweise bekam man solche kostbaren Geschenke, wenn man sich schon länger kannte. Sophie seufzte.
Sie wollte nicht weinen, aber ihre Enttäuschung über den bisherigen Verlauf ihres Abenteuers war zu groß, um die Tränen aufzuhalten. Sie drehte sich auf den Bauch und schluchzte hemmungslos in ihr Kissen, das dabei nasser und nasser wurde. Was sollte sie nur tun? Sie hielt das nicht aus, sie konnte so nicht leben. Im Augenblick war es unmöglich, die Wohnung zu verlassen. Aber wenn ihr erster Arbeitstag kam, würde sie nicht mehr zurückkehren. Es würde schwer werden, Leo die Vollmachten zu entziehen. Bestimmt könnte sie ein paar Tage bei Nadine wohnen, bis sie eine neue Wohnung
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