Dein - Grünberg, L: Dein
Zeitlang hatte Sophie Bücher zum Thema »Wie werde ich erfolgreich?« oder »Wie manipuliere ich richtig?« gelesen. Zwar war ihr Job nur bedingt geeignet, auf der Karriereleiter nach oben zu steigen, aber wenn – dann brauchte es dazu die richtige Strategie. Sie war überrascht gewesen, mit welchen einfachen Mechanismen sich das Blatt in der einen oder anderen Situation wenden ließ. Nur an Leo würde sie sich die Zähne ausbeißen, das fühlte sie instinktiv, ohne es bisher aktiv ausprobiert zu haben. Sie brauchte ihm nur in die Augen zu sehen und bekam schon weiche Knie. Wie sollte sie ihn dann ihrerseits um den Finger wickeln? Sie wusste ja nicht einmal, ob ihn ihre Tränen berührt hatten oder ob er schlicht nur wissen wollte, was mit ihr los war.
Leo gab ein tiefes Seufzen von sich, das so gar nicht nach dominantem Herrn klang, und Sophie sah verblüfft auf.
»Wieso vertraust du mir nicht, Sophie?«
Sie schluckte. »Aber, aber – ich vertraue Ihnen d-d-doch, Herr«, stotterte sie. Sein Blick wirkte dermaßen gekränkt, als hätte sie ein Kapitalverbrechen begangen. Sofort regten sich Schuldgefühle, weil sie telefoniert hatte. Aber das wusste er doch gar nicht. War er in der Lage solches Fehlverhalten aus ihr herauszukitzeln, weil er eine Ahnung hatte? Oder lenkte ihr Unterbewusstsein ihre Gesten, ihre Haltung auf eine Weise, die Schuldbewusstsein signalisiert, ohne dass ihr dies klar war?
Sophies Lippen bebten. »Was ist Herr?«
»Wenn du mir vertraust, warum erzählst du mir dann nicht offen heraus, was dich bedrückt? Es geht nicht um den Keuschheitsgürtel. Nicht nur.«
Am liebsten hätte Sophie sich vor ihm niedergekniet und gewimmert. Ja, Herr. Ja, Sie haben recht. Ich bin eine notorische Lügnerin, immer zu meinen Gunsten, bitte verzeihen Sie mir. Aber sie war starr vor Anspannung.
»Du bist nicht der Typ Frau, der wegen Nichtigkeiten in Tränen ausbricht.«
Als Nichtigkeit würde sie den Keuschheitsgürtel nicht gerade bezeichnen. Das war gemein von ihm, so darüber zu denken. Die Wut über seine Meinung trieb ihr erneut Tränen in die Augen. Aber sie würde nicht wieder weinen. Es war demütigender als alles andere, sich so weich und verletzlich zu zeigen. Sophie schluckte.
»Lass mich raten, Sklavin. Deine Verzweiflung hat etwas damit zu tun, dass du heute sehr erregt warst, ich dir aber wieder keinen Orgasmus gegönnt habe?«
Sophie schaffte es nicht, dem inneren Druck standzuhalten und brach erneut in Tränen aus.
Leo änderte seine Sitzposition, grätschte ein wenig seine Beine und deutete auf den Boden dazwischen. »Komm zu mir, Sophie.«
Seine Stimme klang sanft und Vertrauen erweckend. Sophie gehorchte. Sie schälte sich aus der Decke und kniete sich mit gesenktem Kopf vor ihn.
»Ich bin zufrieden mit dir, Sklavin. Du warst heute sehr artig und du lernst schnell. Ich weiß, es ist alles noch neu für dich und vermutlich nicht ganz so, wie du dir das vorgestellt hast. Aber du wirst dich schnell daran gewöhnen, und wenn du weiter brav bist, gibt es auch Belohnungen. Wir werden oft und intensiv unseren Spaß im Spielzimmer haben«, versprach Leo. Er beugte sich vor und streichelte ihre Wange. Sophie drückte sich leicht dagegen. Es fühlte sich gut an. »Du musst dich fallen lassen, du musst mir vertrauen. Dann wirst du ruhiger und dich besser fühlen. Glaub mir, ich weiß, was gut für dich ist. Es liegt ganz bei dir, wie lange dieser Prozess andauert und wie unangenehm er ist«, mahnte er sie sanft.
»Hmmm«, wimmerte Sophie und kämpfte gegen ihre Tränen an.
Leo gab ein leises Knurren von sich.
»Warst du jemals wirklich verliebt? Mit Schmetterlingen im Bauch, schlaflosen Nächten, dem Gefühl, du hältst es keine Minute ohne den Mann deines Herzens aus?«
Was bezweckte er mit dieser poetischen Frage?
»Nun ja, ähm, weiß nicht, wahrscheinlich nicht wirklich«, wich sie ihm ratlos aus.
»Und warum warst du dann solange mit Alex zusammen?«
Sophie schnappte nach Luft. Leo hatte seine Nachforschungen offenbar gründlich betrieben. Er schien alles über sie zu wissen, während sie über ihn ganz wenig wusste. Er kannte sogar den Namen ihres Ex-Freundes.
»Na ja, am Anfang fand ich ihn ganz süß, er hat sich richtig Mühe gegeben, damit ich seine Freundin werde.«
»Aha. Süß.« Leo äffte sie mit verächtlichem Unterton nach.
Sophie zuckte mit den Schultern. »Ähm, ist vielleicht nicht die richtige Wortwahl. Ich fand ihn tatsächlich ganz nett, es hat mir gefallen,
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